Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet UWE

(getauft am 21.11.2010)

 

Am 21.11. wurde das Grönlandhoch auf den Namen UWE getauft. Dieses hatte sich nach Durchzug eines kleinen Tiefs am 17.11. über Grönland neu gebildet und erhielt vom diensthabenden Meteorologen an der Freien Universität Berlin einen Namen, da mit einer Verlagerung nach Europa gerechnet wurde. Obwohl UWE am Tag seiner Taufe schon einen Kerndruck von 1045 hPa hatte, ließ die Verlagerung noch auf sich warten. Gleichzeitig bildete sich in der Höhe ebenfalls ein Hoch aus und blieb dort einige Tage stationär.

Die Stärke von UWE machte sich insbesondere auf dem Summit bemerkbar, der die höchste Stelle des Grönländischen Eisschildes in etwa 3216 Meter Höhe markiert und am 72. nördlichen Breitenkreis liegt. An der dortigen Station wurde nach dem Durchzug des Tiefs eine Tiefsttemperatur von -55°C und ein Stationsdruck von 660 hPa gemessen. Am Tag der Taufe stieg die Temperatur aber schon bis auf -17°C und der Druck lag bei 685 hPa. Der Grund dafür liegt in der vom Nordatlantik hergeführten Warmluft. In 500 hPa (ca. 5,5 km Höhe) stieg die Temperatur bis auf -20°C. Zum Vergleich: Über Deutschland, den Balearen und Sizilien wurden zum gleichen Zeitpunkt in dieser Höhe -25 bis -27°C gemessen.

Erst ab dem 26.11., als mit ca. 1048 hPa der höchste Kerndruck auf Spitzbergen gemessen wurde, zog das Höhenhoch langsam nach Süden und ermöglichte so UWE, den Weg nach Europa einzuschlagen. 3 Tage später reichte das Zentrum von Island bis nach Skandinavien. Während auf der Westseite von UWE warme Luft nach Island transportiert und dort als Minimum- und Maximumtemperaturen milde 2 bis 6°C gemessen wurden, strömte auf der Ostseite arktische Kaltluft nach Skandinavien, wo dementsprechend strenger Frost herrschte. In Trondheim beispielsweise fiel das Thermometer auf ein Minimum von -17,1°C und stieg auf ein Tagesmaximum von -11,5°C, am nächsten Tag erreichte das Maximum sogar nur -15,0°C.

Am 30.11. spaltete das sich ohnehin schon lang gestreckte Zentrum von UWE in zwei Teile auf. UWE I lag weiterhin über Skandinavien, UWE II verlagerte sich von Island südwestwärts auf den Nordatlantik. Genau im Zentrum von UWE I lag Oslo, wo die Temperatur in der Nacht bis auf -19,5°C sank und am Tag auch nur bis auf -11,5°C anstieg. Der meteorologische Winteranfang (01.12.) war nicht nur von der Bodenwetterkarte her interessant, sondern auch für das Wettergeschehen in Deutschland. Hoch UWE wurde erstmalig mit 3 Zentren analysiert: aus UWE I über Skandinavien bildete sich ein weiterer Ableger über Westrussland aus, der als Teil I weitergeführt wurde, der Teil über Skandinavien als UWE II. Das weiter retrograd (das bedeutet westwärts, was innerhalb der Gemäßigten Breiten eher selten der Fall ist) ziehende Zentrum UWE III (ehemals UWE II) erreichte die südliche Labradorsee, erschien aber namentlich ab dem 03.12. nicht mehr auf der Bodenwetterkarte. Trotzdem blieb das hoch sehr stabil, wurde am 09.12. auf den Namen WARREN getauft und zog zurück nach Westeuropa.

Obwohl UWE I und II nicht direkt über Deutschland lagen, beeinflussten beide hier trotzdem maßgeblich das Wetter. Zusammen mit dem Tief KATHARINA, welches sich von Norditalien über die Alpen schob, stellte sich eine kräftige Nordost- bis Ostströmung ein, die neben eisigen Temperaturen auch zu kräftigem Wind führte. So wurde an der Station Berlin-Dahlem nur -8 bis -10°C gemessen, während der Wind in Böen mit bis zu 61 km/h die Windstärke 7 erreichte und für zahlreiche Schneeverwehungen sorgte.

Am 03.12. konnte sich UWE I, welches inzwischen am südlichen Ural angekommen war, regenerieren und seinen Kerndruck auf über 1040 hPa steigern. UWE II dagegen schwächte sich über Skandinavien immer weiter ab und löste sich durch das weiter nordwärts ziehende Tief KATHARINA ganz auf. Das verbliebene Zentrum von UWE zog am 05.12. über den Ural nach Westsibirien und verließ so endgültig den Bereich der Berliner Wetterkarte. Inklusive der Entstehungszeit betrug die Lebensdauer von Hochdruckgebiet UWE etwa 19 Tage.

 


Geschrieben am 05.01.2011 von Matthias Treinzen

Wetterkarte: 01.12.2010

Pate: Dr. Uwe Hartmann