Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet VALESCA

(getauft am 21.10.2003)

 

Ein kräftiger Kaltluftvorstoß aus polaren Breiten setzte sich um den 21.10.2003 südwärts in Bewegung und leitete über Mitteleuropa eine ungewöhnlich kühle Witterungsperiode ein. Dabei entstand über Skandinavien eine Hochdruckzelle, die in der Berliner Wetterkarte auf den Namen VALESCA getauft wurde.

Im ruhigen Kernbereich des Hochs konnte es sich stark abkühlen: Am Morgen des 22.10.2003 wurden in den „Kältelöchern“ Skandinaviens ungewöhnlich niedrige Minima registriert. In Roros (Norwegen) ging die Temperatur auf –20°C zurück, in Vilhelmina (Schweden) waren es –18°C.

In den nächsten Tagen verstärkte sich das Hochdruckgebiet VALESCA  und konnte seinen Einfluss auf Mitteleuropa ausdehnen, nach dem 24.10.2003 schwächte es sich wieder ab.

Mit VALESCA wurden kalte Luftmassen arktischen Ursprungs auch nach Deutschland transportiert, sie sorgten bei uns für ungewöhnlich frühe teils mäßige Nachtfröste.

Die Kaltluft hielt sich so hartnäckig, dass bei Ankunft des nächsten Tiefs, der Regen über Deutschland teilweise in Schnee überging. So bildete sich im westlichen Niedersachsen und nordwestlichen Nordrhein-Westfalen teils eine dünne Schneedecke. Oldenburg zum Beispiel meldete am Mittag des Tages eine Schneehöhe von 4 cm, was für Oktober in dieser Region ein beachtlicher Wert ist.

Auch am Morgen des 25.10.2003 wurden von dort noch immer Schneereste gemeldet. Aufgrund des fehlenden Sonnenscheins lagen die Höchstwerte im Extrembereich der um diese Jahreszeit möglichen Werte. Zum Teil wurde in Münster mit einem Maximum von 3,2°C das bisher tiefste Maximum vom 31.10.1993 mit 5,5°C deutlich unterschritten. In der Lüneburger Heide gab es stellenweise sogar einen Eistag (Soltau Maximum –0,5°C). In Berlin-Dahlem wurde am 24.10.2003 mit einem Klimaminimum von -4,9°C die tiefste Oktobertemperatur seit 1922, also seit 81 Jahren eingestellt, wenn auch der Wert vom 28.10.1997 mit –4,8°C nur unwesentlich unterschritten wurde.

Das Zentrum der höhenkältesten Luft im 850-hPa-Niveau überquerte den Berliner Raum erst am Abend. Die um 18 UTC über Lindenberg aufgelassene Radiosonde ermittelte eine Temperatur von –11°C in diesem Niveau. Dies ist die tiefste jemals im Oktober festgestellte Temperatur im Berliner Raum in diesem Höhenniveau.

Am 25.10.2003 wurde diese arktische Luftmasse ostwärts abgedrängt. Im Bereich der am 26.10.2003 nur noch schwach ausgeprägten Hochdruckzone VALESCA, die sich über Südfrankreich über die Alpen hinweg bis zu den Karpaten erstreckte, wandelte sich die eingeflossene kalte Luft arktischen Ursprungs in eine subpolare Festlandsluft um, innerhalb der es in der Nacht zum 26.10.2003 bei klarem Himmel auch in Südfrankreich wieder leichten Frost gab. Im Süden Ungarns sank die Temperatur unter –5°C, örtlich sogar bis –7°C.

Innerhalb der nächsten 24 Stunden hatte sich das Hoch VALESCA unter erheblicher Abschwächung südostwärts bewegt, ehe es am 27.10.2003 letztmalig in der Berliner Wetterkarte analysiert wurde.

Geschrieben am 21.11.2003 von Jana Neuber

Wetterkarte: 24.10.2003

Pate: Astrid Montanes-Weiss