Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet WILFRIED

(getauft am 01.06.2018)

 

Zum Ende Mai lag fast ganz Mitteleuropa unter einem Hochdruckkeil, also einem Vorstoß warmer Luft aus Süden im 500 hPa-Niveau, in dem sich mehrere Hochdruckgebiete entwickelten. So entstand auch ein Hochdruckgebiet mit Zentrum südwestlich von Island, welches in der Analyse des 01.06.2018 von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen WILFRIED getauft wurde.

Mit bereits starken 1025 hPa im Zentrum, reichte das Einflussgebiet von Hoch WILFRIED um 01 Uhr MEZ, was 00 Uhr UTC entspricht, von der Südspitze Grönlands im Westen bis Island im Nordosten. Im Süden und Osten wurde es von Fronten mehrerer Tiefdruckgebiete begrenzt. Durch die Absinkbewegungen in einem Gebiet hohen Drucks, womit der Druck über Normdruck entsteht, gibt es meist nur wenig Wolken und insbesondere viel Sonne. So wurde den ganzen Tag über im isländischen Grimsstadir Sonnenschein gemeldet. Und auch im grönländischen Tasiilaq gab es reichlich Sonne, erst zum späten Abend hin konnten dort leichte Regenmengen erfasst werden. Auf Island wurden in der relativen warmen Luftmasse bis zu 18,4°C in Grimsstadir oder 15,6°C in Bergstadir erreicht.

Zum nächsten Tag konnte Antizyklone WILFRIED ihr Einflussgebiet vor Allem nach Süden auf den Atlantik vergrößern. So wurde es nun im Süden um den 50. Breitengrad von der Front eines Tiefs vom sogenannten Azorenhoch abgegrenzt. Mit dem Weiterzug des Tiefs im Osten reichte nun auch der Hochdruckeinfluss bis an den Westen Skandinaviens und Großbritanniens. In Island wurden indes fast sommerliche Temperaturen erreicht. Skjaldthingsstadir knackte mit 20,8°C sogar die 20°C-Marke. Aber auch Akureyri im Norden Islands erreichte 16,8°C. Strathallan im Norden Großbritanniens übertraf dies mit 24,5°C, aber die höchsten Temperaturen gab es in Norwegen mit 30,1°C in Evanger. Damit wurde dieser als Heißer Tag deklariert, der auftritt sobald die maximale Temperatur 30°C erreicht oder übersteigt. Aber auch die Sonnenscheindauer von 7 Stunden im schottischen Kinloss konnte sich sehen lassen, wenn man es mit den 0 Stunden vom nur etwa 200 km südlich liegenden Leuchars vergleicht.

Auch zum 03.06. hatte sich das Zentrum mit mehr als 1025 hPa kaum verlagert. Es lag noch südlich von Island. Begrenzt durch die Fronten mehrerer Tiefs im Norden, Süden und Westen hatte sich das Einflussgebiet über dem Festland vor Allem erneut über Großbritannien und dem Südwesten Norwegens etabliert. Mit dem sich über Belgien langsam abschwächenden Hochdruckgebiet XAVER bildete es eine Hochdruckbrücke, also eine Verbindung von Hochdruckgebieten, die zwei Tiefdruckgebiete voneinander trennt, aus. Dadurch, dass sich durch die Absinkbewegungen die Wolken oftmals auflösen oder gar nicht erst bilden, kann die Sonne tagsüber die bodennahe Luft stark erwärmen, genauso kühlt sie in der Nacht wieder aus. Es entstehen starke Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. Dies war gut in Norwegen zu beobachten. Mit 27,2°C stellte Evanger erneut den Rekord auf, nachdem es in der Nacht minimale 12,4°C erreicht hatte. Genauso extrem mit einer Differenz von fast 13 Grad stieg die Temperatur von 8,6 auf 21,5°C am Flughafen Orsta-Volda/Hovden. Aber auch im britischen Aviemore gab es über 7 Grad Unterschied, von 14 auf 21,9°C. In den Gebieten, in denen die Temperaturgegensätze nicht ganz so stark ausgeprägt waren, wurde verbreitet Dunst oder Nebel aufgezeichnet. Der größte Unterschied liegt dabei in der Sichtweite. Beträgt diese unter 5 km, so spricht man von Dunst, unterschreitet sie die 1 km-Marke tritt Nebel auf. Ganztägig davon betroffen waren dabei bspw. die Fair Isle im äußersten Norden Großbritanniens, aber auch Ekofisk in Schweden. Dieser Dunst oder Nebel konnte sich durch die Strömung aus Norden am Ostrand des Tiefs WILFRIED bilden, die feuchte Luft aus dem Europäischen Nordmeer ans Festland brachte.

