Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet  WIEBKE

(getauft am 26.10.2003)

 

 

Dank einer starken Höhenströmung über dem Ostatlantik konnte sich ein Hochdruckgebiet entwickeln, das am 26.10.2003 in der Berliner Wetterkarte auf den Namen WIEBKE getauft wurde.

Am Morgen des 27.10.2003 hatte sich WIEBKE aus dem Hochkeil über den Britischen Inseln als eigenständige Hochzelle abspalten können, unter WIEBKEs Einfluss konnten die Temperaturen in Deutschland auf Werte um die 10 °C steigen.

Im Bereich der sich über dem mittleren Teil Deutschlands erstreckenden Kaltfrontokklusion hielten sich längere Zeit dichte Wolkenfelder, aus denen es vereinzelt noch geringfügigen Niederschlag gab (Erfurt 0,4 mm; Fichtelberg 2,0 mm). Ansonsten setzte sich freundliches Wetter mit zeitweiligem Sonnenschein durch. Im Berliner Raum schien die Sonne etwa 9,5 Stunden, was nur unwesentlich unter der astronomisch möglichen Sonnenscheindauer liegt.

Im Laufe der nächsten Nacht löste sich die Kaltfrontokklusion jedoch bereits auf.

Durch die Abdrängung und erhebliche Abschwächung des sich nunmehr seit einer Woche über ganz Mittel- und Osteuropa befindenden breiten Höhentroges trat über unserem Raum eine deutliche Erwärmung der mittleren und oberen Troposphärenschichten ein. Im 500-hPa-Niveau stiegen über Ostdeutschland die Werte zum Teil um mehr al 15 K an. Auch im 850-hPa-Niveau wurde die kälteste Luft von Südwesten her allmählich durch eine mildere Festlandsluft ersetzt. So waren am Morgen des 28.10.2003 über den Benelux-Staaten und Nordfrankreich bereits wieder Werte von 0 bis 1 °C in diesem Niveau anzutreffen.

Der Jahreszeit entsprechend machte sich diese Erwärmung am Boden im Bereich der Hochzelle WIEBKE kaum bemerkbar. Verbreitet gab es wiederum leichten, zum Teil auch mäßigen Frost (Oberstdorf –8,9 °C). Deutlich milder blieb es im nördlichen Schleswig-Holstein, wo sich mit nordwestlichen Winden von der Nordsee erwärmte Luftmassen bemerkbar machten.

Am 29.10.2003 wanderte des Hochdruckgebiet WIEBKE mit seinem Kern zur Balkan-Halbinsel und zur Ukraine weiter. Dort brachte es bei klarem Himmel Tiefstwerte der Temperatur unter –5 °C. In Bukarest wurden –6,7°C erreicht, in Ivano-Frankowsk in der Westukraine –7,6 °C.

In Deutschland wurde es meist nicht mehr so kalt wie in den Nächten zuvor. Die tiefsten Werte wurden mit –1 bis –3 °C im südlichen Brandenburg gemessen, im Alpenvorland und in einigen Mittelgebirgstälern sank die Temperatur stellenweise bis –4 °C.

Das Hochdruckgebiet WIEBKE zog unter Abschwächung rasch ostwärts, und wurde am 29.10.2003 letztmalig in der Berliner Wetterkarte analysiert.

 

Geschrieben am 10.12.2003 von Jana Neuber

Wetterkarte: 27.10.2003

Pate: Dr. Ulf Matthiesen