Lebensgeschichte 

 

Hochdruckgebiet WOLFGANG

(getauft am 16.10.2018) 

 

Vom 13. bis 15. Oktober 2018 zogen der ehemalige Hurrikan Ex-MICHAEL sowie das nachfolgende Tiefdruckgebiet PETRA ostwärts über den Nordatlantik Richtung Europa. Rückseitig der Druckgebilde konnte in einer nordwestlichen Strömung höhenkalte Luft aus Kanada nach Südosten fließen, wobei es zu einer absinkenden Luftbewegung kam. So konnte sich am 15. Oktober ein Gebiet höheren Luftdruckes vor der Küste Neufundlands ausbilden. Bis zum 16. Oktober bildete sich im Bodenniveau ein eigenständiges Hochdruckgebiet aus. Dieses befand sich um 01 Uhr MEZ mit einem Druck von ca. 1027 hPa knapp 2000 km südlich von Grönland über dem Nordatlantik. Da die Antizyklone im weiteren Verlauf auch Einfluss auf das Wettergeschehen in Europa nehmen sollte, wurde sie am gleichen Tag in der Prognose für den 17. Oktober auf den Namen WOLFGANG getauft.

Am 17. Oktober um 01 Uhr MEZ befand sich Hoch WOLFGANG mit einem erhöhten Druck von 1032 hPa ca. 1000 km südwestlich von Irland in Nähe der westlichen Azoreninseln. Sein Einflussbereich weitete sich im Tagesverlauf auf die Britischen Inseln aus. Nach nächtlich abklingendem Einfluss des Tiefdruckgebietes PETRA gab es tagsüber im westlichen Irland die höchsten Sonnenscheinanteile, die Station Knock vermeldete 8,2 Stunden und Cork 8,3 Sonnenstunden. Nach Südosten hin gab es weniger Sonnenschein, in Nottingham reichte es noch für 3,2 Sonnenstunden, in London blieb es dagegen ganztägig bedeckt. Mit einer westlichen Strömung wurde zudem maritime Polarluft zu den Britischen Inseln herangeführt und trotz Hochdruckeinflusses blieb es nicht gänzlich trocken, sondern es traten einzelne, leichte Schauer mit maximal 4 mm Regen auf.

Am 18. Oktober um 01 Uhr MEZ positionierte sich das Zentrum der Antizyklone WOLFGANG knapp südwestlich von Irland. Damit vergrößerte sich ihr Einflussgebiet im Laufe des Tages auf Mittel- und Südirland, England, Wales sowie den äußersten Norden Deutschlands. So vermeldete Dublin 9,1 Sonnenstunden, Aberporth in Wales 9,8 Stunden, Cuxhaven 7,0 Stunden und List auf Sylt 9,0 Stunden Sonne. In Nordirland und Schottland blieb es unter Einfluss der Ausläufer des Tiefs QUENDOLIN mit Zentrum nahe Grönland wolkenreich und abseits der deutschen Nordseeküste gab es durch die Kaltfront des Tiefs PETRA zeitweilige Regenfälle. In der Nacht kühlte es in polaren Luftmassen gebietsweise stark ab. In Irland und Nordengland konnte örtlich Frost registriert werden, z.B. am Flughafen Dublin mit -0,1°C, an der Station Mullingar in Irland mit -2,4°C oder im englischen Ort Shap mit -1,5°C. Deutlich wärmer blieb es im südlichen England. Hier verhinderte die Wolkendecke eine Ausstrahlung, sodass es mit Tiefstwerten von 13 bis 8°C deutlich milder blieb. Die Höchsttemperaturen lagen im Einflussbereich von Hoch WOLFGANG tagsüber bei 10 bis 15°C, in Südengland sogar bis 17°C. An der deutschen Nordseeküste konnten unterdessen bei freundlichem Wetter nur 14 bis 16°C erreicht werden, während am Vortag unter Einfluss subtropischer Luftmassen noch warme 17 bis 23°C gemessen werden konnten.

Am 19. Oktober um 01 Uhr konnte eine langgestreckte Hochdruckzone von den Azoren bis über die Nordsee analysiert werden, wobei der Druck auf 1027 hPa sank. Somit setzte sich von Südengland, Frankreich, Schweiz und Deutschland bis zur polnischen Küste heiteres Wetter mit 5 bis 10 Sonnenstunden durch. Eine Ausnahme bildete in Deutschland eine Zone von Hessen bis Sachsen. Hier blieb es an der Kaltfront von Tief PETRA meist bedeckt. In der Nacht konnte es bereits im norddeutschen Tiefland bei wolkenlosem Himmel stark abkühlen, sodass örtlich der erste Frost des Herbstes verzeichnet wurde. Faßberg in Niedersachsen vermeldete Temperaturen von -2,3°C und Quickborn nördlich von Hamburg -1,4°C. Recht eindrucksvoll zeigten sich die Temperaturunterschiede in Brandenburg. Während sich der Hochdruckeinfluss im Nordwesten Brandenburgs mit Bewölkungsrückgang durchsetzte, blieb es in Berlin und Südbrandenburg noch stark bewölkt. Kyritz vermeldete einen Tiefstwert von -0,9°C, während Berlin-Dahlem 7,6°C und Cottbus sogar 10,3°C registrierten. Mit Einfließen der polaren Luftmassen wurde in Deutschland der spätsommerliche Witterungsabschnitt beendet. Nach Höchstwerten von bis zu 27°C am 16. Oktober lagen die Maxima am 19. Oktober im herbstlichen Bereich von 12 bis 15°C. Einzig in Süddeutschland wurde örtlich nochmals die 20°C-Marke leicht überschritten.

