Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet VARNIA

(getauft am 05.12.2013)

 

Anfang Dezember 2013 verlagerte sich ein Hochdruckgebiet vom Nordwesten Nordamerikas über den Nordatlantik in Richtung Europa. Da diese Antizyklone Einfluss auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa nehmen sollte, wurde sie am 05.12. auf den Namen VARNIA getauft.

Das Einflussgebiet des Hochs VARNIA, welches einen Kerndruck von 1040 hPa aufwies, erstreckte sich an seinem Tauftag um 01 Uhr MEZ vom zentralen Nordatlantik bis nach Süd- und Teilen Westeuropas. Hochdruckgebiete entstehen, wenn Luftmassen großflächig absinken, dies führt gleichzeitig zur Wolkenauflösung. So meldeten zahlreiche Stationen in Spanien und Italien um 07 Uhr MEZ einen wolkenlosen Himmel.

Am darauffolgenden Tag dominierte der Wirbel XAVER mit Zentrum über Ostschweden Nord- und Mitteleuropa. Die Zyklone VARNIA schwächte sich leicht auf 1035 hPa ab und befand sich weiterhin über dem Ostatlantik. Dabei reichte ihr Einfluss auch bis nach Spanien und dem Süden Frankreichs, wodurch vermehrt Temperaturanstiege beobachtet wurden. Den größten Anstieg konnte dabei Bordeaux verzeichnen. Hier wurde mit 11°C ein im Gegensatz zum Vortag um 8 Grad höheres Tagesmaximum registriert. Allerdings kam es durch die Tiefausläufer des Wirbels XAVER vor allem in Frankreich zu leichten Niederschlägen. In Spanien wurde hingegen um 07 Uhr MEZ abermals verbreitet ein wolkenloser Himmel gemeldet.

Auch am 07.12. brachte das Hoch VARNIA sonniges Wetter in Frankreich und Spanien. Das Zentrum der Antizyklone lag über der französischen Westküste und besaß einen Druck von rund 1033 hPa. Im Zusammenspiel mit dem Tief YODA nahe Südgrönland gelangte kühle Subpolarluft nach Frankreich und die Schweiz. Große Temperaturunterschiede zum Vortag wurden dabei aber nicht mehr beobachtet. Allerdings fielen die Temperaturminima in der Nacht zum 08.12. vor allem in Frankreich nun an mehreren Stationen unterhalb des Gefrierpunktes. In Bordeaux wurde beispielsweise ein um 5 Grad niedrigerer Tiefstwert der Temperatur von -3°C im Gegensatz zur vorherigen Nacht registriert. In Toulouse fiel dieser von 2°C auf nun -2°C und Marseille meldete eine um 2 Grad niedrigere Tiefsttemperatur von -1°C. Im Vergleich dazu sank die Temperatur in Paris und Brest nur auf 5 bzw. 4°C, da hier durch den Einfluss der Ausläufer des Tiefs YODA ein höherer Bedeckungsgrad vorhanden war und damit eine geringere Auskühlung des Bodens erfolgte, als dies in den ansonsten wolkenarmen Regionen Frankreichs geschah.         

In den folgenden Tagen verblieb das Hoch VARNIA über Zentralfrankreich bzw. im weiteren Verlauf über den Westalpen. Dabei intensivierte sich der Kerndruck auf über 1036 hPa. Aufgrund des Zusammenschlusses mehrerer Hochdruckzentren wurde die Antizyklone VARNIA Teil eines ausgedehnten Hochdruckkomplexes, welches das Wetter in Süd- und vor allem Westeuropa weiter beeinflusste, und zeitweise bis zur Türkei reichte. Auch der Südwesten Deutschlands lag innerhalb des Hochdruckeinflusses. So wurden hier am 10.12. bis zu 7 Sonnenstunden und eine Höchsttemperatur von 10,4°C in Öhringen registriert. In den Nächten fiel die Temperatur durch die starke Auskühlung vielerorts aber wieder in den Frostbereich.

