Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
WALBURGA
(getauft
am 02.06.2015)
Im Laufe der 2. Tageshälfte des 02.06.
trennte sich von einem großen, stabilen mittelatlantischen Hochdruckgebiet ein
eigenständiges Hoch ab, das in der Prognose für den Folgetag auf den Namen
WALBURGA getauft wurde. Es befand sich um 02 Uhr MESZ am 03.06. etwas
nordöstlich der Azoren über dem Atlantik und wies einen Kerndruck von etwa 1025
hPa auf. Im Tagesverlauf zog die Antizyklone unter Verstärkung gemäß der
südwestlichen Höhenströmung nach Nordosten, sodass sie schon um 14 Uhr MESZ
über der Bretagne vorzufinden war. Hinter der am Vortag durchgezogenen
Kaltfront von Tief KAMIL war auf den Britischen Inseln und im Norden und
Nordwesten Frankreichs kühle maritime Polarluft wetterbestimmend.
Dementsprechend fiel der Höchstwert der Temperatur z.B. in Cherbourg mit nur
15°C sehr kühl aus, weiter südlich wurde im Süden Frankreichs vor der Kaltfront
noch ein Maximum von 34°C in Carpentras gemessen.
Durch die absinkende Luftbewegung im Einflussbereich eines Hochdruckgebiets
wurden die noch vorhandenen Wolken bis zum Abend weitgehend aufgelöst, sodass
z.B. in Le Touquet am Ärmelkanal 14 Sonnenstunden
gemessen werden konnten. Ebenfalls sonnig war es im walisischen Aberporth mit 15 Stunden oder in Filton
mit 14 Stunden Sonnenschein.
Das Hochdruckgebiet WALBURGA konnte am
04.06. um 02 Uhr MESZ mit Zentrum über den Niederlanden analysiert werden und
wies einen maximalen Druck von ca. 1029 hPa auf. In der kühlen Luft fielen die
Tiefstwerte auf den Britischen Inseln für eine Juninacht teilweise sehr niedrig
aus. So gab es in Sennybridge ein Minimum von 1°C
oder im schottischen Aboyne sogar von -1°C. Dort
wurde unmittelbar über den Erdboden sogar eine Temperatur von -4°C registriert.
Das Hoch bescherte weiten Teilen Europas einen sonnig-warmen Tag. Der umfassende
und wolkenarme Einflussbereich reichte von Portugal über Mitteleuropa bis zum
Baltikum und von der westlichen Balkanhalbinsel bis über den Süden der
Britischen Inseln. Trotz der recht einheitlichen Sonnenscheinsummen von meist
11 bis 16 Stunden vom Süden Spaniens bis in den Nordosten Polens, allesamt nahe
an ihrem astronomischen Maximum, fielen die Temperaturen sehr unterschiedlich
aus. Die Ursache lag in den unterschiedlichen Temperatur- und Feuchteeigenschaften der Luft, die von Meteorologen Luftmassen
genannt werden. Während im Süden der Iberischen Halbinsel in kontinentaler
Subtropikluft aus dem portugiesischen Beja ein
Maximum von 37°C gemeldet wurde, fiel dieses beispielsweise im litauischen Laukuva in maritimer Polarluft mit nur 16°C rund 20 Grad
tiefer aus. Noch kühler blieb es durch das noch kühle Meerwasser der Ostsee z.B.
im lettischen Liepaja mit 13°C oder am südlichsten
Punkt Norwegens, dem Kap Lindesnes, mit 12°C.
Am Folgetag um 02 Uhr MESZ befand sich die Antizyklone
WALBURGA mit einem Kerndruck von etwas über 1030 hPa über dem Nordwesten
Polens. Durch die Umströmung eines Hochs im Uhrzeigersinn drehte der Wind
westlich des Zentrums auf südliche Richtungen, sodass von Süden her warme bzw.
heiße Luft nach Norden strömen konnte. Die Stadt Cognac im Südwesten
Frankreichs konnte mit 21°C sogar eine Tropennacht vermelden, wofür die
Temperatur nicht unter 20°C sinken darf. Am Tag erhitzte sich diese Luftmasse
dann erwartungsgemäß stark. Im zentralfranzösischen Saint-Yan
gab es einen Höchstwert von 36°C. Aber auch im Westen und Südwesten
Deutschlands wurde vielerorts ein Hitzetag erreicht, wofür die Temperatur auf
mindestens 30°C steigen muss. So etwa am Frankfurter oder Köln/Bonner Flughafen
mit jeweils 34°C. Diese hohen Temperaturen konnten nur durch nahezu ganztägigen
Sonnenschein zustande kommen. Abgesehen von Frankreich, wo am Nachmittag
Gewitterwolken von Tief LOTHAR die Sonne abschirmten, gab es beispielsweise in
Deutschland und Polen 14 bis 16 Stunden Sonnenschein, so z.B. in Warschau oder
Potsdam mit je 16 Stunden.
Am 06.06. um 02 Uhr MESZ lag das Hochdruckgebiet
WALBURGA mit ca. 1027 hPa über dem ukrainisch-weißrussischen Grenzgebiet. Die
Tiefstwerte der Nacht fielen über Mittel- und Osteuropa teils unterschiedlich
aus. Während in der weißrussischen Hauptstadt Minsk die Temperatur in erwärmter
Polarluft noch auf 4°C sinken konnte, fiel sie in Berlin in kontinentaler
Subtropikluft nicht unter 16°C. Entsprechend blieb es im Osten Europas bei
meist gemäßigten Höchsttemperaturen von etwa 18°C östlich von Moskau bis ca.
