Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet VINCENT

(getauft am 27.12.2014)

 

Am 27.12.2014 befand sich im 500-hPa-Niveau, was einer Höhe von etwa 5,5 km entspricht, ein Keil, d.h. ein ausgedehntes Gebilde relativ warmer Luft sowie hohen Luftdrucks, bis über die Südspitze Grönlands reichend. Dort entstand im Bodenniveau ein Hochdruckgebiet, welches am 27.12.2014 in der Prognose für den Folgetag auf den Namen VINCENT getauft wurde.

Am 28.12. um 00 Uhr UTC, also um 01 Uhr MEZ, befand sich das Zentrum der Antizyklone VINCENT mit einem Kerndruck von etwas über 1030 hPa über dem Nordatlantik südlich von Island. Aufgrund der nach Südosten gerichteten Höhenströmung im 500-hPa-Niveau verlagerte sich das Hochdruckgebiet VINCENT bis zum nächsten Tag weiter nach Südosten.

Somit wurde es in der Nacht zum 29.12. mit seinem Zentrum über der Keltischen See analysiert. Sein Einflussbereich erstreckte sich über die Britischen Inseln, Belgien und dem Norden Frankreichs. Der Kerndruck erhöhte sich dabei auf über 1035 hPa. Die absinkenden Luftmassen innerhalb der Hochdruckzone VINCENT trugen zur Auflösung von Wolken bei, sodass an vielen Orten hohe Sonnenscheindauern registriert wurden. So meldete die Wetterstation in Paris eine Höchsttemperatur von 5°C, wobei diese am Vortag noch 0°C betrug.

Mit der nun südwärts gerichteten Höhenströmung verlagerte sich bis zum 30.12. auch das Zentrum der Antizyklone VINCENT weiter nach Süden und befand sich über dem Golf von Biskaya, wobei der Kerndruck erneut um etwa 5 hPa anstieg. Der Hochdruckeinfluss reichte von Großbritannien über Westfrankreich bis nach Spanien. Aufgrund des überwiegend wolkenfreien Himmels wurde in Dublin eine Höchsttemperatur von 9°C gemessen, welche damit um 3 Grad höher ausfiel als am Tag zuvor. In Toulouse erhöhte sich die maximale Tagestemperatur um denselben Wert auf 5°C.

Die Antizyklone VINCENT mit Zentrum über Paris breitete sich bis zum 31.12. weiter aus, wobei die Einflusszone von Südspanien über Südengland bis zum Südwesten Deutschlands reichte. Der Kerndruck fiel wieder auf 1035 hPa ab. Aufgrund der Absinkinversion, d.h. der Temperaturzunahme mit der Höhe, bildeten sich tiefe Wolken über Frankreich. So sank die Temperatur in Paris nicht unter 2°C. In Madrid blieb es derweil überwiegend wolkenlos. Die Höchsttemperatur erhöhte sich dort etwas, der Wind wehte nur schwach und die Tiefsttemperatur betrug durch die klare Nacht -5°C. Ähnlich war es auch in Freiburg, wo der Tiefstwert der Temperatur -6°C aufwies, wobei diese am Vortag noch -2°C war. Die Station in München meldete um 06 Uhr UTC Schneefall und die höchste Temperatur betrug dort 0°C.

Am Neujahrstag befand sich das Zentrum des Hochdruckgebiets VINCENT über dem spanischen Galizien. Das Hoch VINCENT bildete mit der Antizyklone WOLF eine Hochdruckbrücke, welche sich von Spanien bis nach Rumänien erstreckte. Der Kerndruck beider Hochdruckgebiete betrug etwa 1035 hPa. Das Hoch VINCENT transportierte mildere Luft nach Deutschland und sorgte für Wolkenauflösung. Aus diesem Grund ging die Tiefsttemperatur in der Nacht zum 01.01. im mit 14 cm Schnee bedecktem München auf -10°C zurück, während diese in der vorigen Nacht noch -2°C aufwies. Die Station auf dem Feldberg im Schwarzwald registrierte am Vortag eine Höchsttemperatur von -7°C, diese stieg am 01.01. bis auf +5°C an.

