Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
WOLFGANG
(getauft am 10.12.2016)
Die Luftströmungen bei uns in den mittleren
Breiten folgen in der Höhe einer sogenannten Trog-Keil-Struktur. Damit
verknüpft sind sich abwechselnde Vorstöße polarer Luftmassen nach Süden, man
spricht in diesem Zusammenhang von einem Kaltlufttrog, und subtropischer
Luftmassen nach Norden, der sich als sogenannter Hochdruckkeil abzeichnet. Zu
Beginn der zweiten Dezemberdekade reichte ein solcher, schwach ausgeprägter
Hochdruckkeil vom Ostatlantik aus recht weit nördlich bis nach Grönland und
über das nördliche Nordmeer. Auf der Vorderseite eines solchen Hochdruckkeils
kommt es typischerweise zu Absinkbewegungen der Luft, was im Bodendruckfeld
eine Luftdruckzunahme bewirkt und oftmals zur Entstehung eines neuen
Hochdruckgebietes führt. Am 10. Dezember befand sich solch eine Absinkzone über
dem Nordmeer. Diese war allerdings zunächst nur schwach ausgeprägt. Erst ein
vom mittleren Atlantik ausgehender Warmluftvorstoß lieferte den nötigen Impuls,
sodass sich der Hochdruckkeil regenerieren konnte und in den darauf folgenden
Stunden ein neues Hoch über Skandinavien entstand. Dieses erhielt den Namen
WOLFGANG.
Das Hoch WOLFGANG verblieb bis zum Folgetag
nahezu stationär über Skandinavien. Mit einem Zentrumsdruck von etwa 1010 hPa
wurde das weiterhin schwach ausgeprägte Hoch über der Nordmeerküste
Mittelnorwegens analysiert. Der Einflussbereich beschränkte sich auf
Zentralskandinavien, da an der Südflanke der Antizyklone WOLFGANG das
Tiefdrucksystem VITA sowie weiter östlich ein unbenannter Wirbel über dem Ural
diesen einschloss.
In den Frühstunden des 12. Dezembers konnte
Hoch WOLFGANG erstmals als eigenständige Hochdruckzelle und mit einem Druck von
knapp über 1020 hPa über Südskandinavien analysiert werden. Es verlagerte sich
im Tagesverlauf unter weiterer Kräftigung mit seinem Zentrum südostwärts
Richtung östliches Mitteleuropa. Das Hoch WOLFGANG transportierte trockenkalte
Luft arktischen Ursprungs von Skandinavien aus in Richtung Süden, was zwar positive
Effekte in Form von Sonnenschein, vor allem in einem Streifen von
Südskandinavien über Nordostdeutschland bis nach Zentralpolen brachte,
andererseits aber auch kühlere Temperaturen zur Folge hatte. Beispielsweise
betrug die Höchsttemperatur in Warschau bei 3,4 Stunden Sonne nur noch knapp
0°C, während es tags zuvor bei bedecktem Himmel noch 8°C gewesen waren. Nachts
sank die Temperatur im Bereich des Hochdruckzentrums und überall dort wo es
längere Zeit aufklarte bis in den mäßigen Frostbereich, zum Beispiel in Cottbus
bis auf -5°C oder in Lodz bis auf -9°C.
