Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet  VOLKER

(getauft am 20.07.2008)

 

Jedes Jahr gibt es ein Hochdruckgebiet, das den heißesten Tag des Jahres hervorruft. In weiten Teilen Nord- und Ostdeutschlands erledigte diesen Part im Jahr 2008 Hoch VOLKER. So wurde am 01. August 2008 in Berlin eine Höchsttemperatur von 34,5°C gemessen. Dem ging die längste Periode heißen Wetters des gesamten Jahres voraus.

Aber wie kam es überhaupt zu der Entstehung von Hoch VOLKER? Mitte Juli dominierte die für Mitteleuropa typische Westwindlage das Wettergeschehen. Tiefdruckgebiete befanden sich über der Nordsee und führten auf ihrer Südflanke eine Front nach der anderen über Deutschland hinweg. In den Medien wurde der Sommer schon wieder schlecht geredet. Allerdings lauerte zu diesem Zeitpunkt Hoch VOLKER schon als Azorenhoch über dem Atlantik mit einem Kerndruck von über 1030 hPa. Langsam aber sicher veränderte sich in den nächsten Tagen die Höhenströmung, so dass Hoch VOLKER gemächlich Kurs Richtung Mitteleuropa nahm. Dies erkannten die Meteorologen der Berliner Wetterkarte und tauften unser späteres Hitzehoch am 20.07.08 auf den Namen VOLKER. Während die Antizyklone zwei Tage später mit seinen östlichen Ausläufern Frankreich erreichte und hier für sonniges Wetter sorgte, lag Deutschland noch im Einzugsgebiet des Tiefs YVONNE. An diesem Tag wurde in München bei Regenfällen eine Höchsttemperatur von nur 17°C bei gemessen. In den Alpen schneite es sogar.

So langsam schaffte es Hoch VOLKER aber seinen Einflussbereich auf Mitteleuropa auszuweiten. Am Mittwoch, dem 23.07.08 wanderte VOLKER mit seinem Zentrum nach Südskandinavien und bescherte Lübeck und dem Saarland mit bis zu 14 Sonnenstunden schon einmal einen Vorgeschmack auf die kommenden Tage. Im Uhrzeigersinn führte das Hoch mit einer östlichen Strömung jedoch relativ kühle Luftmassen mit sich, womit vorerst nur eine Höchsttemperatur von 23°C in Berlin erreicht wurde. In der Folge konnte sich die Luft unter Sonneneinstrahlung schnell erwärmen. Am Folgetag erreichte das Quecksilber schon 27°C in Berlin. Tags darauf wurde bereits in weiten Teilen Ostdeutschlands die heiße Marke mit über 30°C geknackt. Mit dieser schnellen Erwärmung blieben aber auch einzelne kurze Schauer nicht ganz aus. Ein starkes Tiefdruckgebiet über Island und Tief ZSUZSANNA über der Krim führten immer mal wieder etwas feuchtere Luft über die Ländergrenzen.

Die von der Sonne angeheizten subtropischen Luftmassen entluden sich bei teils kräftigen Schauern und Gewittern. In Potsdam fielen am 25.07.08 in nur 6 Minuten 6,6 Liter Regen pro Quadratmeter, in Cottbus waren es insgesamt 15 l/m². Gleichzeitig blieb es aber in Berlin trocken und mit 33°C wurden deutschlandweit die höchsten Werte registriert. Das war aber noch nicht der Höhepunkt, denn das meteorologische Extremereignis folgte erst am nächsten Tag im Westen Deutschlands.

Am Samstag, dem 26.07.08 hatte sich zwischen den beiden Tiefs in der oberen Troposphäre eine Hebungszone ausgebildet, die gemeinsam mit einer Konvergenzzone am Boden zu einer extrem labilen Luftschichtung führte. Dazu kamen die sehr feuchten subtropischen Luftmassen mit Taupunkten von bis zu 23°C in Leverkusen, was eine extreme Schwüle bedeutet. Alles zusammen stellte eine außerordentlich Große Menge an Energie für die Bildung von starken Gewittern zur Verfügung. So kam es über Nordrhein Westfalen entluden sich extreme Gewitter. Am stärksten betroffen war die Stadt Dortmund. An einer Messstation der Firma Meteomedia wurden 204,3 Liter je Quadratmeter gemessen! Die größte Intensität bestand in dem 50 Minuten Zeitraum von 15:40-16:30 MESZ mit unglaublichen 112,5 l/m². Die Folge waren starke Überflutungen ganzer Stadtteile mit bis zu einem Meter Höhe, zerbeulte Autos und abgeschlagene Äste verursacht durch tennisballgroßen Hagelkörner.

Während sich im Südwesten Deutschlands auch in den darauf folgenden Tagen immer wieder Schauer und Gewitter bildeten, wenn auch bei weitem nicht so heftig, strahlte in der Nordwesthälfte Deutschlands die Sonne mit mehr als 15 Stunden täglich. An 5 aufeinander folgenden Tagen erreichten die Höchsttemperaturen 30-33°C, bevor es zum 30.07.08 eine kurze Verschnaufpause von der Hitze gab. Ein Tiefdruckgebiet über den Britischen Inseln führte eine schwache Warmfront von Westen direkt nach Mitteleuropa. Diese löste sich jedoch im Einflussbereich von Hoch VOLKER über Deutschland auf und der Weg war frei für den finalen Hitzeschlag VOLKERS. Im Zuge der Warmfront gelangen nochmals Luftmassen tropischen Ursprungs bis nach Norddeutschland. Bei nur geringer Bewölkung heizte sich am 01.08.08 die Luft in Berlin bis auf 34,5°C auf, in Dresden wurden ebenfalls heiße 33,5°C gemessen. In der Westhälfte Deutschlands reichte es dafür aber nicht mehr, da Tief AMELIE sich endgültig auch in Mitteleuropa gegen VOLKER durchsetzte. Noch am selben Abend überquerte die Kaltfront mit Schauern und Gewittern auch den Osten Deutschlands, wobei Regenmengen bis zu 10 l/m² fielen.

Hoch VOLKER war jetzt nach Osten abgedrängt und beeinflusste nach 10 Tagen nicht mehr das Wetter in Deutschland. Unter weiterer Abschwächung wanderte das Hoch über Kiew und Wolgograd hinweg zum Kaspischen Meer, wo es am 04.08.08 das letzte Mal auf der Berliner Wetterkarte analysiert wurde.

 


Geschrieben am 13.08.2008 von Thomas Schubert

Wetterkarte: 26.07.2008

Pate: Sascha Magsamen