Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet WINNIE

(getauft am 30.06.2019)

 

Am 30.06.2019 um 00 Uhr UTC bzw. 02 Uhr MESZ erstreckte sich ein Hochdruckgebiet vom nördlichen Wendekreis bis zum 50. Breitengrad mit einem Druck von etwa 1025 hPa über den Ostatlantik. Dieses Hochdruckgebiet, das aufgrund seines Entstehungsortes nahe der Azoren westlich der iberischen Halbinsel Azorenhoch genannt wird, wurde am 30.06. in der Prognosekarte für den folgenden Tag von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte (BWK) auf den Namen WINNIE getauft.

Im Tagesverlauf wanderte das Zentrum des Hochdruckgebietes bei ähnlichen Druckwerten nördlich, sodass es am 01.07. um 00 Uhr UTC westlich der iberischen und französischen Atlantikküste lag und Einfluss auf eben diese Küsten nahm. Im Zusammenspiel mit dem sich über Südosteuropa befindenden Hoch VERA sorgte diese Hochdrucklage für sommerliches Wetter in Südeuropa, wie die 12-stündigen Tageshöchsttemperaturen um 18 Uhr UTC mit bis zu 37°C im Raum Madrid zeigen.

Am 02.07. lag zu Tagesbeginn das Hochdruckzentrum westlich von Irland mit einem Maximaldruck von gut 1030 hPa. Das Einflussgebiet umgab im Tagesverlauf vor allem Großbritannien und Irland. In diesen Gebieten brachte Hoch WINNIE 12-stündige Maximaltemperaturen wie in Belfast 17,7°C oder in London 21,8°C.  Im Tagesverlauf verlagerte sich Hoch WINNIE langsam nordöstlich in Richtung des europäischen Festlands, auf welchem noch das Tiefdruckgebiet NASIR vornehmlich das Wetter beeinflusste.

Am folgenden Tag um 00 Uhr UTC lag das Zentrum über Irland mit einem Druck von circa 1030 hPa und bewegte sich in den nächsten Stunden weiter östlich, sodass es Einfluss auf das mitteleuropäische Wetter nehmen konnte. So gab es in Süddeutschland verbreitet 10-15 Sonnenstunden und die Höchsttemperaturen stiegen teils auf bis zu 30°C, mit maximalen 30,8°C in Waldshut-Tiengen. Aber auch der 12-stündige Höchsttemperaturwert in Dublin mit 18°C ist auf Hochdruckgebiet WINNIE zurückzuführen. Des Weiteren ist erwähnenswert, dass es in Irland vom 02.07. um 08 Uhr UTC bis 04.07. 08 Uhr UTC niederschlagsfrei blieb sowie die Tatsache, dass in Frankfurt am Main aufgrund einer Höchsttemperatur von über 25°C der bereits 17. Sommertag in Folge verzeichnet werden konnte, was bedeutet, dass seit 17 Tagen Tageshöchsttemperaturen von über 25°C gemessen worden waren.

 

In der Analysekarte des 04.07. um 00 Uhr UTC spaltete sich das Hoch WINNIE auf. So hieß nun das erste Hochdruckgebiet, welches mit einem Druck von circa 1030 hPa westlich vor Irland lag, WINNIE I und das zweite, mit einem Druck von etwa 1025 hPa, welches über den Benelux-Staaten lag, von nun an Hoch WINNIE II. Dadurch erstreckte sich das gesamte Einflussgebiet von Hoch WINNIE vom Ostatlantik über Mitteleuropa bis hin zum Schwarzen Meer, welches sich auch im weiteren Tagesverlauf kaum verlagerte. So schien vor allem in den zentralen und südlichen Teilen Deutschlands verbreitet länger anhaltend die Sonne bis zu 15 Stunden, so dass es dort in den Niederungen erneut einen Sommertag gab. Dabei stieg in Mannheim die Temperatur bis 28°C und in Regensburg sogar bis 29,5°C, während es im Norden und im Westen durch Heranführen kühlerer Meeresluft etwas milder blieb bei 12-stündigen Maximaltemperaturen von 21,6°C in Amsterdam oder 25,4°C an der Messstation in Köln-Stammheim um 18 Uhr UTC.

Auch bis zum 05.07. bewegte sich das Hochdruckgebiet nur wenig weiter. Hoch WINNIE I lag südwestlich der irischen Küste mit einem Druck von circa 1025 hPa und das Zentrum von Hoch WINNIE II wanderte etwas weiter südöstlich und befand sich um 00 Uhr UTC über den Alpen. Somit erstreckte sich der Hochdruckkomplex WINNIE vom Ostatlantik über Deutschland, Norditalien, den Benelux-Staaten, Ungarn und bis zum Schwarzen Meer und wurde flankiert von Tiefdruckgebieten im Norden und Süden, weshalb sich im Tagesverlauf immer deutlicher die Einflüsse des von Norden kommenden Tiefdruckgebietes bemerkbar machten.  Dadurch ergaben sich anhaltend maximale Tagestemperaturen von über 30°C im Südwesten Deutschlands aber nur 20°C im Norden, wie die gegensätzlichen 12-stündigen Maxima um 18 Uhr UTC mit 30,7°C in Kaiserslautern und 20,8°C in Berlin-Dahlem zeigen. Noch deutlich heißer war es in Frankreich. Dort wurden wieder sehr hohe Maxima registriert wie zum Beispiel in Brive im Südwesten Frankreichs mit 38,3°C.

