Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet XANDRA
(getauft am 11.07.2019)

 

Infolge der Verstärkung eines ausgeprägten Warmluftvorstoßes nach Norden in einer Höhe von 5,5 km, welcher auch als Höhenkeil bezeichnet wird, entwickelte sich im Laufe des 11. Juli 2019 im Bodenniveau ein Zwischenhoch über dem zentralen Nordatlantik, das in der Prognose für den Folgetag der Berliner Wetterkarte auf den Namen XANDRA getauft wurde. Bei einem Zwischenhoch handelt es sich um ein Hochdruckgebiet, welches in einer Kette aufeinanderfolgender Tiefdruckgebiete eingebettet ist.

Am 12. Juli um 01 Uhr MEZ befand sich das Zentrum, in dem der Bodendruck ca. 1020 hPa betrug, über dem Atlantik, etwa 500 km westlich von Dublin, und lenkte trockene Luft nach Europa. In einem Hochdruckgebiet findet eine absinkende Luftbewegung statt. Das kräftige Absinken führte im Bodendruckfeld zur weiteren Verstärkung des Hochdruckgebietes XANDRA, sodass es weiter nach Osten ziehen und dadurch in den nächsten Tagen für Europa wetterbestimmend werden konnte.

In den folgenden 24 Stunden zog die Antizyklone XANDRA mit seinem Zentrum weiter ostwärts und dehnte sich dabei bis zur Biskaya aus. Der Einfluss des Hochdruckgebietes XANDRA wurde dabei durch das Tiefdruckgebiet QUINCTILIUS mit seinem Kern über Polen, einer sich auflösenden Okklusionsfront eines unbenannten Tiefs über Island sowie den Ausläufern eines weiteren unbenannten Tiefdruckwirbels über dem zentralen Nordatlantik, etwa 800 km westlich von Hoch XANDRA begrenzt. Bei einer Okklusion handelt es sich um eine Mischfront, die Kalt- und Warmfronteigenschaften aufweist. Bei diesem Prozess holt die schneller ziehende Kaltfront die Warmfront ein, wodurch sich eine Mischfront, also eine Okklusion, bildet. Das Hoch XANDRA wirkte sich auf das Wetter von Großbritannien und Nordwestfrankreich aus. In der herangeführten erwärmten Subpolarluft stieg in Dublin und Nantes die Temperatur vom Vortag um 0,9 und 0,6 Grad auf 19,1 und 29,2°C. Somit wurde in Nantes ein Sommertag registriert. Im meteorologischen Sinne wird ein Tag als Sommertag bezeichnet, wenn die Tageshöchsttemperatur mindestens 25°C erreicht.

Bis zum Folgetag dehnte sich die Antizyklone XANDRA weiter nach Osten aus und befand sich am 14. Juli um 01 Uhr MEZ über Irland. In der herangeführten erwärmten feuchten Polarluft war das Wetter in Nordwesteuropa verbreitet stark bewölkt. Durch die nächtliche Ausstrahlung bildete sich in Brest sogar Nebel, der erst kurz nach Sonnenaufgang aufgelöst wurde. Dementsprechend blieb es dort nachts mild. Die Temperatur sank bis zum Morgen 07 Uhr MEZ auf 11,2°C und die Luft erwärmte sich tagsüber bis 24,8°C. Etwas nördlicher im Einflussbereich des Hochs XANDRA war es zudem dunstig. Die Stationen Edinburgh und Manchester meldeten um 07 Uhr MEZ feuchten Dunst, nach einer nächtlichen Tiefsttemperatur von 13 bzw. 9°C.

Mit der westlichen Strömung verlagerte sich das Hoch XANDRA weiter nach Osten und lag am 15. Juli um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum über Schottland. Das Einflussgebiet reichte von den Färöer-Inseln bis Nordspanien bzw. vom zentralen Nordatlantik bis zu den Karpaten. Während nach Norddeutschland noch die feuchte maritime Subpolarluft herangeführt wurde, profitierten die südlichen Teile Deutschlands von trockener Subpolarluft, sodass es besonders in Bayern und Baden-Württemberg bis zu 12 Sonnenstunden gab. Das Absinken von solchen Luftmassen in einem Hochdruckgebiet führt zur Wolkenauflösung, deshalb können wesentliche Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht entstehen. Im Süden Deutschlands wurde verbreitet eine Tiefsttemperatur von 10-12°C gemessen. Die Höchstwerte lagen zwischen 20 und 26°C. Am wärmsten wurde es in Regensburg und Waldshut- Tiengen mit 26,8 sowie 27,3°C.

