Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet UWE

(getauft am 23.05.2018)

 

Im Mai 2018 befand sich eine großräumige Hochdruckzone über dem Nordatlantik, die durch das nach Norden verlagerte Aktionszentrum des Azorenhochs verursacht wurde. Am 23.05.2018 wurde in Prognose auf den Folgetag das Hochdruckgebiet UWE getauft, da nach Vorhersagen ein östlicher Ausläufer dieser Hochdruckzone hinter einer Kaltfront des Islandtiefs, die südlich bis auf die Höhe von Lissabon reichte, das Wettergeschehen in Mitteleuropa beeinflussen sollte. Die Antizyklone UWE wurde am 24.05. mit einem Druck von etwa 1030 hPa im Zentrum erstmals auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet.

Im Laufe des 25.05. zog das Hoch UWE Richtung irische Westküste. Dabei bildete es mit dem vorangegangenen Hoch TEWS eine Hochdruckbrücke, die bis nach Moskau reichte. An deren Südrand wurde mit einer östlichen bis südöstlichen Strömung warme und trockene Luft nach Mitteleuropa geführt, wodurch die Temperatur in Berlin auf 27°C und in Wolfsburg und Leipzig auf 26°C stieg.

Am 26.05. um 02 Uhr MESZ, was 00 Uhr UTC entspricht, lag der Kern des Hochs UWE unmittelbar nördlich von Schottland und führte in Glasgow zu einem Temperaturanstieg von ungefähr 4 Grad innerhalb eines Tages, bei bis zu 15 Sonnenstunden in den schottischen Highlands, was der astronomisch maximal möglichen Sonnenstundenanzahl Ende Mai in Schottland entspricht. Zwischen den beiden Hochs UWE und TEWS strömte vorübergehend kalte Luft aus Norden nach Südschweden. Diese an der norwegisch-schwedischen Grenze verlaufende Kaltfront gehörte zu einem unbenannten Tief mit Zentrum südwestlich von Spitzbergen. Jene Konstellation zeigte sich auch auf der 500hPa-Karte, was einer Höhe von etwa 5,5 km entspricht: Über den Bodenhochs UWE und TEWS befanden sich zwei ausgeprägte Höhenhochs, eines mit Zentrum nordwestlich von Schottland, das andere an der russisch-weißrussischen Grenze. Am 26.05.2018 wurde diese Hochdruckbrücke in der mittleren Troposphäre kurzzeitig von einem Höhentief, was sich zuvor vom einem zum Bodentief WILMA gehörigen Höhentief abgespaltet hatte, unterbrochen. Dies führte vereinzelt zu leichtem Niederschlag in Nordwestdeutschland, bspw. wurden in Strausberg 5 mm in 24 Stunden gemessen. Dieser Höhentiefausläufer verlagerte sich innerhalb eines Tages bis in die Alföld nach Ostungarn, sodass das zu Hoch UWE gehörige Höhenhoch bis über das Baltikum zog und die bodennahe Kaltfront nach Nordwestrussland abdrängte.

Zum Folgetag ist der Wirbel UWE nahezu stationär geblieben und verlagerte sich nur langsam zum skandinavischen Festland, wobei seine West-Ost-Ausdehnung von der Ostküste Großbritanniens bis zur finnischen Ostseeküste reichte. In Trondheim stieg die Temperatur bei wolkenlosem Himmel innerhalb eines Tages von etwa 12 auf 17°C, in Bergen von 17 auf 21°C. Dass es bei Hochdruckeinfluss kaum zu Wolkenbildung kommt, liegt daran, dass die Luft beim Absinken adiabatisch, d.h. ohne Wärmeaustausch mit der Umgebungsluft, erwärmt wird, wodurch keine Kondensation möglich ist. Der im Gesamtverlauf stärkste Druck von etwa 1035 hPa wurde hierbei erreicht.

Am 28.05. zog das Hoch UWE ostwärts, wobei das Zentrum mit einem Druck von ca. 1030 hPa Finnland und Westrussland erreichte. Dabei erstreckten sich Ausläufer des Wirbels UWE vom östlichen Großbritannien bis an die Wolga, und in Nord-Südrichtung vom Nordkap bis an den Mittellandkanal. Am Südrand des Hochs UWE wurde weiterhin trockene Kontinentalluft aus östlicher Richtung nach Norddeutschland geführt. Der dadurch verursachte schwache Wind wehte im Mittel mit Stärke 2 und in Spitzen mit Stärke 5 auf der Beaufort-Skala. Im Laufe des Tages wurde diese Strömung durch einen zunehmenden Druckunterschied aufgrund eines nordwestlich ziehenden Ausläufers des Tiefs WILMA mit Zentrum über Südwestdeutschland verstärkt, sodass bspw. in Dresden im Zeitraum von 14 bis 20 Uhr MESZ vereinzelt Böen der Stärke 7 Bft., also über         50 km/h gemessen wurden.

Zum 29.05. zog die Antizyklone UWE weiter über Russland, sodass u.a. die russischen Städte Gorki, Kasan und Samara vollständig in den Hochdruckeinfluss von Antizyklone UWE gelangten. Zwischen dem Hoch UWE und der Konvergenzzone des Tiefs WILMA mit Zentrum über Südwesteuropa strömte trockene Kontinentalluft westwärts und führte in der Nordhälfte Deutschlands weiterhin zu sommerlich warmen Wetter. In Magdeburg wurden bspw. 32°C und in Berlin 28°C gemessen. Das Wetter in Süd- und Westdeutschland wurde derweil von dem Tief WILMA bestimmt. Eine Konvergenzzone ist ein Bereich zusammenströmender Luft mit Neigung zu Instabilität. Dabei setzte sich die über Skandinavien verlaufende Hochdruckbrücke mit dem Hoch VINICIUS, das am 29.05.2018 südwestlich von Island entstand, fort. In der mittleren Troposphäre dominierte allerdings zunehmend ein Höhentief, welches sich wieder als Kaltlufttropfen vom Tief WILMA abgespaltet hatte und über einige Tage nahezu stationär über Dänemark verharrte. Dies führte zum Aufsteigen bodennaher Luftmassen, sodass sich einerseits stärkere Bewölkung über Dänemark, Schleswig-Holstein, Teilen Niedersachsens und den Niederlanden bildete. So wurde bspw. in Amsterdam, Den Haag und Emden im gesamten Tagesverlauf ein Bedeckungsgrad von 100% gemeldet. Andererseits entstand ein Bodentief, was über dem Emsland und der Niederrheinischen Tiefebene zu Niederschlag von bis zu 10 mm innerhalb von 6 Stunden führte.

Im Laufe des Folgetags verlagerte sich das Hochdruckgebiet UWE südostwärts bis ans Schwarze Meer, wodurch in Odessa 18°C, in Dnjepropetrowsk und Krasnodar 17°C gemessen wurden. Dabei schwächte sich das Hoch weiter ab. Der Druck im Zentrum lag nur noch bei etwas über 1020 hPa. Diese Abschwächung wurde durch das vertikale Ausströmen der Luft in Richtung eines schwachen Höhentiefs verursacht.

Am 31.05. verließ das Hoch UWE den Analysebereich der BWK und wurde auf dieser nicht mehr verzeichnet.