Zum 06.07. steigerte sich der Einfluss von Tief PIRMIN auf Norddeutschland, während der Süden weiterhin im Einfluss des mit gut 1015 hPa relativ schwachen Hochdruckgebietes WINNIE II lag. Währenddessen weilte das Hoch WINNIE I über dem Ostatlantik und spaltete sich fortwährend von WINNIE II ab.  Dadurch ergaben sich erneute große Temperaturgegensätze in Deutschland. Während im Norden unter dichten Wolken mittags um 14 Uhr lediglich kühle 16 bis 19°C auftraten, stieg die Temperatur aufgrund von Antizyklone WINNIE II südlich einer Linie vom Ruhrgebiet bis zur Lausitz auf sommerliche Werte über 25°C, in Bayern und in Rheinland-Pfalz auch über 30°C, wie die 12-stündigen Tagesmaxima von 31,6°C in München zeigen. In Seibersdorf bei Wien wurden sogar 36,8°C erreicht.

Bis zum 07.07. um 00 Uhr UTC hat das südlich ziehende Tief PIRMIN Hochdruckgebiet WINNIE II vollständig verdrängt. Währenddessen befand sich das Hoch WINNIE I, welches von nun an wieder WINNIE hieß, im Ostatlantik westlich von Frankreich und bewegte sich im Tagesverlauf weiter nordöstlich Richtung Großbritannien. Der Zentrumsdruck betrug auch am 08.07. etwa 1020 hPa und zog weiter langsam Richtung Osten, wodurch sich die kühle Luft, welche Tief PIRMIN brachte, langsam wieder erwärmte.

Bis zum 09.07. hatte sich das Zentrum der Antizyklone bis oberhalb der Benelux-Staaten bewegt, während sich das Einflussgebiet über das gesamte Zentraleuropa bis hin zum Schwarzen Meer befand. So war insbesondere wieder der Süden Deutschlands im Einzugsgebiet von Antizyklone WINNIE, was sich in den Messwerten widerspiegelte. Den meisten Sonnenschein maß einerseits die Station auf Usedom mit 14 Stunden in Karlshagen und andererseits im Südwesten mit fast 15 Stunden in Saarbrücken und am Oberrhein. Dort wurden mit Höchstwerten von 22 bis 24°C die höchsten, wenn auch dank der nordwestlichen Anströmung immer noch recht kühlen, Maxima registriert.

Am 10.07. um 00 Uhr UTC befand sich Hoch WINNIE mit seinem Zentrum oberhalb der Benelux-Staaten und dem Rheinland, und sein Einflussbereich zog sich lediglich bis zu den Alpen und bis östlich der deutsch-polnischen Grenze. Von Westen drängte das Tief QUINCTILIUS, im Nordosten das Tief PIRMIN und im Süden Europas ein weiteres unbenanntes Tiefdruckgebiet. Dadurch kam das Hochdruckgebiet erstmalig in Fahrt und bewegte sich im Tagesverlauf weiter Richtung Osten, wodurch es seinen Schwerpunkt immer mehr nach Süddeutschland verlagerte. In Deutschland sorgte Hochdruckgebiet WINNIE dafür, dass die Temperaturen anstiegen, im 12-stündigen Maximum um etwa durchschnittlich 3-4 Grad, so war das Maximum in Kaiserslautern bei 27,6°C, während es am Vortag lediglich 22,7°C betrug.

Auch am nächsten Tag zog es Hoch WINNIE weiter nach Südosten und es breitete sich weiter in Zentraleuropa aus, sodass es sich von Frankreich bis Polen und im Süden bis ins ehemalige Jugoslawien erstreckte. Der Zentrumsdruck sank auf ungefähr 1015 hPa. Trotzdem sorgte es für weiterhin sommerliche Temperaturen. So gab es beispielsweise das erste Mal seit dem 1. Juli wieder einen Sommertag im Nordosten Deutschlands, wie zum Beispiel in Maschnow mit 26°C oder Berlin-Tegel mit 25,2°C. Auch in Zagreb stieg die Temperatur nach zwei kühleren Tagen mit 26,6°C als 12-stündiges Maximum um 18 Uhr UTC wieder auf einen Sommertag.

Letztmalig wurde Hoch WINNIE am 12.07. in der BWK-Analysekarte um 00 Uhr UTC erwähnt, als es weiter Richtung Süden zog, da sich im Westen das Tief QUINCTILIUS und noch weiter westlich das Hoch XANDRA Richtung Europa bewegten. Das Zentrum lag mit einem vergleichsweise geringen Druck von lediglich etwa 1015 hPa, der sich durch die vielen Tiefdruckgebiete um das Hochdruckgebiet herum erklären lässt, über den Alpen. Da es sich dann im Laufe des Tages immer weiter aufspaltete und weiter Richtung Südosten bewegte, verlor es nach über zwei Wochen an Einfluss für das europäische Wetter und wurde deshalb nicht weiter erwähnt.