Zum 20. Oktober verlagerte sich die Hochdruckzone WOLFGANG nach Süden, da die Tiefdruckgebiete QUENDOLIN und RACHEL sich langsam nach Südosten verlagerten und das Hoch WOLFGANG von Norden her eingrenzten. Die Hochdruckzone reichte um 01 Uhr MEZ von den Azoren über Nordfrankreich bis Ostdeutschland. Ihr Druck blieb mit ca. 1027 hPa konstant. Die tiefsten Temperaturen wurden in der Nacht von Luxemburg bis Ostdeutschland gemessen werden. Sie lagen verbreitet bei +5 bis -2°C, z.B. in Bochum mit 2,1°C, mit 0,9°C in Berlin-Tegel und -0,3°C in Göttingen. Am kältesten wurde es im brandenburgischen Baruth mit -2,6°C. Während hier am 13. Oktober mit 25,1°C noch ein Sommertag vermeldet wurde, gab es am Morgen des 20. Oktobers mit -5,4°C mäßigen Frost in Bodennähe, also in 5 cm Höhe. Tagsüber setzte sich die Sonne in Frankreich, Südengland, den Benelux-Staaten sowie im Westen Deutschlands für 8 bis 10 Stunden durch. In der Osthälfte hielten sich noch Wolkenfelder von der Kaltfront des Tiefs PETRA, sodass es hier mit 1 bis 5 Sonnenstunden bewölkter blieb. Die polare Luftmasse aus Norden erwärmte sich über dem Kontinent, sodass im Westen Deutschlands 14 bis 20°C und im Osten 12 bis 17°C als Maximaltemperaturen erreicht wurden. Am wärmsten in Deutschland wurde es mit 19,9°C in Waldshut-Tiengen im Südwesten Baden-Württembergs. Im Süden Frankreichs stieg die Temperatur im Bereich subtropischer Luftmassen auf bis zu 26°C an, wie z.B. in Le Luc mit 26,4°C oder in Brive mit 26,2°C.

Am Folgetag änderte sich an der Lage von Hoch WOLFGANG kaum etwas. Das Zentrum reichte um 01 Uhr MEZ von Südengland bis Tschechien und verstärkte sich auf rund 1030 hPa. Von Norden her erreichten allerdings erste Ausläufer von Tief RACHEL die Britischen Inseln und den Norden Deutschlands. So blieb es tagsüber im Norden von Niedersachsen und Schleswig-Holstein bedeckt, während es sonst in großen Teilen Deutschlands 5 bis 10 Stunden Sonnenschein gab. Am meisten Sonne wurde dabei im Saarland mit 10,1 Stunden in Tholey verzeichnet sowie in Berlin-Dahlem mit 9,8 Stunden. Auch im südlichen England und Frankreich blieb es sonnig, allerdings näherte sich vom Atlantik her bereits die neue AntizykloneXERXES, mit deren Annäherung sich Hoch WOLFGANG unter Abschwächung nach Osten verlagerte. Die Höchstwerte der Temperatur lagen in Deutschland bei 13 bis 18°C mit den höchsten Werten am Oberrhein.

Am 22. Oktober befand sich Hoch WOLFGANG um 01 Uhr über dem südöstlichen Polen mit einem Druck von nur noch 1018 hPa. In der Nacht kühlte sich die Luft von Südpolen über Tschechien bis Südostdeutschland verbreitet auf -1 bis -5°C ab. Lublin verzeichnete -1,9°C, das sächsische Hoyerswerda -3,2°C und Augsburg -3,8°C. Im Erzgebirge konnte in Marienberg-Kühnhaide mit -10,5°C strenger Frost verzeichnet werden. Der Einflussbereich verkleinerte sich und reichte tagsüber von Tschechien über Südpolen bis Ungarn. Bei 11 bis 16°C und 4 bis 7 Sonnenstunden setzte sich hier freundliches Herbstwetter durch. Vom 23. bis 24. Oktober konnte die Hochdruckzelle WOLFGANG sich in Richtung Kroatien verlagern, hatte aber kaum noch Wettereinfluss, da das Hoch XERXES das Wettergeschehen maßgeblich steuerte. Mit weiterem Vordringen der Kaltfront von Tief SIGLINDE über dem Baltikum löste sich das Hoch WOLFGANG im Laufe des 24. Oktobers vollständig auf. So hatte sich die Antizyklone nahtlos in den von hohem Luftdruck geprägten Oktober in Deutschland eingereiht und für mehrere Tage freundliches, aber deutlich kühleres Wetter mit sich gebracht.