Bis zum 02.01. verlagerte sich das Zentrum der Antizyklone VINCENT leicht nach Süden, so dass deren Zentrum über Madrid lag. Der Kerndruck erhöhte sich auf 1040 hPa. Die zusammen mit dem Hoch WOLF gebildete Hochdruckbrücke blieb auch an diesem Tag bestehen. Aufgrund des andauernd wolkenlosen Himmels über Spanien wurde z.B. in Madrid tagsüber ein recht milder Höchstwert der Temperatur von 14°C, aber mit -3°C in der darauffolgenden Nacht ein Minimum im leichten Frostbereich gemessen. In München stieg die Höchsttemperatur weiter und erreichte einen Wert von 4°C, wobei dieser am Vortag noch 1°C betrug.

Bis zum nächsten Tag blieb das Zentrum des Hochdruckgebiets VINCENT mit einem unveränderten Kerndruck nahezu stationär. Durch die nordwestliche Höhenströmung verlagerte sich das Hoch WOLF nach Südosten, genauso wie das Hoch XAVIER. So bildete nun die Antizyklone VINCENT nicht mehr eine Hochdruckbrücke mit dem Hoch WOLF, sondern mit dem Hoch XAVIER. Diese erstreckte sich von Madeira bis über die Mitte Deutschlands. Durch den lang anhaltenden Einfluss des Hochs VINCENT wurde in Valencia eine Höchsttemperatur von 23°C gemessen, welche weit über dem örtlichen klimatologischen Januar-Mittel von Werten um 5°C liegt. Auch in Palma wurde ein für die Jahreszeit hoher Maximalwert der Temperatur aufgezeichnet, welcher 17°C aufwies.

Am 04.01. befand sich das Zentrum des Hochdruckgebietes VINCENT vor der Atlantikküste Portugals, wobei sich der Kerndruck um 5 hPa verringerte. Das Hoch XAVIER löste sich auf und die Antizyklone VINCENT bildete eine Zone hohen Luftdrucks mit dem Hoch ANTONIA, dessen Zentrum sich über Südengland befand. Das Gebiet reichte von Südspanien bis nach Großbritannien.

Bis zum nächsten Tag verlagerte sich das Zentrum des Hochdruckgebietes VINCENT nach Osten und wurde erneut über Madrid analysiert, der Druck betrug dabei 1030 hPa. Das Hoch ANTONIA positionierte sich über Mittelfrankreich. Die aus diesen beiden Hochdruckgebieten bestehende Brücke erstreckte sich vom Nordatlantik bis nach Mitteleuropa. Unter dem Einflussgebiet vom Hoch VINCENT wurde um 06 Uhr UTC vielerorts Nebel registriert, u.a. in Palma, Sevilla und Lissabon. Dies ist bei Hochdruckgebieten nicht ungewöhnlich, da sich die Luft während der kalten Nächte abkühlt und die in ihr enthaltene Feuchte daraufhin kondensiert. Die Temperatur in Valencia sank aufgrund der fehlenden Sonnenunterstützung auf einen um 5 Grad niedrigeren Höchstwert von 16°C.

Bis zum 06.01. blieben die Hochdruckgebiete VINCENT und ANTONIA stationär, nur der Kerndruck nahm jeweils etwa 5 hPa ab. Da über Spanien eine Südwestströmung vorhanden war, wurde dorthin milde Luft heran transportiert. Nochmals wurden Maxima von 17°C in Malaga und 18°C in Porto registriert.

Am 07.01. befand sich das Hochdruckgebiet VINCENT weiterhin mit seinem Zentrum über Madrid und einem gleich gebliebenen Kerndruck von 1030 hPa. Die Antizyklone VINCENT wurde allerdings an diesem Tag das letzte Mal auf der Berliner Wetterkarte namentlich verzeichnet, bevor es in den folgenden Tagen in die Zirkulation eines nach Osten verschobenen Azorenhochs aufgenommen wurde.


 

 

Geschrieben am 01.02.2015 von Barbara Szénási

Berliner Wetterkarte: 31.12.2014

Pate: Wouter Meijer