Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
WILLY
(getauft am
26.11.2020)
Am
26. November 2020 wurde in der Prognosekarte der Berliner Wetterkarte für den
Folgetag ein Hochdruckgebiet über dem südlichen Norwegen auf den Namen WILLY
getauft.
Dort
bildete sich am 27. November erwartungsgemäß das Hochdruckgebiet WILLY mit
einem Zentrumsdruck von über 1020 hPa, nachdem das Tief TANJA vom nördlichen
Bottnischen Meerbusen nach Südosten in das Gebiet der russischen Stadt Sankt
Petersburg gezogen war und sich in höheren Luftschichten ein Keil des
Azorenhochs bis ins südliche Norwegen bewegen konnte. Morgens war es im Bereich
des Hochs WILLY vielerorts leicht bewölkt oder wolkenlos und trocken. Örtlich
trat Nebel auf, typisch für Hochdruckwetter im Winterhalbjahr. Wegen des oft
klaren Himmels, der eher geringen Luftbewegung und der langen Nächte herrschte
in Südskandinavien unter dem Einfluss des Hochdruckgebietes WILLY morgens an
vielen Wetterstationen Frost. Die Tiefsttemperatur lag im norwegischen Oslo-Blindern bei -3°C, während es in Haugedalshogda
nordöstlich der Hauptstadt sogar strengen Frost bei -11°C gab. Selbst in Ryyge am Oslofjord wurden -4°C gemessen. An den meisten
anderen Wetterstationen an der Küste des südlichen Norwegens und Schwedens war
es aber aufgrund des relativ mild temperierten Wassers frostfrei. Schon wenige
Kilometer im Hinterland, wie in Göteborg-Landvetter mit -3°C, war es auch in
Schweden frostig. Arvika, etwa auf der gleichen
nördlichen Breite wie Oslo gelegen, kam auf -7°C, und die erste Station in
nördlicher Richtung, die auf zweistellige Tiefstwerte der Temperatur kam, war Särna in der Provinz Dalarnas län mit -10°C. Weit und breit am kältesten war es aber mit
-19°C im südnorwegischen Dyranut in 1250 m Höhe, wo
die Temperatur in der Nacht zum Vortag lediglich -8°C zurückgegangen war. Am
27. November war es tagsüber in Südnorwegen und Mittelschweden überwiegend
heiter und trocken, während sich in Südschweden gebietsweise Nebel zeigte. In Dyranut herrschte strenger Dauerfrost mit einer Höchsttemperatur
von -12°C. Im Raum Oslo stieg die Temperatur auf Werte um den Gefrierpunkt,
Göteborg-Landvetter kam auf 5°C und aus dem südschwedischen Hallands Vaderö am südöstlichen Kattegat wurden 8°C gemeldet. An der
letztgenannten Wetterstation war es zwar praktisch ganztägig bedeckt und
zeitweise dunstig, aber immerhin konnte sich die Luft deutlich mehr erwärmen
als an den meisten anderen Wetterstationen im südschwedischen Hinterland. Das
Hochdruckgebiet WILLY sorgte auch dafür, dass es bis zum Morgen des 28. November
in Südskandinavien weitgehend trocken war. Ausnahme bildete vor allem in den
Nebelgebieten Südschwedens etwas Niederschlag, der aufgrund der tiefen
Temperatur oft als Schnee fiel, ohne jedoch Mengen von 1 l/m² in 24 Stunden zu
überschreiten.
