Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet XAVER
(getauft am 27.06.2016)
Am 26.06.2015 befand
sich das Azorenhoch mit über 1035 hPa im Zentrum etwas nördlich der Azoren und
das Tiefdruckgebiet OLIANE westlich über Island. Des Weiteren war das über
Seeland in Dänemark gelegene Tiefdruckgebiet MARINE wetterbestimmend in Europa.
Hinter der Kaltfront des Tiefdruckgebiets MARINE floss kühle Luft vom
Europäischen Nordmeer, die als maritime Polarluft klassifiziert wurde, nach
West- und Mitteleuropa. Das zeigte sich auch an den Höchsttemperaturen. Vor der
Kaltfront lagen diese bei über 30°C, wie zum Beispiel in Warschau mit 33,5°C,
und dahinter betrugen diese in Deutschland und Frankreich 20°C bis 24°C, je
nach Sonneneinstrahlung. Aufgrund dessen, dass kalte Luft schwerer ist als
warme Luft, stieg der Luftdruck über West- und Mitteleuropa an. Zunächst konnte
sich ein Ableger des kräftigen Azorenhochs über der Region durchsetzen, aber
bereits in der 00 UTC Analyse, also 02 Uhr MESZ, vom 27.06.2016 konnte eine
eigenständige Hochdruckzelle über Frankreich verzeichnet werden, so dass diese
auf den Namen XAVER getauft wurde. Der Druck im Zentrum wies zu diesem
Zeitpunkt einen Wert von etwa 1020 hPa auf.
Am
darauffolgenden Tag lag das Hochdruckgebiet XAVER nördlich der Alpen mit einem Luftdruck
von ca. 1020 hPa. Der Einfluss auf Mitteleuropa wurde deutlich von einer
Mischfront, die Wolkenfelder und auch Regen in den Norden von Mitteleuropa
brachte, geschwächt. Davon ausgenommen war der Alpenraum sowie der Süden
Deutschlands. Da in einem Hochdruckgebiet die Luft absinkt, kam es in diesen
Gebieten zur Wolkenauflösung. Das zeigte sich auch bei der gemessenen Sonnenscheindauer.
In München wurden 10 Stunden und in Zürich 14 Stunden Sonnenschein registriert.
Bis zum
Folgetag verlagerte sich das Hoch XAVER weiter nach Osten und spaltete sich
somit vollständig vom Azorenhoch ab. Der Einflussbereich erstreckte sich von der
Ostsee bis zur Adria, wobei der höchste Luftdruck über dem östlichen Alpenraum
und Tschechien mit ca. 1017 hPa zu finden war. In diesem Gebiet schien meistens
ganztägig die Sonne. Gleichzeitig wurde erneut wärmere Luft vom Mittelmeer in
einer südwestlichen Höhenströmung in ca. 5,5 km Höhe herangeführt. Somit
konnten bei reichlich Sonnenschein die Temperaturen auf sommerliche Werte
ansteigen, wie beispielsweise in Graz und Budapest, wo eine Höchsttemperatur
von 30°C bei gleichzeitig 15 Stunden Sonnenschein gemessen wurde. Aber auch in
Warschau mit 28°C oder in Wien mit 30°C als Höchsttemperatur war es mit ähnlich
vielen Sonnenstunden ein sommerlicher Tag, für den die Maximaltemperatur
mindestens 25°C betragen muss.
