Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
VINKO
(getauft am
26.05.2014)
Am
26.05. bildete sich über Jan Mayen in der mittleren Troposphäre, d.h. einer
Höhe von ca. 5,5 km, ein neues Höhenhoch aus. Umgeben war dieses Höhenhoch von
3 Höhentiefs, die sich mit den Zentren über Südgrönland, über Irland und über
dem Nordural befanden. Damit wurde die gewöhnlich vorherrschende Westströmung
in zwei Strömungen aufgeteilt. Die erste verlief vom Nordatlantik über Island
und Spitzbergen zum Ural, die zweite vom Nordatlantik über Südspanien und der
nordwestafrikanischen Mittelmeerküste, Deutschland und Südskandinavien zum
Ural.
Zwischen
Jan Mayen und Spitzbergen wurde im Bodenniveau das Hochdruckgebiet, welches
sich zwei Tage zuvor über der Ostküste Grönlands gebildet und mit dem Zentrum
dorthin verlagert hatte, auf den Namen VINKO getauft. Mit einem Kerndruck von
etwa 1038 hPa erstreckte es sich von Spitzbergen bis zu den Färöer-Inseln,
sowie von der Ostküste Grönlands bis zum Weißen Meer. An der
Beobachtungsstation auf Spitzbergen wurden bei dichten Wolken 3°C als
Tageshöchsttemperatur registriert, auf Jan Mayen waren bei 5°C ebenfalls dichte
Wolken vorherrschend. An beiden Stationen war es in der Nacht zuvor frostfrei
geblieben, sodass sich daraus eine sehr geringe Temperaturschwankung ergab.
Das
Hoch VINKO verlagerte sich an den beiden folgenden Tagen zusammen mit dem
zugehörigen Höhenhochzentrum langsam nach Osten und wurde am 28.05. mit dem
Zentrum und einem Kerndruck von etwa 1035 hPa über dem Nordkap analysiert.
Dabei hatte sich das von Hoch VINKO beeinflusste Gebiet deutlich vergrößert und
das Hochdruckgebiet erstreckte sich von Island und Irland bis zum Nordural,
sowie von Spitzbergen bis Südskandinavien und dem zentralen Westrussland. Auf
der Ostseite von Hoch VINKO strömte arktische Kaltluft nach Nordrussland und
Finnland, sodass z.B. in Murmansk 7°C und in Helsinki 8°C als
Tageshöchsttemperatur registriert wurden. In der Nacht zum 28.05. kühlte es
sich in den wolkenarmen Regionen stark ab und besonders in Norwegen und Schweden
ging die Tiefsttemperatur auf Werte unter den Gefrierpunkt zurück, z.B. an der
südnorwegischen Station Rena-Haugedalen mit -3°C.
Auf
der Westseite des Hochs VINKO strömte wärmere Meeresluft nach Großbritannien
und Irland, sodass hier Tagesmaxima bis 17°C gemessen wurden, wie z.B. in
Glasgow und Dublin. In Shannon waren es sogar 22°C.
Da
sich im Laufe des vorangegangenen Tages in der mittleren Troposphäre eine
Verbindung zwischen zwei Höhenhochs gebildet hatte, spaltete sich im gleichen
Zeitraum das Hoch VINKO in zwei Teilhochs auf, die sich den Höhenhochzentren
zuordneten. So konnte am 29.05. im Bodenniveau das Teilhoch VINKO I mit Zentrum
nordöstlich der Halbinsel Kola und einem Kerndruck von etwa 1033 hPa analysiert
werden. Hier befand sich auch das östliche Höhenhochzentrum. Das westliche
Höhenhochzentrum lag über Südnorwegen, wobei das zugehörige Teilhoch VINKO II
über Südskandinavien mit einem Kerndruck von etwa 1025 hPa analysiert wurde.
Mit
dem Teilhoch VINKO II gelangte die subpolare Meeresluft nun auch nach
Deutschland. Im Norddeutschen Tiefland stieg die Tageshöchsttemperatur
verbreitet nur knapp über 10°C, z.B. in Berlin, Leipzig und Essen mit 11°C. In
Chemnitz wurde 7,5°C als Tagesmaximum gemessen. In diesem Streifen gab es
verbreitet keine Minute Sonnenschein. Dagegen wurden im Küstenbereich von Nord-
und Ostsee bei 8 bis 13 Stunden Sonne Höchstwerte bis 17°C erreicht,
beispielsweise in Bremerhaven und auf Sylt.
Im
Bereich von Teilhoch VINKO I konnte sich die Luftmasse etwas erwärmen und mit
dem Rückgang der Bewölkung die Sonne mehr und mehr durchsetzen. So stieg die
Temperatur in Murmansk bis auf 16°C an und damit deutlich über den Vortageswert
von 7°C. In Archangelsk wurden 20°C erreicht.
Am
30.05. befand sich das Höhenhoch südlich von Archangelsk und das Zentrum des
Teilhochs VINKO I nordöstlich davon. Hierbei konnte sich das Hoch VINKO I gegen
das aus Südwesten heranziehende Tief BÄRBEL behaupten und weiterhin ein großes
Gebiet beeinflussen, welches sich von Nordskandinavien bis zum Nord- und
Südural erstreckte. Beispielsweise stieg die Höchsttemperatur bei wolkenlosem
Himmel in Perm auf knapp 20°C, in Workuta am Nordural auf 2°C. Das Teilhoch
VINKO II verlagerte sich mit dem Zentrum südwestwärts nach Großbritannien. Hier
gab es durch geringe Luftbewegungen am Morgen verbreitet Nebel oder Dunst, die
sich aber im Tagesverlauf auflösten und mit Sonnenunterstützung wurden 16 bis
18°C registriert. In Bergen wurden ebenfalls 18°C gemessen.