Währenddessen befand sich das Zentrum von
Hoch WOLFGANG in der Nacht zum 13. Dezember über Südpolen und Tschechien. In Jelenia Gora wurde um 00 UTC, was
01 Uhr MEZ entspricht, ein Luftdruck von 1032,2 hPa gemessen. In den folgenden
Stunden dehnte sich die Antizyklone WOLFGANG rasch weiter bis nach Südosteuropa
aus, wodurch sich in einem Gebiet von Polen sowie der Ukraine bis zur Adria und
dem Schwarzem Meer heiteres und sonniges Wetter einstellte, allerdings auch
hier bei deutlich niedrigeren, vielfach bis in den Frostbereich zurückgehenden,
Temperaturen. Beispielsweise erreichte die Maximaltemperatur in Sofia nach 8°C
am Vortag nur noch -0,1°C. Dagegen wurde das westliche Mitteleuropa und auch
Skandinavien trotz hohem Luftdruck von Wolkenfeldern eines atlantischen
Tiefausläufers beeinflusst. Hinter diesen Tiefausläufern konnte sich allerdings
erneut hoher Luftdruck aufbauen. Die hieraus entstehende neue Hochdruckzelle,
die sich am Tagesende mit einem Druck von knapp über 1025 hPa etwa über der
Nordsee und Südskandinavien befand, erhielt den Namen WOLFGANG I. Die mit etwas
mehr als 1030 hPa Zentrumsdruck kräftigere Hochdruckzelle, WOLFGANG II, war
hingegen bereits über der Balkan-Halbinsel zu finden. Ansonsten sanken die
Temperaturen in der Nacht zum 14. Dezember vom östlichen Mitteleuropa bis zum
östlichen Balkan erneut in den Frostbereich. Vor allem über Rumänien und
Bulgarien, wo es längere Zeit sternenklar blieb und gleichzeitig schon eine
Schneedecke vorhanden war, gab es auch strengen Frost. In Sibiu
in Siebenbürgen fiel das Quecksilber beispielsweise bis auf -15°C, in Skopje, Pristina und Sofia bis auf -11°C.
Am drauf folgenden Tag verlagerte sich das
südlichere Hochdruckzentrum WOLFGANG II Richtung Ägäis und Kleinasiatische
Halbinsel, wo es sich bis zum Abend auflöste. Allerdings hielt sich der hohe
Luftdruck über Südosteuropa, sodass es hier unverändert sonnenscheinreich
blieb. Die Kaltluft kam noch etwas weiter bis nach Griechenland und zur Türkei
voran. Damit einhergehend wurde ein markanter Temperaturabfall von 5 bis 10
Grad beobachtet. Beispielsweise stieg die Temperatur in Ankara nicht mehr über
-2°C, nachdem tags zuvor noch +5°C gemessen wurden. Ausgesprochen sonnig, bzw.
wolkenlos war es auch im Bereich des zweiten Hochdruckzentrums WOLFGANG I über
Skandinavien, wobei die Temperaturen in der hier zwischenzeitlich
eingeflossenen maritimen Subpolarluft weniger kalt als mancherorts über
Südosteuropa waren. In Stockholm wurden beispielsweise bei knapp 6 Stunden
Sonne 2°C erreicht, in Kopenhagen bei fast
7 Sonnenstunden sogar 5°C. Mitteleuropa lag dagegen zwischen beiden
Hochdruckgebilden im Einflussbereich eines unbenannten Tiefs über dem Baltikum
und dessen Ausläufern. Dabei zeigte sich nur selten die Sonne, bei wieder etwas
milderen Temperaturen von 2°C in Warschau oder 6°C in Berlin.
In den frühen Morgenstunden des 15.
Dezembers zeigten die Bodendruckkarten Hoch WOLFGANG als weniger klar
strukturierte Hochdruckzone zwischen Skandinavien-, Mittel- und Südeuropa. Das
Zentrum mit einem Druck von knapp über 1030 hPa befand sich dabei zwischen
Südschweden und Ostdeutschland, mit beispielsweise gemessenen 1030,6 hPa in
Berlin-Tegel. Allerdings konnte sich die Antizyklone WOLFGANG in den folgenden
Stunden kräftigen und erneut nach Ost- und Südosteuropa expandieren,
nennenswerte Einflüsse auf das Wetter ergaben sich durch diese Luftdruckzunahme
jedoch nicht. In feuchter Luft, die durch das erwähnte unbenannte Tief
herantransportiert wurde und gleichzeitig windschwachen Verhältnissen, hatte
sich über Mitteleuropa verbreitet Nebel oder Hochnebel gebildet, der sich
tagsüber durch den niedrigen Sonnenstand kaum oder gar nicht auflöste. Dabei
ging das Temperaturniveau unter dichten Wolken im Einfluss des Hochs WOLFGANG etwas
zurück, über Mitteleuropa wurden noch leichte Plusgrade gemessen, wie in Berlin
mit 3°C. Über Skandinavien, aber auch Teilen Ungarns, Rumäniens sowie der
Zentraltürkei blieb es dagegen bei leichtem Dauerfrost, so beispielsweise in Ankara
mit -2°C. In der sich anschließenden Nacht hielt sich vielfach die zähe Nebel- bzw.
