Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet WILTRUD

(getauft am 26.12.2019)

 

Am 26.12.2019 entstand über dem Europäischen Nordpolarmeer ein Hochdruckgebiet, welches von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen WILTRUD getauft wurde. Von dort aus zog das Hoch nach Skandinavien und verstärkte sich dabei deutlich. Zu Tagesanbruch des 27.12. war der maximale Luftdruck über dem Skandinavischen Gebirge schon auf etwa 1033 hPa gestiegen. Infolgedessen nahm dort die Bewölkung ab, vielerorts verlief die Nacht sogar sternenklar und die Temperaturen sanken dementsprechend auf unter -10°C, im Norden Schwedens sogar auf unter -20°C. Im Verlauf des 27.12.2019 verlagerte sich das Zentrum des Hochs WILTRUD langsam in den Süden Skandinaviens. Hier herrschte jedoch zumeist Hochnebel vor, während sich weiter nördlich im Bereich der Tag-Nacht-Grenze auch die Sonne zeigen konnte. Regional fielen aus der Hochnebeldecke auch einzelne Schneeflocken. Im Tagesverlauf sanken auch die Temperaturen besonders in Finnland und Schweden weiter, da hier auf der Ostseite des Hochs kontinentale Polar- und Arktikluft südwärts strömen konnte.

Um 01 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) des 28.12. befand sich der Kern des Hochs WILTRUD knapp östlich der norwegischen Hauptstadt Oslo, wo ein weiter gestiegener maximaler Luftdruck von ca. 1042 hPa gemessen wurde. Das Hoch erstreckte sich in seiner Ausdehnung zu diesem Zeitpunkt über ganz Skandinavien und weite Teile Mitteleuropas. Mit der südwärtigen Strömung der kalten Polarluft über die vergleichsweise warme Ostsee bildeten sich auch vermehrt Schnee- und Graupelschauer, welche über die polnische Ostseeküste auch weiter ins Landesinnere zogen. Aufgrund der dabei aber stärker vorherrschenden Bewölkung und der milderen Ostseeluft sanken hier die Temperaturen kaum unter den Gefrierpunkt, wohingegen in Skandinavien erneut Tiefstwerte unter -20°C gemessen wurden. Den Tiefstwert erreichte dabei das schwedische Dorf Nikkaluokta mit -29,0°C. Doch auch in Deutschland sanken die Temperaturen bei längerem Aufklaren teils deutlich unter den Gefrierpunkt: am Münchner Flughafen wurden am Morgen -5,4°C gemessen und selbst in Hamburg sank die Temperatur auf -5,2°C. Das Hochdruckgebiet WILTRUD zog im weiteren Verlauf südlich nach Norddeutschland weiter. Während über dem Osten Deutschlands vermehrt dichtere Bewölkung und Hochnebel vorherrschte, zeigte sich über der Westhälfte häufig die Sonne, vom Rheinland bis nach Baden-Württemberg wurden sogar 6 bis 7 Sonnenstunden registriert. Hier stiegen die Temperaturen mit Unterstützung der Sonne auf 5-6°C an, im Norddeutschen Tiefland erreichten die Höchstwerte nur knapp über 0°C. In Skandinavien, mit Ausnahme der Küstenregionen herrschte den gesamten Tag über Dauerfrost.

Bis zum Tagesbeginn des 29.12.2019 war das Zentrum des Hochs WILTRUD bis in den Norden Bayerns gezogen, wobei sich der Luftdruck mit 1044 hPa kaum weiter erhöht hatte. Auf der Ostflanke des Hochs strömte die kontinentale Polarluft immer weiter nach Süden bis auf den Balkan und an die Adria. Auf der Westflanke hingegen bildete sich unter Einfluss feuchtwarmer Subtropikluft von den Niederlanden bis nach Frankreich in der Nacht häufig Nebel. Über Deutschland blieb es vielerorts klar, dementsprechend gut konnte die Wärme vom Boden in die Höhe ausstrahlen und die Temperaturen sanken deutlich. In Sachsen und Bayern zeigte das Thermometer am Morgen häufig weniger als -5°C, am kältesten war es mit -9,2°C im bayrischen Lechfeld. Der Tag gestaltete sich im Einflussbereich des Hochs WILTRUD von Deutschland über den Alpenraum, Frankreich und Norditalien bis nach Spanien sehr freundlich, vielerorts wurde die maximal mögliche Sonnenscheinausbeute erreicht. Lediglich in einigen Flusstälern wie beispielsweise entlang des Oberrheins konnte sich der Hochnebel nicht auflösen, hier stiegen die Temperaturen tagsüber auch nicht über den Gefrierpunkt.

Zum 30.12.2019 hatte sich die Lage des Kerns des Hochdruckgebiets WILTRUD kaum verändert, jedoch war der Luftdruck wieder leicht auf knapp über 1040 hPa gesunken. Die Polarluft hatte mittlerweile auch Griechenland und Sizilien erfasst, sodass dort in der Nacht die Temperaturen ebenfalls unter den Gefrierpunkt fallen konnten. In den übrigen Regionen Südost- und Mitteleuropas sanken die Werte vielfach auf -5 bis -10°C, über Schneeflächen, wie zum Beispiel in der Steiermark und dem Salzburger Land auch unter -10°C. Auch der 30.12. bescherte vielen Regionen unter Einfluss des Hochs traumhaftes Hochdruckwetter, kühl im Bereich der Polarluft auf der Ostseite des Hochs und frühlingshaft mild in der Subtropikluft an der Westflanke. In Wernigerode im Harz wurden dank leichter Föhnunterstützung sogar bis 15°C gemessen. Im weiteren Verlauf des 30.12. verlor das Hoch WILTRUD dann jedoch immer mehr an Einfluss, besonders über Deutschland und Osteuropa setzte sich skandinavischer Tiefdruckeinfluss durch.

Bis 01 Uhr MEZ des 31.12. war der Luftdruck im Zentrum, welches über den zentralen Balkanraum gezogen war, auf etwa 1037 hPa gesunken. Die Nacht gestaltete sich vielerorts wieder sternenklar, dementsprechend niedrig fielen auch dort die Tiefsttemperaturen aus. Auf dem Balkan sanken sie häufig auf unter -10°C und selbst an den Küsten Italiens trat Frost auf, wie in Rimini mit -2,6°C oder in Venedig mit -1,4°C. Der Hochdruckeinfluss sorgte am Silvestertag noch einmal für sehr sonniges Wetter in weiten Teilen des westlichen und zentralen Mittelmeerraums. Das Hoch WILTRUD schwächte sich jedoch immer stärker ab und ging im Verlauf der zweiten Tageshälfte in das nachfolgende, von Großbritannien in Richtung Mitteleuropa ziehende Hoch XIA über.

Das Hochdruckgebiet WILTRUD hatte insgesamt 6 Tage lang das Wetter in vielen Regionen Europas mitgeprägt. Es hatte sich nach seiner Entstehung über dem Nordpolarmeer immer weiter südwärts verlagert und dabei für viel Sonnenschein in seinem Einflussgebiet gesorgt. In Nord- und Osteuropa hatte es örtlich strengen Frost, in West- und Mitteleuropa hingegen auch sehr milde Temperaturen gebracht.