Am 30.06.2016 um
00 Uhr UTC wurde die Antizyklone XAVER mit einem Zentrumsdruck von 1015 hPa
über Ungarn analysiert. Auch nachts blieb es leicht bewölkt oder klar, womit
bei ungehinderter Abstrahlung die Temperatur in Budapest auf 16,5°C, in
Kamenica, im Osten der Slowakei, auf 12,3°C und in Krakau auf 14,4°C deutlich
zurückging. Tagsüber verlagerte sich das Hoch XAVER
langsam nach Nordosten. Trotz des für eine Antizyklone geringen Luftdrucks im
Zentrum sorgte das Hoch XAVER von Estland bis zur Adria für abermals viel Sonnenschein
und sommerliche Temperaturen. In Vilnius, der litauischen Hauptstadt, stieg die
Temperatur auf 29°C bei 9 Stunden Sonne, in Minsk schien die Sonne bei leichter
Bewölkung und steigendem Druck 11,3 Stunden. Die Höchsttemperatur lag bei
30,3°C. Des Weiteren schien in Budapest bei einer Maximaltemperatur von 30,5°C
die Sonne 13 Stunden und in Belgrad 12 Stunden. In Lesko, welches im polnischen
Karpatenvorland liegt, wurden sogar 15 Stunden Sonnenschein registriert.
Am 01. Juli
erstreckte sich das Hoch XAVER mit einem Zentrumsdruck von etwas über 1015 hPa
über den Westen von Russland und den baltischen Staaten. Im Tagesverlauf zog von Westen eine wenig aktive und sich auflösende Front von den Alpen entlang
der Karpaten und über Weißrussland und St. Petersburg bis nach Finnland, meist
mit Wolken, heran. In St. Petersburg stieg unter dichten Wolken und daher einer
Sonnenscheindauer von nur 5,3 Stunden die Temperatur auf 23,7°C. Weiter südlich
hingegen konnten bei deutlich mehr Sonnenschein verbreitet 28°C bis 29°C erreicht
werden, wie zum Beispiel in Borowitschi mit 29,3°C oder Moskau mit 28,8°C als
Höchsttemperatur.
Am
darauffolgenden Tag änderte sich an der Lage nur kaum etwas. Lediglich die
schwache Kaltfront vom Vortag reichte von der Halbinsel Kola bis nach Moskau
und konnte mit einigen Wolkenfeldern den Hochdruckeinfluss der Antizyklone
XAVER nur leicht beeinflussen. Ab den Mittagsstunden entwickelten sich auch
einige Gewitter an der Front. In St. Petersburg wurde es bei 12,3 Sonnenstunden
28,1°C sommerlich warm, in Moskau erreichte die Temperatur mit 28,9°C ihr
Maximum.
In der Nacht
zum 3. Juli konnte sich das Hochdruckgebiet XAVER vorübergehend nochmals auf
über 1015 hPa verstärken. Der Einfluss reichte von der Halbinsel Kola bis zum
Schwarzen Meer. Bei klarer Nacht sanken die Temperaturen auf Werte zwischen
13°C und 16°C. In St. Petersburg ging die Temperatur dagegen nur auf 20,7°C bis
zum Morgen zurück. Somit wurde sogar eine Tropennacht registriert, bei der die
Tiefsttemperatur über 20°C liegen muss. Im Laufe des Tages näherte sich ein
neues Frontensystem aus Westen. Davor
wurde jedoch noch mal subtropische Luft herangeführt, wodurch verbreitet im
europäischen Teil Russlands die Höchsttemperaturen auf über 30°C stiegen. Die
Stationen in St. Petersburg und in Kojnas im Norden Russlands meldeten 31,5°C bzw.
31,7°C und gehörten damit zu den Stationen, wo die höchsten Temperaturen in der
Region registriert wurden. Aber auch in Teriberka, an der Nordküste der
Halbinsel Kola, wurde mit 28,9°C ein Sommertag verzeichnet.
Im weiteren Lauf
des Tages verlagerte sich das Hoch XAVER unter Abschwächung weiter nach Osten. Der
Luftdruck im Zentrum hatte sich um 00 Uhr UTC am 04.04.2016 auf einen Wert von ca.
1010 hPa verringert. In der weiteren Entwicklung löste sich dann das Hoch XAVER
bis zum Vormittag auf und konnte auf der Bodenwetterkarte um 00 UTC des Folgetages
nicht weiter analysiert werden.
Geschrieben am
30.07.2016 von Morten Kretschmer
Berliner
Wetterkarte: 29.06.2016
Pate: Dr. Maria
Walla