Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
WOLFGANG
(getauft am
29.12.2012)
Aufgrund
der globalen Druck- und Temperaturunterschiede entstehen Luftströmungen, wodurch
sich zwischen den Tropen und den gemäßigten Breiten regelmäßig Hochdruckgebiete
im sogenannten subtropischen Hochdruckgürtel bilden. Eines dieser Druckgebiete
ist das stetige, über dem östlichen Atlantik gelegene Azorenhoch. Dieses
entsteht, wie viele andere Hochdruckgebiete, wenn Luftmassen aus höheren
Atmosphärenschichten großräumig absinken und damit den Luftdruck am Boden
erhöhen. Im Laufe des 28.12. strömte der Tiefdruckwirbel TINA von Westen her
über den Nordatlantik in Richtung Europa. Dabei zog ein weiteres
Hochdruckgebiet auf das Azorenhoch zu und schloss sich mit diesem und weiteren
kleineren über Nordafrika und der Iberischen Halbinsel gelegenen
Hochdruckzentren im Laufe des 29.12. zu einem Drucksystem zusammen. Das
entstandene Hochdruckgebiet wurde aufgrund seines Einflusses auf das
europäische Wettergeschehen am selben Tag in der Prognose für den Folgetag auf
den Namen WOLFGANG getauft.
Der
Kerndruck von Hoch WOLFGANG betrug am 30.12. um 00 Uhr UTC, was 01 Uhr MEZ
entspricht, bei einem Einflussgebiet, welches sich im Westen bis zu den Azoren
und im Osten bis Marokko und großen Teilen der Iberischen Halbinsel erstreckte,
über 1030 hPa. Die absinkenden Luftmassen innerhalb eines Hochdruckgebietes bewirkten,
dass sich die Bewölkung fast über dem gesamten Einflussgebiet auflöste. So
meldeten die Stationen aus Städten wie Barcelona, Sevilla und Faro, welches sich im Süden Portugals befindet, nur leichte
Bewölkung. Ein wolkenloser Himmel zeigte sich sogar in Valencia, Marrakesch und
Las Palmas auf der Kanareninsel Gran Canaria, was nochmals das große
Einflussgebiet der Antizyklone verdeutlicht. Die Höchsttemperatur lag dadurch
in Málaga bei leichter Bewölkung an diesem Tag bei 18°C. In Funchal
auf Madeira wurden sogar 23°C gemessen.
Durch
die ostwärts gerichtete Höhenströmung, welche sich in rund 5500 m Höhe befindet
und auf der 500-hPa-Höhenwetterkarte dargestellt ist, verlagerte sich das Zentrum
von Hoch WOLFGANG bis 00 Uhr UTC am 31.12. zentral über die Iberische
Halbinsel. Der Kerndruck schwächte sich zwar leicht ab, blieb aber über 1030
hPa. Auch an diesem Tag blieb der Himmel über dem Einflussgebiet der
Antizyklone gering bewölkt, in vielen Gebieten sogar wolkenlos. So meldete die
Station Barcelona bei wolkenlosen Verhältnissen 14°C, wobei das Thermometer in
der Nacht zuvor auf 5°C gesunken war. Hierbei ist zu vermerken, dass über dem
gesamten Einflussgebiet des Hochs meist niedrige Windgeschwindigkeiten von 2
km/h in Sevilla bis 22 km/h in Barcelona gemessen wurden. Dies entspricht einer
Windstärke von 1 bzw. 4 auf der Beaufort-Skala. Zum Vergleich ist zu erwähnen,
dass ein Sturm laut dieser Skala erst bei Windstärke 9 und 75-88 km/h erreicht
wird. Um 06 Uhr UTC wurde sogar Windstille in Madrid und Palma de Mallorca
gemessen. Im Westen des Einflussgebietes wurden dagegen höhere Bedeckungsgrade
gemeldet. Der Grund hierfür war der Einfluss von Tief UDINE, welches sich zu
diesem Zeitpunkt westlich der Britischen Inseln befand. Die Zyklone bewirkte,
dass das Hoch WOLFGANG zunehmend nach Osten weitergeschoben wurde und somit der
Tiefdruckeinfluss auf der Westseite des Einflussgebietes Einzug erhielt. So
beispielsweise in Porto, wo ein bedeckter Himmel die Temperatur in der Nacht
zuvor von 14°C auf nur 11°C fallen ließ.
