Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet XAVER

(getauft am 22.12.2010)

 

Am 22.12. bildete sich ein Ableger des Grönlandhochs über dem Norden Skandinaviens und wurde noch am gleichen Tag auf den Namen XAVER getauft. Der anfängliche Kerndruck lag bei 1025 hPa. Im 500 hPa – Niveau, das entspricht einer Höhe von ca. 5,5 km, befand sich zu dieser Zeit sehr kalte Luft von -34 bis -40°C. Diese niedrigen Temperaturen spiegelten sich auch am Erdboden wider. So wurden am Tage beispielsweise in den schwedischen Orten Östersund und Uppsala Höchstwerte von nur -23°C gemessen, in der Nacht gingen die Werte auf -28°C bzw. -30°C zurück. Auch aus Kajaani (Finnland) wurden mit -30,9°C ähnlich tiefe Werte gemeldet. So übernahm XAVER die zuvor eingeflossene kalte Luftmasse und sorgte in diesen Regionen für strengen Dauerfrost. Dagegen lagen die Temperaturen nördlich des Wirbels im norwegischen Hammerfest, in der Nähe des Nordkaps, mit einem Höchstwert von -2,2°C und einem Tiefstwert von -4,7°C bei vergleichsweise hohen Werten.

Die Antizyklone blieb in den folgenden Tagen fast stationär über Skandinavien. In dieser Zeit zog das Tiefdruckgebiet SCARLETT südöstlich von XAVER vorbei, ein weiteres unbenanntes Tief nördlich über die Norwegische See nach Osten. Beide konnten jedoch die Lage des Hochs nicht beeinflussen, somit lag sein Zentrum weiterhin über Mittelskandinavien und verlagerte sich erst am 27.12. nördlich nach Lappland. Bis dahin stiegen die Temperaturen verbreitet, lagen aber mit -10°C bis -20°C immer noch im hochwinterlichen Bereich. Nachts waren bei Aufklaren über Schnee auch noch Temperaturen darunter möglich. An der Station Tynset in Südnorwegen wurden in der Nacht zum 25.12. sogar -40,4°C gemessen, allerdings setzte sich dann schnell die mitgeführte wärmere Luft des sich verstärkenden Tiefs THILDA durch, sodass die Temperatur in nur 24 Stunden auf -17°C anstieg.

Am 28.12. spaltete sich XAVER in zwei Teile, XAVER I verlagerte sich nach Osten in Richtung Ural, während XAVER II über den Skagerrak in den Osten Deutschlands zog. XAVER II brachte neben hochnebelartiger Bewölkung, aus der immer wieder etwas Schnee fiel, auch die kalte Luft aus Skandinavien mit. So stiegen die Höchsttemperaturen im Berliner Raum nur auf Werte um -9°C an. Die Tiefstwerte sanken aber aufgrund des Hochnebels nur auf -13 bis          -14°C. Die Schneedecke an der Station Berlin-Dahlem betrug zu diesem Zeitpunkt 43 cm, dem bis dahin höchsten Wert für diesen Winter. XAVER II erreichte am 30.12. die Karpaten und löste sich dort am folgenden Tag auf.

XAVER I hatte währenddessen den Ural erreicht und seinen Kerndruck auf 1045 hPa erhöht. Dort war der Himmel aber meist wolkenfrei, sodass die Luft nachts auskühlen konnte. In Perm wurde als Tiefstwert -26°C registriert und auch tagsüber wurden -18°C trotz wolkenlosem Himmel, aber niedrigem Sonnenstand, nicht überschritten.

XAVER I zog in der Nacht zum 31.12. über den Ural hinweg nach Westsibirien und verließ so den Bereich der Berliner Wetterkarte. Er erreichte eine Lebensdauer von 9 Tagen.

 

 


Geschrieben am 12.01.2011 von Matthias Treinzen

Wetterkarte: 29.12.2010

Pate: wetter.de