Das Hochdruckgebiet XANDRA hat sich bis zum nächsten Tag kaum verlagert und lag am 16. Juli um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum über England. Das Einflussgebiet von Hoch XANDRA wurde dadurch von dem Tief SEPP über dem zentralen Nordatlantik, dem Wirbel RICO über der Ostsee sowie einem unbenannten Tiefdruckgebiet über dem Mittelmeer begrenzt, wodurch der zweiteilige Witterungcharakter in Deutschland weiterhin bestehen blieb. Dabei konnte sich durch die in der Höhe leicht auf Nord gedrehte Strömung der Skandinavienföhn durchsetzen. Bei dem Skandinavienföhn kommt es durch Überströmen des norwegischen Berglandes im Norden und Nordosten Deutschlands zu einer Absinkbewegung und dabei zu einer Erwärmung der absinkenden Luftmasse. So zeigte sich die Sonne im Osten Schleswig-Holsteins verbreitet für 7 bis 10 Stunden, wie in Kiel mit 9,6 Sonnenstunden, während es beispielsweise auf Sylt nur für knapp 1,5 Stunden Sonnenschein reichte.

Mit der Verstärkung des Tiefs SEPP über Island zog das Hochdruckgebiet XANDRA zum 17. Juli weiter südostwärts, wobei sein Einflussbereich sich auf das ganze West-, Mittel- und Osteuropa erstreckte. Im Süden Deutschlands wurde verbreitet ein Sommertag mit Höchstwerten von 26 bis 28°C registriert. Am wärmsten war es in Ihringen und Waldshut-Tiengen jeweils mit einer Höchsttemperatur von 30,4°C. Damit trat in Deutschland sogar der erste Heiße Tag, meteorologisch gesehen ein Tag mit über 30°C, seit dem 6. Juli auf.

Am 18. Juli um 01 Uhr MEZ befand sich das Hoch XANDRA mit seinem Zentrum über Deutschland. Die Ost-West-Ausdehnung reichte von den Benelux-Staaten bis zum Schwarzen Meer, während in Nord-Süd-Richtung von Skandinavien bis Nordafrika Hochdruckeinfluss messbar war. In der herangeführten erwärmten Subpolarluft stieg in Prag und Katowice unter dem meist heiteren bis wolkigen Himmel die Temperatur im Vergleich zum Vortag um 4 bzw. 2,1 Grad auf 26,6°C bzw. 23,8°C. 

In den folgenden 24 Stunden verlagerte sich das Hoch XANDRA weiter nach Osten und lag am 19. Juli um 01 Uhr MEZ über Lettland mit einem Druck von etwas über 1014 hPa im Zentrum. In seinem Einflussbereich, der sich von Skandinavien über Osteuropa bis zum Balkan erstreckte, gab es von Lappland bis zur Slowakei verbreitet eine wolkenarme Nacht. In der Nacht sank die Temperatur in Kosice auf 10,5°C. Im Tagesverlauf erwärmte sich die Luft unter dem meist gering bewölkten Himmel bis 26°C, was einem Unterschied von 15,5°C zwischen dem Tagestiefstwert und dem Höchstwert entspricht. Dieser Wert wurde im meist wolkigen Warschau mit der Tiefsttemperatur von 10,4°C und der Höchsttemperatur von 27,9°C sogar noch übertroffen.

Aufgrund der Verstärkung des Tiefs THEO über den Britischen Inseln zog das Hochdruckgebiet XANDRA zum 20. Juli etwas nach Süden und befand sich mit seinem Zentrum über Ungarn. Es sorgte für einen sonnigen und warmen Witterungsabschnitt über Süd- und Osteuropa. In Budapest erwärmte sich die Luft bis 19 Uhr MEZ auf 31,1°C, womit die Vorausseztung eines Heißen Tages erfüllt wurde. In Siofok am Balaton wurde es mit einem Höchstwert von 33°C noch wärmer, wobei da die Temperatur des Plattensees auf 22°C stieg.

Zum 21. Juli verlagerte sich das Tiefdruckgebiet THEO über Skandinavien weiter nach Osten und der Wirbel UWE mit seinem Zentrum über dem zentralen Nordatlantik entwickelte sich weiter, wobei das Hoch XANDRA an diesem Tag nach 11 Tagen Lebensdauer zum letzten Mal auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte. Es lag mit Bodendruckwerten von knapp 1020 hPa über Rumänien und sorgte für ein sonnenscheinreiches Wetter über den südlichen und östlichen Teilen Europas.