Aufgrund
des neuen Einflusses von Tief UDINE und der weiterhin ostwärts gerichteten
Höhenströmung verlagerte sich das Hoch WOLFGANG rasch weiter über den Süden
Europas und erstreckte sich mit seinem Zentrum am 01.01. bereits von Bulgarien
und dem Westen Serbiens über Rumänien und Moldawien bis hin zum Südwesten der
Ukraine. Der Kerndruck sank im Vergleich zum Vortag und betrug etwa 1025 hPa.
Bei schwachen Windgeschwindigkeiten und geringer Bewölkung brachte das Hoch
WOLFGANG vor allem frostige Nachttemperaturen in sein Einflussgebiet. Auf der
850-hPa-Höhenwetterkarte, also in rund 1,5 km Höhe, erkennt man, dass an diesem
Tag erwärmte kontinentale subpolare Luftmassen in das
Einflussgebiet der Antizyklone einströmen. Obwohl diese Luftmassen schon eine
gewisse Zeit über den mittleren Breiten
strömten und somit erwärmt wurden, besaßen sie im Vergleich immer noch sehr
niedrige Temperaturen. So fiel die Temperatur in Bukarest in der Nacht zum
01.01. auf -10°C und stieg am Folgetag auf 4°C. In Sofia erreichte die
Temperatur durch hohe Bedeckungsgrade und teilweise starkem Nebel am frühen
Morgen sogar nur -6°C und in der Nacht gerade einmal -1°C am Tag. Im Gegensatz
hierzu stieg die Temperatur im 500 km entfernten Dubrovnik an der kroatischen
Mittelmeerküste, welches nicht im Einflussgebiet der Antizyklone lag, im
Tagesverlauf auf milde 13°C.
Am
02.01. erstreckte sich das Hoch WOLFGANG im Norden bis kurz vor Wolgograd, über
den Kaukasus bis hin zur Nordgrenze Syriens und großen Teilen der Türkei im
Süden. Der Kerndruck veränderte sich nur wenig und betrug weiterhin etwa 1025
hPa. Bei weiterhin meist geringer Bewölkung
und trockenen Verhältnissen brachte Hoch WOLFGANG auch hier eher
frostige Temperaturen mit sich. So fiel die Temperatur in der Nacht auf den
02.01. in Tiflis bei sternklarem Himmel und fast Windstille auf -5°C und erreichte
im Laufe des Tages bei weiterhin wolkenlosem Himmel auf 8°C an. Im russischen
Sotschi an der Schwarzmeerküste stieg die Temperatur bei leichter Bewölkung
sogar von nächtlichen 0°C auf 11°C im Tagesverlauf. Wolkenlos blieb der Himmel
allerdings nicht überall. So blieb es in Ankara bei niedrigen
Windgeschwindigkeiten bedeckt. In der Nacht gab es hier Temperaturen von -1°C,
welche sich Laufe des Folgetages auch nur auf +1°C erhöhten.
Durch
die westliche Strömung trieb das Hoch WOLFGANG unweigerlich nach Osten und
verschwand aus dem Analysebereich der europäischen Wetterkarten und erschien somit
am 02.01. das letzte Mal auf der Berliner Wetterkarte.
Geschrieben
am 21.03.13 von Sebastian Wölk
Berliner
Wetterkarte: 30.12.12
Pate: Die
Golffreunde Klagenfurt