Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet VOLKER
(getauft am 25.06.2012)
Ende Juni lag das stark ausgeprägte Tiefdruckgebiet KATARZYNA über Mitteleuropa
und bestimmte die großräumige Wetterlage. Über Südeuropa breitete sich jedoch
langsam ein Keil aus, ein Vorstoß
warmer Luftmassen nach Norden. Auf der Vorderseite des Keils, also östlich
davon, bildete sich ein neues Hoch aus, das den Tiefdruckeinfluss aus
Mitteleuropa verdrängte und nun weiter wetterwirksam zu werden schien. Darum
wurde dieses Hoch am 25. Juni in den Prognosekarten für den Folgetag auf
den Namen VOLKER getauft.
Am Morgen des 26. Juni gegen 02 Uhr MESZ lag
der Kern des Hochdruckgebietes VOLKER mit einem Luftdruck von etwa
1020 hPa über Luxemburg. Der Einfluss des abziehenden Tiefdruckgebietes
war aber zunächst noch deutlich spürbar. Im Tagesverlauf breitete das
Hochdruckgebiet seinen Einfluss dann deutlich aus. Die Tageshöchsttemperaturen
erreichten verbreitet Werte zwischen 20 und 25°C. Am wärmsten wurde es mit
maximal 26°C im Rhein–Neckar–Gebiet. Außerdem konnten im Norden Deutschlands
bereits zwischen 6 und 8 Stunden Sonnenschein registriert werden.
Am Folgetag lag das Zentrum des Hochs VOLKER über Bayern.
Der Einflussbereich reichte nun von der Bretagne und Cornwall im Westen bis
nach Rumänien im Osten und von Dänemark im Norden bis zur französischen
Mittelmeerküste im Süden. Im Tagesverlauf bewegte sich das Hochdrucksystem dann
langsam nach Südosten. Da die Luft um ein Hochdruckgebiet antizyklonal, das
heißt im Uhrzeigersinn um den Kern herum bewegt wird, wurde besonders in
Südfrankreich und Norditalien sehr warme Luft herangeführt, die das Thermometer
auf bis zu 36°C anstiegen ließen. Doch auch in Deutschland wurden
Maximaltemperaturen zwischen 26 und 29°C gemessen. Außerdem zeigten sich durch
die recht trockene Luft kaum Wolken am Himmel, sodass bis zu 10 Sonnenstunden
registriert werden konnten.
Am 28. Juni gegen 02 Uhr MESZ lag das
Zentrum der Antizyklone VOLKER über Rumänien und bewegte sich nun langsam nach
Nordosten. Im östlichen Einflussbereich rund um das Schwarze Meer wurden bis zu
14 Stunden Sonnenschein gemeldet, was dem maximal möglichen zu dieser
Jahreszeit sehr nahe kam. Jedoch blieb es durch die herangeführte Luft aus
Norden mit Maxima zwischen 21 und 27°C relativ kühl. In der Ägäis wurden
dagegen bei östlicher Strömung bis zu 30°C gemessen und auch im westlichen
Einflussbereich von Bayern und Tschechien bis nach Österreich wurden Sommertage
mit maximal 26°C aufgezeichnet.
In den beiden Folgetagen zog das Hoch VOLKER nach
Nordosten und bildete dabei zwei Kerne aus. Der nördlichere lag am 30. Juni
gegen 02 Uhr MESZ über den großen russischen Seen nahe der finnischen
Grenze. Der Kerndruck betrug weiterhin ca. 1020 hPa. Der südlichere befand sich
über dem Raum Kiew bei rund 1018 hPa. Beide bildeten jedoch immer noch ein
gemeinsames Hochdrucksystem. Durch das herannahende Tiefdruckgebiet LISA hatte
das Hoch aber eine schmalere Ost–West–Ausdehnung als zuvor. Es reichte von der
Ostsee bis zu den westrussischen Städten Moskau und Archangelsk, doch die
Ausdehnung nach Norden reichte bis über das Polarmeer nahe der Inselgruppe Nowaja Semlja und nach Süden bis nach Istanbul. Nun wurde
südlich des Zentrums sehr trockene Kontinentalluft herangeführt, die kaum
Wolkenbildung zuließ. In Terespol in Polen wurden 16
Stunden Sonnenschein aufgezeichnet. Diese Luft war zudem auch weiterhin recht
warm, wodurch im Schwarzmeerraum die Temperaturmarke von 30°C erneut
überschritten werden konnte.
Der zunehmende Einfluss des Tiefs LISA verdrängte das
Hoch VOLKER etwas weiter nach Süden. Am 01. Juli lag das Zentrum über
Weißrussland. Der ehemals nördlichere Kern hatte sich derweil abgespalten und
zog weiter nach Nordosten. Doch der starke Einfluss des restlichen Hochs VOLKER
blieb erhalten. Im westlichen Teil des Hochs wurde nun aufgrund der
antizyklonalen Drehung und dem nahenden Tief warme Luft sehr weit nach Norden
transportiert. Nördlich des Kerns im finnisch–russischen Grenzgebiet konnten
dadurch Temperaturen zwischen 20 und 30°C gemessen werden.
Bis zum Morgen des 02. Juli hatte sich das Zentrum
nur leicht nach Süden verlagert und lag gegen 02 Uhr MESZ mit einem
Kerndruck von rund 1023 hPa über dem Norden der Ukraine. Besonders im
westlichen Teil des Hochdruckgebietes konnten erneut rekordverdächtige
Temperaturen gemessen werden. In Paks in Ungarn lag das Maximum bei 38°C und im
russischen Kepino am Weißen Meer nahe des Polarkreises wurden 26°C registriert. Im Tagesverlauf
wurde das Hoch jedoch zunehmend von dem nachfolgenden Hoch WOLFGANG mit Zentrum
über der Ostsee verdrängt.
Am 03. Juli lag das Hoch VOLKER stationär über der
Nordukraine. Der Einflussbereich reichte von Kiew im Norden bis an die Ägäis im
Süden und von Bukarest im Westen bis zur Schwarzmeerhalbinsel Krim im Osten.
Doch die Antizyklone VOLKER wurde im Tagesverlauf mehr und mehr in die
Zirkulation des Hochs WOLFGANG aufgenommen. Bereits am nächsten Tag konnte das
Hochdruckgebiet VOLKER nicht mehr als eigenständiges System auf der Berliner
Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben am
26.07.2012 von Benjamin Siebert
Berliner
Wetterkarte: 27.06.2012
Pate: Harald Clemens