Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
VERA
(getauft
am 24.06.2019)
Die Vergabe von Namen an
Hoch- und Tiefdruckgebiete wird von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte
für Druckgebilde durchgeführt, die einen Einfluss auf die Großwetterlage in
Europa haben. Am 23.06.2019 befand sich das ausgedehntes Hochdruckgebiet ULLA
mit Zentrum über Südschweden. Aufgrund der Verlagerung eines Troges, also eines
Tiefdruckgebietes in der höheren Atmosphäre, vor der südwestlichen Küste
Europas schwächte sich die Westwinddrift oberhalb des Troges ab. Dadurch konnte
sich die Antizyklone ULLA nach Westen ausbreiten. Südlich von Island kam der
Höhenwind auf der 500-hPa-Karte, was einer Höhe von ca. 5,5 km entspricht, nahezu
zum Erliegen, was die große Entfernung der Isobaren bekräftigten. In diesem
Bereich konnte sich ein zweites Hochdruckzentrum ausbilden, welches auf der
Analysekarte vom 24.06. auf den Namen VERA getauft wurde.
Das Hoch VERA war am
24.06. ca. 700 km südlich der isländischen Hauptstadt Reykjavik verortet. Der
Druck im Zentrum betrug etwas über 1025 hPa. Damit lag der Druck deutlich über
dem durchschnittlichen Bodendruck von 1013 hPa. Die Antizyklone VERA erstreckte
sich weitere rund 1.000 km nach Westen und ca. 1.300 km von Nord nach Süd. Die
Ausdehnung im Osten war schwer bestimmbar aufgrund des fließenden Übergangs in
das Hoch ULLA. Allerdings war der Hochdruckeinfluss in Island und im Norden
Großbritanniens aufgrund von Tiefdruckausläufern nicht anhand von Messwerten
erkennbar.
Am nächsten Tag dehnte
sich die Antizyklone VERA aus, wodurch der Druck ebenfalls auf über 1030 hPa anstieg.
Das Hoch VERA erstreckte sich nun bis nach Skandinavien, weshalb es in zwei
unterschiedliche Hochdruckzentren aufgeteilt wurde, welche mit den römischen
Ziffern I und II identifiziert werden. Durch die schnellere Erwärmung von Land
unter Sonneneinstrahlung erwärmte sich die Landmasse Islands, weshalb die
Temperaturen um bis zu vier Kelvin in Ásbyrgi anstiegen.
Am Vortag lag die Maximaltemperatur bei 16°C, am 25.06. bei 20,4°C.
Ähnliches galt auch bei
der Station Egilsstaðir mit einer Erhöhung der
Temperatur von 15°C auf 19°C. Gleichzeitig gab es im Norden Schottlands immer
wieder heitere Abschnitte, weshalb in der Nähe von Edinburgh die Sonne acht
Stunden schien. Auch an der Westküste
Schottlands war es lokal sonnig, wie auf der Insel Tiree
mit 14 Sonnenstunden.
Am Sonntag, dem 26.06.,
verlagerte sich ein unbenanntes Tiefdruckgebiet von Grönland bis nördlich der
skandinavischen Halbinsel, weshalb der Hochdruckeinfluss in diesem Bereich
abgeschwächt wurde und Hoch VERA mit seinem Zentrum 1.000 km vor der Westküste
Großbritanniens lag. Trotzdem erhöhte sich der Druck auf 1035 hPa, wobei
besonders in Großbritannien der Luftdruck mit 1030 hPa sehr hoch war. Dadurch
löste sich die Bewölkung auf und im Vereinigten Königreich wurde verbreitet ein
sonniger bis heiterer Sommertag erlebt. Beispielsweise wurden im irländischen
Ort Shannon 13 Sonnenstunden registriert. Der sonnigste Ort des Tages war
wiederum Tiree mit rund 16 Sonnenstunden. Die
Temperaturen in Großbritannien stiegen nur langsam an, weshalb nur vereinzelt
bis zu 23°C wie beispielsweise in Glasgow erreicht wurden.
