Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet WANDA

(getauft am 09.12.2013)

 

Bereits am 08.12. bildete sich über dem Norden Skandinaviens ein schwaches Hochdruckgebiet, das sich bis zum 09.12. verstärkte und auf den Namen WANDA getauft wurde. Am Tauftag lag das Hoch WANDA um 01 Uhr MEZ mit einem Kerndruck von etwas über 1020 hPa über Lappland und beeinflusste die nördliche Hälfte Skandinaviens. In einem Hochdruckgebiet herrscht eine absinkende Luftbewegung vor, wodurch es zur Wolkenauflösung kommt oder deren Bildung gehemmt wird. In der Nacht auf den 09.12. klarte es über Teilen Nordfinnlands durch die Wirkung der Antizyklone auf und es wurden bis zum Morgen sehr niedrige Temperaturen gemessen. Im nordwestfinnischen Enontekiö wurde bis zu -39°C gemessen, auch die umliegenden Stationen wie Sihccajavri bzw. Kittilä meldeten -34°C bzw. -37°C als Tiefsttemperatur. Das nordschwedische Nikkaluokta beobachtete sogar -41°C. Durch die klare Polarnacht und eine vorhandene Schneedecke von etwa 30 cm Dicke stiegen diese Werte im Tagesverlauf allenfalls geringfügig. In Enontekiö blieb es bei -39°C als Höchstwert, in Kuusamo erhöhte sich die Temperatur von -32°C auf -30°C. Das milde maritime Klima an den Küsten Skandinaviens steht dem eher kontinental geprägten Klima im Landesinneren auf wenigen Kilometern gegenüber. Während am Nordmeer die warmen Ausläufer des Golfstroms sowie der Wärme speichernde Effekt von Meeren zu spüren waren und die Tageshöchstwerte auf bis zu -4°C wie in Sletnes in der Nähe des Nordkaps gelegen, anstiegen, so wurde etwa 500 km weiter im Landesinneren die Temperatur von -39°C nicht überschritten. Im Tagesverlauf verlagerte sich das Hoch unter Verstärkung weiter nach Süden.

Die Antizyklone WANDA befand sich am 10.12. um 01 Uhr MEZ mit etwa 1032 hPa mit Zentrum über Nordpolen. Der Einflussbereich reichte von Polen über das Baltikum bis zum Süden Finnlands. Die Antizyklone WANDA war nur durch eine Kaltfront des Tiefs YODA von dem über der Schweiz liegenden Hoch VARNIA getrennt. Zusammen mit dem ehemaligen Orkantief XAVER, das sich zu diesem Zeitpunkt über dem Uralgebirge befand sowie Tief YODA, das über dem Asowschen Meer vorzufinden war, strömte mit einer kräftigen nördlichen Strömung großflächig arktische Kaltluft nach Süden. Westlich des Hochzentrums hingegen blieb es mit einer schwachen südlichen Strömung mild. Die Minimaltemperaturen lagen dort bei 8°C bis 9°C im Raum Berlin, während es mit jedem Kilometer nach Osten kälter wurde. Schon im 300 km entfernten Poznan wurde die Frostgrenze erreicht und im Nordosten Polens in Suwalki wurde sogar -12°C als Tiefstwert gemeldet. Diese Luftmassengrenze verursachte großflächige Niederschläge. Besonders im Stau der Mittelgebirge fielen die Niederschlagssummen in 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ ergiebig aus. So meldeten die Stationen Carlsfeld 22 mm und Zinnwald sogar 27 mm. Durch die hohen Lufttemperaturen am Boden wie auch in der Höhe, fielen diese Niederschläge in Deutschland als Regen und ließen vorhandene Schneedecken auf den Mittelgebirgsgipfeln wieder abnehmen. Der Temperaturkontrast blieb auch am Tage bestehen. Während selbst auf dem in 1142 m Höhe gelegenen Brocken im Harz ein Höchstwert von +6°C gemessen wurde und auch Berlin-Schönefeld ohne Sonnenschein +10°C registrierte, betrug die Temperatur im Osten Polens meist -3°C bis -4°C wie beispielsweise in Bialystok.

Am Folgetag um 01 Uhr MEZ hatte sich das Hochdruckgebiet WANDA mit einem Kerndruck von etwa 1042 hPa bis über dem Norden Rumäniens verlagert. Dabei hatte sich der Einflussbereich weiter vergrößert und reichte von Tschechien bis zum Schwarzen Meer bzw. vom Norden der Ukraine bis nach Griechenland. Die auf der Ostseite wetterbestimmende kontinentale Kaltluft verlagerte sich weiter nach Süden, wobei diese langsam etwas erwärmt wurde. Selbst auf der sonst eher mediterran geprägten ukrainischen Halbinsel Krim wurde Dauerfrost bei Temperaturen um beispielsweise -3°C in Simferopol registriert. Auf der Nordseite des Hochdruckkomplexes VARNIA-WANDA gelangte mit einer westlichen Strömung wieder mildere Luft nach Skandinavien, die die Temperaturen in Lappland sogar bis auf 7°C ansteigen ließ. Dies bedeutete einen Temperaturanstieg von etwa 45 Grad innerhalb von zwei Tagen. Sowohl in Bukarest als auch in Sofia wurde ein Temperaturanstieg von 7 Grad registriert, die Höchsttemperatur betrug 1°C bzw. 2°C.

Bis zum 12.12. um 01 Uhr MEZ hatte sich das Hoch WANDA abgeschwächt und befand sich nunmehr über dem westlichen Schwarzen Meer mit einem Kerndruck von ca. 1032 hPa. Auf der Südostseite wurde auf dem anatolischen Hochland in der Türkei eine Minimaltemperatur von -21,5°C gemessen.

Am 13.12. um 01 Uhr MEZ lag die Antizyklone WANDA deutlich abgeschwächt nordöstlich des Asowschen Meeres. Dabei war der Luftdruck im Zentrum bis auf etwa 1023 hPa gesunken. Im Nahen Osten dauerte derweil die Kältewelle an. In Ankara wurde eine Tiefsttemperatur von -14°C gemessen. Auch in Israel fielen die Niederschläge teils sogar als Schnee, sodass am Morgen in Jerusalem eine Schneedecke lag. Dort gab es in 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ 57 mm Niederschlag. Die durch Schauer und Gewitter ausgelösten Niederschläge summierten sich innerhalb von 4 Tagen an der israelischen Station Bet Dagan auf 197 mm. In der auf der Krim gelegenen Stadt Simferopol ging die Temperatur in der Nacht noch einmal auf -9°C zurück. Der Höchstwert lag bei 0°C.

Das Hochdruckgebiet WANDA hatte sich schon im Tagesverlauf soweit abgeschwächt, dass es am Folgetag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 

 


Geschrieben am 04.03.2014 von Dustin Böttcher

Berliner Wetterkarte: 11.12.2013

Pate: Gero Wenderholm