Ein ähnliches Bild zeichnete sich auch um 01 Uhr MEZ des 04.06. ab. Antizyklone WILFRIED mit Zentrum südlich von Island war noch immer über 1025 hPa stark. Auch die Hochdruckbrücke mit Hoch XAVER über den Alpen war noch ausgeprägt, jedoch durch Tiefdrucksysteme in Nordeuropa und der Biskaya etwas eingeschränkt, wodurch sich das Einflussgebiet des Hochs WILFRIED insbesondere auf Island beschränkte. Die Kaltfront eines Tiefs über Nordeuropa sollte im Tagesverlauf Großbritannien und den Süden Norwegens und Schweden erreichen und bestimmte dort das zuvor von Antizyklone WILFRIED beeinflusste Wettergeschehen. Zu Tagesbeginn des 04.06. erstreckte sich noch eine kurze Warmfront über den Nordosten der Insel, die sich im Verlauf des Tages aber auflöste. So meldete die im Nordosten liegende Station Grimsstadirs um 10 Uhr MEZ bei bedecktem Himmel eine Temperatur von 11,2°C. 9 Stunden später gab es nur noch leicht bewölkten Himmel und 15,6°C. Zum Abend hatte sich die Warmfront aufgelöst und der Hochdruckeinfluss von Hoch WILFRIED sich wieder durchgesetzt. Auch auf Jan Mayen nordöstlich von Island setzte sich oftmals die Sonne durch. Tags zuvor noch von einem Tiefdruckgebiet belegt, welches maximale Windstärken von 46,8 km/h hervorbrachte, setzte mit Hoch WILFRIED Wetterberuhigung ein und es konnte weniger als die Hälfte mit 21,6 km/h erfasst werden. Damit sank der Wind von Stärke 6 auf der Beaufortskala auf Stärke 4.

Zum 05.06.2018 verlagerte sich das Zentrum des Hochs WILFRIED kaum. Jedoch konnte sich das Einflussgebiet, lediglich gestört von einem frontenlosen kleinen Tief nördlich von Island, stark vergrößern. So reichte es bis über den 80. Breitengrad im Norden und Schottland im Süden. Dabei umfasste es auch den Osten Grönlands, die zu Norwegen gehörende Inselgruppe Spitzbergen, sowie Teile des norwegischen und schwedischen Festlandes. Während auf Island zumeist Dunst oder Nebel auftrat, wie in Reykjavik oder Akurnes, zeigte sich Norwegen überwiegend sonnig. So stieg die Temperatur in Alesund/Vigra zwar nur auf 11,8°C, aber die Sonne schien fast ununterbrochen den ganzen Tag. Marstein erreichte bis zu 13,5°C nach anfänglichen 7,2°C. Die bodennahe Luft in Fiskabygd im Norden Norwegens konnte sich durch die Sonne sogar auf 14,3°C erwärmen und die nahegelegene Station des Tafjord auf den Spitzenwert von 15,9°C. Dort ergab sich damit eine Differenz von fast 10 Grad zum nächtlichen Minimalwert von 6,1°C. Der Norden Großbritanniens erreichte zwar keine extremen Temperaturen, aber die Sonnenscheindauer von 15,5 Stunden in Kirkwall und 16,3 Stunden in Stornoway können sich dennoch sehen lassen.

Die nächsten beiden Tage lag Hoch WILFRIED mit Zentrum fast stationär bei den Faröer Inseln. Durch die Auflösung des Tiefkomplexes in Mitteleuropa konnte sich das Einflussgebiet vergrößern. Zudem entstand im selben Hochdruckkeil, aus dem sich auch Hoch WILFRIED entwickelte, Hoch YOUENN über Polen bzw. Osteuropa. Ungestört von Tiefdruckgebieten bestimmten diese beiden Hochs erst Nord- und Teile Mitteleuropas und später große Gebiete von Island bis zum Schwarzen Meer. Verbreitet wurden so zweistellige Sonnenscheindauern gemessen, wie von Antizyklone WILFRIED hervorgebrachte 14 bzw. 16 Stunden in Altnaharra oder 13 bzw. 10 Stunden in Aviemore. Die Temperaturen stiegen zudem in Norwegen verbreitet in den zweistelligen Bereich und erreichten Höchstwerte von 13,8°C am 07.06. in Ona Ii oder 16,1°C am selben Tag in Fedje. Die schottische Station am Loch Glascarnoch meldete gar 20,9 und 20,7°C an beiden Tagen. Doch auch in Island konnte ein Temperaturanstieg beobachtet werden. So gab es an beiden Tagen um die 14°C in Stykkisholmur oder 20,4 und 19,0°C in Grimsstadir.

Bereits abgeschwächt auf knapp über 1020 hPa lag das Zentrum des Hochs WILFRIED auch am 08. und 09.06. bei den Faröer Inseln, allerdings hatte es durch mehrere Tiefdruckgebiete nur noch Einfluss auf das Wetter Nordirlands und Schottlands, sowie großen Teilen des Europäischen Nordmeeres. Während in Altnaharra noch immer um die 20°C und ca. 18,5°C am Loch Glascarnoch gemessen wurden, trat zum Abend des 09.06. erster leichter Regen auf, in Mengen, die jedoch noch zu gering waren um erfasst zu werden. Während nachts in Nordirland oftmals Dunst auftrat, erwärmte sich die Luft auf über 22°C in Belfast am Aldergrove Airport und auch in Portglenone. Insgesamt war der Einfluss des bereits langlebigen Hochdruckgebietes WILFRIED nur noch schwach erkennbar.

Am 10.06. hatte sich Hoch WILFRIED durch heranziehende Tiefdruckgebiete aus Norden, Süden und Westen auf knapp über 1015 hPa abgeschwächt und befand sich um 01 Uhr MEZ noch immer stationär mit dem Schwerpunkt nahe der Faröer Inseln. An diesem Tag hatte es auf das Wettergeschehen der näheren Umgebung keinen Einfluss mehr. Im Laufe dieses Tages löste es sich dann auch auf und konnte demzufolge nicht mehr auf den Karten analysiert werden.