Auch
am folgenden Tag blieb die räumliche Teilung der beiden Teilhochs von Hoch VINKO
erhalten, da sich über der Ostsee ein Höhentief mit dem zugehörigen Bodentief
BÄRBEL befand. Das Hoch VINKO I wurde über dem zentralen Ural analysiert und
das Hoch VINKO II über Irland und Großbritannien. Beide Zentren wiesen einen
Kerndruck von etwa 1027 hPa auf. In Großbritannien konnten die
Höchsttemperaturen gegenüber dem Vortag um 1 bis 2 Grad ansteigen, wobei erneut
Nebel und Hochnebel den Morgen bestimmten. Auch im Bereich des Hochs VINKO I
erhöhte sich das Temperaturniveau leicht, wobei z.B. die Messstation in Perm
ein Tagesmaximum von 22°C registrierte.
Am
01.06. wiesen die Hochdruckgebiete VINKO I und II den größten Abstand
zueinander auf. Während das Hoch VINKO I sich nur wenig südlich entlang des
Urals verlagerte, wurde das Hoch VINKO II an diesem Tag mit Zentrum über dem
Golf von Biskaya analysiert. Der Kerndruck beider Teilhochs veränderte sich
kaum und lag im Bereich der Vortageswerte. In Perm gab es durch die weitere
Erwärmung der Luftmasse einen weiteren Temperaturanstieg auf 25°C. Auch die
sich im westlichen Bereich von Hoch VINKO I befindliche Hauptstadt von
Russland, Moskau, meldete ein Tagesmaxima von 26°C. Auf der Ostseite von Hoch
VINKO II gelangte dagegen kühlere Meeresluft beispielsweise nach Frankreich. In
Paris wurden nur 19°C erreicht und auch in Bordeaux und Toulouse war es mit
einer Höchsttemperatur von 23°C nur etwas wärmer.
Im
Laufe des Tages bildete sich über dem nördlichen Bereich des Atlantiks ein
kräftiges Höhentief aus, welches im Bodenniveau von einigen Tiefdruckgebieten
umgeben war. Dadurch baute sich eine neue Westströmung auf, die das Teilhoch
VINKO II in eine nach Osten gerichtete Zugbahn zwang. Dadurch wurde das Zentrum
von Hoch VINKO II am folgenden Tag über Norddeutschland analysiert. Hier schien
die Sonne verbreitet 9 bis 13 Stunden, an der Nord- und Ostseeküste bis zu 15
Stunden. Die Höchsttemperaturen waren mit 18 bis 22°C deutschlandweit recht
einheitlich, wobei die höheren Werte entlang des Rheins und in der Prignitz
gemessen wurden. Auch das Teilhoch VINKO I wurde mit seinem Zentrum von einem
Tiefdruckgebiet, welches von der Insel Nowaja Semlja südwärts zog, zum Südural
verdrängt. Dennoch wurde in Perm nochmals mit 27°C eine höhere
Tageshöchsttemperatur erreicht, bevor am Abend erste Regenschauer für eine
Abkühlung sorgten.
Am
03.06. und 04.06. befand sich Teilhoch VINKO II über den Alpen und schwächte
sich auf einen Kerndruck von 1015 hPa ab. Über dem Zentrum von VINKO II sorgte
Höhenkaltluft dafür, dass sich neben sonnigen Abschnitten besonders im
Tagesverlauf Regenschauer bildeten. Dadurch wurden beispielsweise am 03.06. in
Salzburg mit 21°C und Klagenfurt mit 22°C als Höchsttemperatur 2 l/m² bzw. 6
l/m² Regen verzeichnet. Das Teilhoch VINKO I konnte sich im gleichen Zeitraum
nicht nur im Bereich des Südurals behaupten, sondern auch wieder etwas nach
Westen ausdehnen. Als Beispiel sei hier Moskau angeführt. Die Hauptstadt
Russlands gelangte auf der Westseite von Hoch VINKO I in den Bereich
subtropischer Luftmassen, wodurch sich das Tagesmaximum von 22°C am Vortag auf
29°C erhöhte und am 04.06. sogar 30°C betrug. In den
Nächten ging die Temperatur auf Werte um 14°C zurück.
Am
05.06. hatte sich das Teilhoch VINKO II weitgehend aufgelöst, sodass nur noch das
Hoch VINKO I auf der Wetterkarte erschien und wieder als Hochdruckgebiet VINKO
geführt wurde. Trotz der aus Norden und Südwesten heranziehenden Ausläufer von
Tiefdruckgebieten und des deutlich verkleinerten Einflussbereichs konnte sich das
Hoch VINKO noch bis zum 07.06. über dem zentralen europäischen Teil Russlands
auf der Bodenwetterkarte behaupten, löste sich aber schließlich durch das von
Nordwesten heranziehende Tief DENA auf. Das Hoch VINKO erschien an diesem Tag
nach einer Lebensdauer von 15 Tagen letztmalig auf der Berliner Wetterkarte.
Geschrieben am 06.08.2014 von
Matthias Treinzen
Berliner Wetterkarte: 29.05.2014
Pate: Vinko
Kenjalo