25°C in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Weiter westlich wurde es durch den
Zustrom sehr warmer Luftmassen aus Süden teils sehr heiß, in Hoyerswerda wurde ein
Maximum von 35°C und im österreichischen Lienz von
33°C gemessen. In Deutschland floss im Tagesverlauf kühlere Luft ein, sodass es
einen starken Temperaturgradient zwischen West und Ost gab. Im ostfriesischen
Emden stieg die Temperatur nur auf maximal 19°C an, in Cottbus jedoch noch bis
auf 34°C. Auch die Sonne schien im Einflussbereich des Hochs wieder nahezu
überall bis zum astronomisch Möglichen. Im polnischen Lodz wurden 16 Stunden,
in Prag 15 und im rumänischen Lacauti ebenfalls 15
Stunden Sonne registriert.
Bis zum Folgetag hatte sich die Antizyklone
WALBURGA kaum verlagert, das Zentrum befand sich nun mit maximal 1028 hPa nahe
Kiew. Der Einflussbereich wich jedoch etwas nach Osten zurück, da von Westen
die Kaltfront des Tiefs LOTHAR die heißen Luftmassen über Mitteleuropa verdrängte.
Die durch den ganztägigen Sonnenschein hervorgerufene Erwärmung lies die zuvor
eingeflossene erwärmte Polarluft in Luft der mittleren Breiten umwandeln. Dies
ist auch gut an den Nachttemperaturen erkennbar, die meist deutlich höher waren
als in der Nacht zuvor. So fiel der Tiefstwert in Minsk nun um 7 Grad höher aus
als in der vorherigen Nacht. Noch stärker war dieser Unterschied im Baltikum zu
spüren. Im lettischen Skriveri stieg das Minimum von
5°C auf 17°C oder im estnischen Türi von 4°C auf
16°C. Tagsüber erhöhten sich dementsprechend auch die Maxima im Vergleich zum
Vortag, von Moskau bis nach Tschechien wurden nun meist 26 bis 31°C erreicht.
Im russischen Malojaroslavec, nahe Moskau gelegen,
stieg das Maximum von 20°C am Vortag auf 27°C an. Das Gebiet der heißesten
Temperaturen verlagerte sich ebenfalls nach Osten, so wurden in Kozienice im Südosten Polens maximal 32°C oder im
weißrussischen Zhitckovichi 31°C erreicht. Die
Kaltfront des Tiefs LOTHAR war inzwischen meist wetterinaktiv geworden, brachte
aber einen starken Temperaturabfall mit sich. Unter den Wolken der Front wurde
im westpolnischen Zielona Gora
nur 14°C erreicht. Westlich davon meldete man in der kühlen Luft noch 23°C aus Pila und östlich davon in der heißen Luft noch 31°C aus Kielce. In Polen entwickelte sich somit ein schmaler,
sonnenarmer Streifen, wobei nordwestlich sowie südöstlich davon 13 bis 15
Sonnenstunden registriert werden konnten. Auch in der serbischen Hauptstadt
Belgrad gab es 15 Stunden Sonnenschein.
Der Kern des Hochdruckgebiets WALBURGA
befand sich am 08.06. um 02 Uhr MESZ nahe der südrussischen Stadt Wolgograd und
hatte einen Kerndruck von ca. 1026 hPa. Auch in diesem Bereich war inzwischen
sehr warme Luft eingeflossen, die nun als Subtropikluft klassifiziert wurde.
Damit sanken die Temperaturen in der Nacht z.B. in Voronez
nur auf 19°C, wobei das Kriterium für eine Tropennacht nur knapp verfehlt
wurde. Aber auch weiter westlich gab es im südpolnischen Nowy
Sacz nur einen Tiefstwert von 17°C. Vom Süden
Russlands bis nach Ungarn bzw. die Slowakei wurde es tagsüber heiß, so z.B. in Miskolc in Nordungarn mit 33°C oder in Liski
in Südrussland mit 32°C. Auch in der Ukraine in Dnepropetrovsk
wurde es mit 32°C noch einmal heiß. Auf der Balkanhalbinsel und in Russland gab
es durch die immer noch herrschende absinkende Luftbewegung im Bereich des
Hochs lang anhaltenden Sonnenschein, wie im rumänischen Lacauti
mit 15 Stunden oder in Bratislava mit 13 Stunden. Sogar im Süden Österreichs
wurden in Graz und Klagenfurt 14 Stunden Sonne bei Höchsttemperaturen von 28
bzw. 29°C gemessen.
Schon am Vortag hatte sich das
Hochdruckgebiet WALBURGA unter Abschwächung nach Osten verlagert, sodass es im
weiteren Verlauf den Analysebereich der Berliner Wetterkarte verließ und somit
nicht weiter auf dieser namentlich verzeichnet werden konnte.
Geschrieben
am 01.07.2015 von Dustin Böttcher
Berliner
Wetterkarte: 04.06.2015
Pate:
Walburga Grüne-Plein