Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
WENDELIN
(getauft
am 22.06.2010)
Am 20.06. kam es zu einer Abspaltung des
Azorenhochs vor den Britischen Inseln, die sich am 21.06. als eigenständiges
Hoch mit 1025 hPa starkem Kern über dem Ärmelkanal und der Bretagne etablierte
und bis nach Mitteleuropa ausweitete. In der Nacht zum 22.06., als das Hoch
schließlich auf den Namen WENDELIN getauft wurde, riss dabei in weiten Teilen
Deutschlands die Wolkendecke auf. Die auf der Rückseite des nach Osten
abziehenden Tiefs GUDRUN eingeflossene subpolare Meeresluft ermöglichte nun ein
deutliches Absinken der Temperatur, wobei im Südwesten und Norden Deutschlands
stellenweise die 5°C-Schwelle erreicht oder auch unterschritten wurde. In
Bodennähe war es abgesehen vom Mittelgebirgsraum vor allem in Teilen Brandenburgs
und auch in Berlin besonders kalt. In Berlin-Tempelhof wurden in 5 cm Höhe über
dem Boden +1°C, in Berlin-Dahlem +2°C gemessen. Am Tage gab es dann vor allem
im Norden Deutschlands längeren Sonnenschein, der zu einer allmählichen
Erwärmung der kühlen Meeresluft führte. So wurden in Norddeutschland
Höchstwerte von 20 bis 23°C erreicht, in Süddeutschland blieb es mit 15 bis
20°C in den höheren Lagen noch relativ kühl. Am 23.06. dehnte sich der
Einflussbereich von WENDELIN bis nach Westpolen aus, wobei sich der Kern über
dem Ärmelkanal und der Bretagne leicht abzuschwächen begann. Dennoch sorgte das
Hoch weiterhin für leichtes Absinken und freundliches Wetter, nur über
Ostdeutschland kam es zu Quellbewölkung, die sich im Tagesverlauf rasch
unterhalb einer Inversion in rund 2,5 km Höhe ausbreitete und zeitweise die
Sonne ganz verdeckte. In Doberlug-Kirchhain im Süden Brandenburgs schien dabei
die Sonne nur 2,2 Stunden. Vollkommen sonnig blieb es im Nordwesten des Landes,
dort stieg die Temperatur in Lingen und Kalkar bis 27°C, im übrigen Deutschland
blieb sie bei 20 bis 25°C. In der Nacht fiel die Temperatur mit 7 bis 12°C auf
nicht mehr ganz so niedrige Werte. Am 24.06. schwächte sich das Hoch WENDELIN weiter
ab. Über Mitteleuropa kam es sowohl in der mittleren Troposphäre als auch am
Boden zu einem Abbau des hohen Luftdrucks auf unter 1020 hPa, der Kern über dem
Ärmelkanal wurde derweil ersetzt durch das neue Hoch XERXES. Dennoch setzte
sich das sonnenscheinreiche Wetter in Mitteleuropa fort. Nur in Südostbayern
und Sachsen bildete sich wieder größere Quellbewölkung, aus der allerdings kein
Niederschlag fiel. Die Temperaturen stiegen jetzt verbreitet über 25°C, in
Niedersachsen sogar allgemein auf 27 bis 29°C, örtlich auch bis 30°C, wie in
Rahden-Varl und Bendorf. Die bodennahe Erwärmung labilisierte jedoch allmählich
die Luftschichten, so dass es in den Frühstunden des 25.06. mit dem Vordringen
einer schwach ausgeprägten Kaltfront des Nordmeertiefs HEIKE zu vereinzelten
Schauerbildungen im östlichen Niedersachsen und in der Altmark kam. Damit
endete die Eigenständigkeit des Hochs WENDELIN, welches im Verlauf des Tages
vom neuen Nordsee-Hoch XERXES eingenommen wurde.
Geschrieben am 14.08. 2010 von R. Löwenherz
Wetterkarte: 23.06. 2010
Pate: Wendelin Enders