Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
WALTRAUD
(getauft am
18.05.2009)
Hochdruckgebiete entstehen, wenn über einem
weiten Gebiet Luftmassen absinken. Häufig passiert dies auf der Rückseite der
Frontensysteme von Tiefdruckgebieten. So geschah es auch am Tage des 18.Mai
2009, als sich über dem nordwestlichen Frankreich nach dem Durchgang der
Kaltfront des Tiefdruckgebietes DETLEF das Hochdruckgebiet WALTRAUD bildete.
Die Kaltfront des Tiefs zog am 18. Mai über
den Osten Deutschlands hinweg nach Polen ab, so dass die Schauer und Gewitter
durch trockenes Wetter abgelöst wurden. Jedoch blieb es an diesem Tag in weiten
Teilen Deutschlands noch stärker bewölkt. Erst im Norden Frankreichs riss die
Wolkendecke auf und es gab viel Sonnenschein mit nur wenigen harmlosen Quellwolken.
Dennoch konnten selbst hier die Temperaturen in der Kaltluft kaum 18°C
überschreiten.
Eingelagert in die südwestliche
Höhenströmung wanderte WALTRAUD weiter über Deutschland hinweg. Innerhalb der
Hochdruckzone zeigten sich nur schwache Luftdruckgegensätze. Der höchste
Luftdruck war mit etwa 1023 hPa bereits über Westpolen zu finden.
Dabei befand sich ganz Deutschland im
Bereich potentiell labil geschichteter, erwärmter Meeresluft. Nach einem
vielerorts wolkenlosen Beginn bildete sich im Tagesverlauf Quellbewölkung, aus
der jedoch meistens keine Schauer entstanden, da durch die Absinkbewegung des
Hochdruckgebietes die Konvektion gehemmt wurde.
Anders verhielt sich die Situation im
östlichen Brandenburg. Dort gab es eine Konvergenzlinie, also eine Zone
bodennahen Zusammenströmens von Luftmassen mit der Folge von Hebung, an der
sich bereits am Morgen und Vormittag des 19. Mai Schauer und Gewitter bildeten,
die auch nachmittags andauerten. Aufgrund der nur schwach ausgeprägten Winde
blieben die Gewitterzellen längere Zeit stationär, so dass es teilweise zu
hohen Regenmengen kam. So meldete die Messstation in Müncheberg mit 20 Liter
pro Quadratmeter binnen 12 Stunden die höchste Menge.
Inzwischen konnten auch die Temperaturen
wieder höhere Werte erreichen. Am 19.05. wurden außer in den Mittelgebirgen und
an der Küste in ganz Deutschland 20°C und mehr gemessen. Schon einen Tag später
verdrängte das neue entstandene Tiefdruckgebiet ERICH jedoch die Antizyklone
WALTRAUD nach Osteuropa und sorgte nach 2 Tagen Hochdruckeinfluss wieder für
wechselhaftes Wetter in Mitteleuropa. Bis zur Nacht des 22. Mai schwächte sich
WALTRAUD immer weiter ab, so dass sie an diesem Tag das letzte Mal über der
Ukraine auf der Berliner Wetterkarte zu sehen war.
Geschrieben von Thomas Schubert am 07.06.2009
Kartenausschnitt: 19.05.2009
Pate: Waltraud Kohn