Bereits im Laufe des 10.12. bildete das Hoch VARNIA mit dem Hoch WANDA eine ausgedehnte Hochdruckzone, welche von Spanien bis zum Weißen Meer reichte, wobei die beiden Hochdruckzentren über Ostdeutschland und Tschechien durch eine Luftmassengrenze getrennt wurden. Dieser Zusammenschluss hielt auch bis zum 11.12. an, wobei sich das Hoch WANDA weiter nach Süden verlagert hatte und die Luftmassengrenze nun von Polen bis über die Adria reichte. Das Hoch VARNIA befand sich um 01 Uhr MEZ dieses Tages mit seinem Zentrum über den Zentralalpen. Der Kerndruck betrug dabei etwa 1037 hPa. Durch die unter Hochdruckeinfluss bedingte Wolkenauflösung und der damit verbundenen Auskühlung der Luft kann diese kondensieren und dadurch Nebel entstehen. So meldeten beispielsweise Chemnitz, Trier, Konstanz, Salzburg und Mailand um 07 Uhr MEZ Nebel. In Luxemburg, Genf und Lyon sowie in Bournemouth und London-Heathrow wurde sogar gefrierender Nebel beobachtet.

Bis zum 12.12. verlagerte sich die Antizyklone VARNIA weiter nach Osten und befand sich um 01 Uhr MEZ dieses Tages mit ihrem Zentrum über Ungarn. Dort verblieb das Hochdruckgebiet unter leichter Abschwächung auch stationär bis zum darauffolgenden Tag. Der Einflussbereich umfasste an diesen beiden Tagen ein Gebiet von der Balkan-Halbinsel bis nach Frankreich und Spanien, sowie von Norddeutschland und Polen bis nach Nordafrika. Dabei stieg durch einfließende Subtropikluft aus dem Süden die Temperatur in Spanien bis auf 20°C, wie zum Beispiel am 13.12. in Sevilla und Malaga gemessen. Auch im Süden Frankreichs wurden am selben Tag noch 15°C in Nizza und 14°C in Toulouse sowie Marseille erreicht. In Deutschland führte der Einfluss von hochnebelartiger Bewölkung zu sehr unterschiedlichen Temperaturen. Dadurch meldeten Stationen, welche oberhalb dieser Nebelschicht gelegen waren, deutlich höhere Temperaturen, als Stationen in niedrigeren Höhenlagen. So wurde am 12.12. unter Hochnebel in Hof nur eine Höchsttemperatur von 2°C erreicht, wohingegen im Erzgebirge auf über 600m in Carlsfeld 11,4°C und in Marienberg 11,7°C gemessen wurden. Auch außerhalb Deutschlands kam es durch den Wolkeneinfluss zu großen Temperaturunterschieden. Während am 12.12. unter wolkenarmen Verhältnissen an der kroatischen Adriaküste in Rijeka 14°C und in Dubrovnik 15°C erreicht wurden, stieg die Temperatur bei starker Bewölkung in Budapest und Belgrad lediglich auf 2°C.

Am 14.12. lag das Hoch VARNIA mit seinem Zentrum und einem Druck von 1030 hPa weiter westlich als am Tag zuvor über der Schweiz. Es sorgte auch an diesem Tag für überwiegend sonniges Wetter über großen Teilen Süd- und Mitteleuropas sowie über der Balkan-Halbinsel, wobei aber die Ausläufer eines Tiefs über Island auch Wolken und Niederschlag mit sich brachten. Am Morgen wurde verbreitet erneut Nebel gemeldet. So beispielsweise in Bordeaux, Klagenfurt, Zagreb und Venedig. Außerdem wurden abermals je nach Bewölkung sehr unterschiedliche Höchsttemperaturen erreicht. Während zum Beispiel in Mailand die Temperatur im Tagesverlauf auf 13°C anstieg, wurden in Venedig nur 4°C gemessen. Noch gravierender war der Unterschied in Kroatien. Aus Rijeka und Dubrovnik wurden 12 bzw. 14°C gemeldet, wohingegen in Zagreb im Landesinneren die Temperatur mit -1°C unterhalb des Gefrierpunktes blieb.