Hochnebeldecke, lediglich im Bereich des sich Richtung Polen und der Ukraine
verschiebenden Hochdruckzentrums klarte es gebietsweise auf. Dort sank die
Temperatur erneut in den mäßigen Frostbereich, beispielsweise -6°C in Warschau.
Weiter östlich über Osteuropa, wo eine geschlossene Schneedecke anzutreffen war,
gab es auch strengen Frost, wie in Lemberg und Kiew bei -12°C.
Am 16. Dezember verlagerte sich die
Antizyklone WOLFGANG, deren Einfluss mittlerweile vom Rhein bis zum Dnrpr und von der Ostsee bis zum Mittelmeer reichte, unter
weiterer Kräftigung langsam weiter südostwärts. Begünstigt von der
Luftdruckzunahme und herangeführter trockenerer Luft konnte sich die
hochnebelartige Bewölkung im Umfeld des Hochzentrums vielerorts auflösen oder
zumindest auflockern. Größere Nebelfelder hielten sich noch zwischen Dänemark,
Nord- und Südwestdeutschland, über Slowenien-Kroatien und Serbien bis nach
Bulgarien und über dem Baltikum, Weißrussland und der Ukraine. Nennenswerte
Einflüsse auf die Temperatur ergaben sich hierdurch nicht, da die tiefstehende Dezembersonne ohnehin nur einen geringen
Einfluss auf die Temperaturen hat. So lagen die Höchstwerte, ähnlich dem Vortag,
bei wenig über oder unter 0°C, beispielsweise meldete München 0°C, Prag 3°C und
Lemberg -3°C. Nachts bildeten sich vor allem über Mitteleuropa und dem
Karpatenbecken neue Nebel- und Hochnebelfelder, während sich die tiefen
Wolkenfelder über der Balkanhalbinsel auflösten. Im Vergleich zur
vorangegangenen Nacht kühlte die Luft, unabhängig von der Bewölkungssituation,
noch einige Grad weiter aus, sodass es bis auf wenige Ausnahmen von Zentral-
bis nach Ost- und Südosteuropa überall frostig wurde. Kältepol blieb Rumänien,
wo die Temperaturen in Siebenbürgen auf -10°C bis
-15°C sanken. In Miercurea Ciuc
wurde wie bereits in der vorangegangen Nacht Temperaturen bis -18°C gemessen.
Am 17. Dezember um 00 Uhr UTC wurde das Hoch
WOLFGANG mit einem Maximaldruck von etwas über 1040 hPa über Südosteuropa
analysiert, wo es tagsüber quasistationär verblieb. Es sorgte hier auch an
diesem Tage für freundliches bis sonniges Wetter, wobei die Temperaturen in der
mittlerweile gealterten Kaltluft subpolaren Ursprungs nicht über 5°C stiegen,
so in Belgrad mit 4°C und in Bukarest mit 2°C. Über Mitteleuropa dagegen
verharrten die Temperaturen unter verbreiteten Nebel- und Hochnebelfeldern im
leichten Dauerfrostbereich, wie in Berlin oder Warschau mit -1°C.
In der weiteren Entwicklung führte der Vorstoß
eines Hochdruckkeils vom subtropischen Atlantik Richtung Westeuropa zu einer
großflächigen Luftdruckzunahme über West- und Zentraleuropa. Dies hatte eine
gleichzeitige Luftdruckabnahme über Südosteuropa zur Folge. In der Konsequenz
verschwand dadurch das Hoch WOLFGANG bis zum 18. Dezember von den Wetterkarten
und konnte nicht weiter analysiert werden.
Geschrieben
am 09.02.2017 von Gregor Pittke
Berliner Wetterkarte: 16.12.2016
Pate: Wolfgang Levin