Am nächsten Tag befand
sich das Zentrum des Hochs VERA an der gleichen Stelle wie bereits am Vortag.
Allerdings hatte sich der Hochdruckeinfluss bis zu den Beneluxländern
ausgeweitet. Durch die ungestörte Globalstrahlung in Großbritannien und Irland
erwärmte sich die Luftmasse zunehmend, sodass an vielen Stationen ein
Sommertag, was einer Maximaltemperatur von über 25°C bedeutet, gemessen wurde.
In Valentia erreichten die Temperaturen 27°C und in Shannon sogar 28°C. Zudem
war es in Großbritannien und Frankreich durchgängig sonnig, weshalb oft die
höchstmögliche Sonnenstundenanzahl von über 16 Stunden erreicht wurde, im
nordostschottischen Kinloss sogar bis zu 17 Stunden.
Bis 00 Uhr UTC am 28.06. verlagerte
sich das Frontensystem von Tief NASIR mit Kern westlich von Frankreich nach Südwesten.
Dadurch konnte sich die Antizyklone VERA nach Osten fortbewegen und lag somit
über der Nordsee. Dadurch geriet neben Großbritannien und Skandinavien auch
Deutschland in den Hochdruckeinfluss. In den genannten Regionen wurde
verbreitet eine zweistellige Sonnenstundenanzahl registriert. Beispielsweise in
Berlin-Dahlem schien die Sonne 11 Stunden bei einer Maximaltemperatur von
23,4°C. Im Vergleich zu den vorherigen Tagen war es kühl, weil Hoch VERA auf
Grund der Drehrichtung von Antizyklonen aus dem Nordwesten vergleichsweise
kühle und maritime Luft mitführte. In der Vorwoche waren die Temperaturen in
Deutschland durch einen ausgeprägten Keil und die damit verbundene heiße
Saharaluft auf knapp unter 40°C angestiegen. Trotzdem blieb es weiterhin
trocken, wodurch sich die sehr hohe Waldbrandgefahr weiter zuspitzte. Die
maritime Luftmasse war nicht genügend labil, um Schauer und Gewitter
auszulösen.
Am 29.06. befand sich Hoch
VERA auf der Vorderseite eines Keils in 500 hPa, welcher maßgeblich die
Druckgebilde auf Bodenniveau beeinflusste. Dadurch verlagerte sich die
Antizyklone weiter nach Südosten und lag am Morgen des 29.06. über dem
deutschen Mittelgebirge mit einem Maximaldruck von über 1020 hPa. Damit hatte
es sich deutlich abgeschwächt im Vergleich zum Vortag. Das Hoch VERA erstreckte
sich über weite Teile Mitteleuropas, weshalb es in Deutschland und den
angrenzenden Ländern ungestörten Sonnenschein gab. Die Temperatur stieg
verbreitet über 30°C. Die höchste Temperatur innerhalb Deutschlands war in
Homburg im Saarland mit knapp 35°C registriert. In Frankreich erreichten die
Temperaturen bis zu 37°C. Des Weiteren blieb es durchweg trocken.
Zum nächsten Tag bewegte
sich Hoch VERA weiter nach Südosten und war damit für die südosteuropäischen
Länder wetterbestimmend. Dort blieb es stationär bis zum 02.07., weshalb die
Region durch anhaltendem Sonnenschein geprägt war. Dies zeigte sich anhand von
extrem heißen Temperaturen von 38°C am 02.07. an der rumänischen Station Calafat und 39°C in der Hauptstadt Montenegros, Podgorica.
Durch das fortschreitende Frontensystem von Tief NASIR und ein weiteres
kleinräumliches Tief über der Türkei, schwächte sich das Hoch VERA immer weiter
ab. Deshalb war es am 03.07.2019 nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte
eingezeichnet.