Die Antizyklone VARNIA verstärkte sich bis zum 15.12. leicht und befand sich um 01 Uhr MEZ weiterhin über der Schweiz. In Florenz stieg dabei die Temperatur auf 17°C an und fiel in der darauffolgenden Nacht auf -1°C ab. In Deutschland löste sich der am Morgen noch bestehende Nebel während des Vormittages auf. Dort, wo er sich aber bis zu den Mittagstunden hielt wurden nur niedrige Temperaturen erreicht. Um 13 Uhr MEZ wurde in Konstanz nur -1°C gemessen. Ohne Nebeleinwirkung stieg die Temperatur deutlich höher. So zum Beispiel in den Bergen und im Vorland der Mittelgebirge. Zur gleichen Zeit meldeten Wernigerode 12°C und Freudenstadt im Schwarzwald 14°C. Auf dem Hohenpeißenberg in Südbayern betrug die Temperatur 16°C.

Im weiteren Verlauf verlagerte sich das Hochdruckgebiet VARNIA nach Osten und lag mit seinem Zentrum um 01 Uhr MEZ über Ungarn. Der Kerndruck betrug dabei rund 1037 hPa. Deutschland befand sich an diesem Tag weiterhin im Einflussbereich der Antizyklone. Durch den Drehsinn im Uhrzeigersinn wurde an der Westflanke des        Hochs Luft aus den Subtropen herangeführt. Besonders im Gebirgsraum wurde es dabei sehr mild. In Freudenstadt wurden 15,1°C, auf dem Hohenpeißenberg 16°C und selbst auf der Zugspitze 1,7°C erreicht. Hier sank die Temperatur in der Nacht auch nicht so stark ab, wie in niedrigeren Höhenlagen. Als Tiefsttemperatur meldete Freudenstadt 8°C und Marienberg 9°C. In Ost- und Südosteuropa herrschte zur gleichen Zeit Subpolarluft vor, welche dafür sorgte, dass die Temperatur beispielsweise in Zagreb auf 0°C und in Ljubljana auf gerade einmal -2°C im Tagesverlauf anstieg. In Zagreb wurden außerdem um 07 Uhr MEZ dieses Tages Eisnadeln gemeldet. Diese können aus der in der Luft vorhandenen Feuchtigkeit entstehen, wenn Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes auftreten, wie dies hier durch die nächtliche Abkühlung und die schwache Erwärmung am Tag erfolgte.

Nach einer weiteren Verlagerung in Richtung Osten wurde das Hoch VARNIA in der Nacht zum 17.12. über Westrumänien analysiert. Es besaß zu diesem Zeitpunkt einen Zentrumsdruck von etwa 1040 hPa. Der Einflussbereich reichte auch an diesem Tag bis nach Deutschland. Am Hohenpeißenberg wurden dabei nochmals 16°C erreicht. In Aue wurden 15°C und in Marienberg 13°C gemessen. Derweil erhöhten sich die Temperaturunterschiede in Teilen Südosteuropas immer mehr. Während in Zagreb unter einer Nebeldecke nur -3°C als Höchsttemperatur gemeldet wurde, erreichte sie bei geringer Bewölkung in dem rund 500 km entfernten Dubrovnik 15°C und in dem 150 km entfernten Rijeka sogar 16°C.

Bis zum darauffolgenden Tag schwächte sich die Antizyklone VARNIA wieder ab, wodurch der Druck im Zentrum, welches sich weiterhin über Westrumänien befand, nur noch ca. 1035 hPa betrug. In der vergangenen Nacht fiel die Temperatur im Einflussbereich des Hochs von Ost- bis Südeuropa sowie den Alpenländern unterhalb der Nullgradgrenze. In Innsbruck und Sofia wurden -7°C und in Poprad -8°C als Tiefsttemperatur gemessen.

In den folgenden zwei Tagen verlagerte sich das Hoch VARNIA unter Abschwächung nach Osten über das Schwarze Meer bis über den Südwesten Russlands. Der Einflussbereich erstreckte sich von Italien bis nach Südwestrussland. Abermals sank die Temperatur in der Nacht vielerorts deutlich unter 0°C. In der Nacht auf den 20.12. betrug die Minimaltemperatur in Poprad -12°C.

Der 20.12. war auch der letzte Tag an dem die Antizyklone VARNIA auf der Berliner Wetterkarte erschien, denn im weiteren Verlauf zog das Hochdruckgebiet weiter nach Osten Richtung Kasachstan und verschwand somit aus dem Analysebereich.

 

 

 

Geschrieben von Sebastian Wölk

Berliner Wetterkarte: 11.12.2013

Pate: Varnia Jacobs