Mittlerweile
hatte der Luftdruck im Zentrum des Hochs WILLY in Schweden etwa auf halbem Wege
zwischen Oslo und Stockholm auf über 1025 hPa zugenommen. Ähnliche Werte wurden
bis weit in den Norden Schwedens und über den Bottnischen Meerbusen hinaus in
weiten Teilen Finnlands gemessen. Weiter nach Nordosten schloss sich ein
unbenanntes Hochdruckgebiet über Nordwestsibirien mit über 1040 hPa an. Teils
nebliges, teils freundliches Wetter gab es im Einflussbereich des
Hochdruckgebietes WILLY tagsüber, wobei nun vor allem in Schweden kältere Luft
als am Vortag zu finden war. Aus Göteborg-Landvetter wurde eine
Höchsttemperatur von nur noch -1°C gemeldet, in Hedeviken
in der Provinz Jämtlands län
gab es mit -10°C strengen Dauerfrost (am Vortag wurden hier -6°C gemessen) und
sowohl in Gunnarn als auch in Malå
in der Provinz Västerbottens län
war es mit jeweils -13°C noch kälter als am Vortag, als -9°C bzw. -10°C
erreicht wurden. In Mittelschweden erreichte der Wind selbst in Spitzen
vielerorts gerade einmal die Stärke 1 bis 2. In Sveg
in der Provinz Jämtlands län
ging die Temperatur in der Nacht zum 29. November auf -16°C zurück. Aus Røros im mittelnorwegischen Fylke
(Provinz) Trøndelag und aus Folldal
im Fylke Innlandet wurden sogar jeweils -21°C
gemeldet. Kälter war es in Europa nur im Vorland des Ural in Russland.
Nun
hatte das Hochdruckgebiet WILLY mit seinem Zentrum über dem Raum Oslo einen
Kerndruck von über 1030 hPa erreicht. Es handelte sich um eine abgeschlossene
Antizyklone, und die 1030-hPa-Isobare, also die Linie gleichen Luftdruckes mit
eben diesem Wert, verlief von Norddänemark über die Westküste Südnorwegens, bis
ins mittlere Schweden auf eine geographische Breite, die ungefähr der von
Trondheim in Norwegen entspricht, und über das östliche Mittelschweden und den
Süden Schwedens zurück zum Ausgangspunkt. Auf der Mittagskarte der Berliner
Wetterkarte werden immerhin bis zu 1029 hPa an der deutsch-dänischen Grenze
abgebildet. In Deutschland schien, wie auch in einigen Gebieten
Südskandinaviens, tagsüber selten bis gar nicht die Sonne, wogegen sie sich
eher am Rand des Hochdruckgebietes WILLY länger zeigte. So kam beispielsweise Brodersby-Schönhagen an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins
auf 11 Minuten registriertem Sonnenschein, abseits der Küsten in diesem Bundesland
und in Hamburg sowie bis in den Norden Niedersachsens zwischen Weser und Elbe
schien die Sonne vielerorts gar nicht. Dafür verzeichneten Krummhörn-Greetsiel
auf dem ostfriesischen Festland und der Flugplatz von Juist jeweils 8 Stunden
Sonnenschein. In der Nacht zum 30. November wurde an zwei Wetterstationen in
Skandinavien eine Tiefsttemperatur von jeweils -20°C erreicht, und zwar im
norwegischen Røros und in Vidsel
in der schwedischen Provinz Norrbottens län, wobei die zuletzt genannte Wetterstation nur etwa 100
km südlich des nördlichen Polarkreises entfernt ist. Dort ging am 29. November
die Sonne schon um 13:38 Uhr unter und am 30. November erst um 9:19 Uhr auf.
Am
30. November war das Hochdruckgebiet WILLY zum letzten Mal als eigenes
Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen. Es befand sich nun mit
einem mittlerweile schon abgeschwächten Zentrumsdruck von etwas über 1025 hPa
über weiten Teilen Mitteleuropas und damit auch Deutschland. Hier war
nordöstlich der Elbe hochnebelartige Bewölkung vorherrschend, während weiter
südwestlich vielerorts die Sonne schien. Auf der Hornisgrinde
im nördlichen Schwarzwald wurden 9 Stunden Sonnenschein registriert und das
unterfränkische Arnstein war mit 8 Stunden ein
Beispiel dafür, dass es in Süddeutschland auch in tieferen Lagen überwiegend
heiteres Wetter gab. Ausnahmen waren besonders Schwaben und Teile des
Oberrheingrabens, wo Nebel oder Dunst zu finden waren, und der Nordwesten
Deutschlands, wo im Tagesverlauf die Wolken des Tiefdruckgebietes UNDINE
hereinzogen, das zum Monatswechsel bis ins nördliche Mitteleuropa folgte.