Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet XAVIER
(getauft am 31.12.2014)
Ein Hochdruckgebiet wurde am 31.12.2014 in der
Prognose für den Folgetag über dem zentralen Nordatlantik auf den Namen XAVIER
getauft. Nachdem es sich von einem Punkt östlich der Bermudas nach Norden in
den Einflussbereich der nach Europa führenden Höhenströmung im 500-hPa-Niveau
verlagert hatte, was einer Höhe von rund 5500 m entspricht, sollte das Hoch Einfluss
auf das europäische Wettergeschehen nehmen.
Um 00 Uhr UTC, also 01 Uhr MEZ, am 01.01.2015 befand
sich die Antizyklone XAVIER über dem westlichen Nordatlantik südlich der
Südspitze Grönlands auf dem Breitengrad Bostons und wies dabei einen Kerndruck
von nur wenig über 1020 hPa auf. In seinem Einflussbereich wurde der zumeist
schwache Wind als umlaufend, d.h. ohne vornehmliche Windrichtung oder
kontinuierlich drehend, charakterisiert.
Sich mit der Höhenströmung zügig weiter ostwärts
verlagernd, erreichte das Hochdruckgebiet XAVIER bis zum Nachttermin des
Folgetages den östlichen Nordatlantik rund tausend Kilometer westlich der
Bretagne. Währenddessen intensivierte sich das Hoch XAVIER zudem auf über 1030
hPa. Dabei wehte im Bereich des Hochs wie Tags zuvor der Wind nur schwach und
obwohl bei einem Hoch zumeist klarer Himmel erwartet wird - aufgrund der mit
der absinkenden Luft verbundenen Erwärmung innerhalb seines Einflussbereiches
und der darauffolgend ansteigenden Feuchtigkeitskapazität, welche der
Kondensation entgegenwirkt und somit zur Wolkenauflösung beiträgt - meldeten
einige Seestationen, wie beispielsweise Schiffe, hohe Bedeckungsgrade. Während
innerhalb des Einflussgebietes der Antizyklone XAVIER abermals schwacher und
umlaufender Wind beobachtet wurde, meldeten die Stationen Schottlands
wiederholt orkanartige Böen bei zum Teil Sturmstärke erreichenden Mittelwinden.
Die Station auf dem Cairngorm meldete eine Spitzenböe
von 161,2 km/h bei 116,3 km/h als Mittelwind, was in beiden fällen 12 Beaufort
also Orkanstärke entspricht.
Am dritten und letzten Tag hatte das Hochdruckgebiet XAVIER
schließlich am 03.01.2015 Frankreich zum Teil überquert. Die Antizyklone XAVIER
erstreckte sich im Osten von München bis über Bordeaux im Westen und von London
im Norden bis nach Marseille im Süden. Dieser Bereich des Zentrums wies einen
Druck von etwas über 1030 hPa auf. Wie schon die Tage zuvor war das ihm
zugehörige Windfeld nur schwach ausgeprägt mit vor allem umlaufenden Winden.
Auch die hohen beobachteten Bedeckungsgrade traten wieder auf, verursacht durch
Nebel- und Hochnebelfelder. Wobei man unter Hochnebel ein Phänomen versteht,
das vor allem in Hochdruckgebieten zwischen Herbst und Frühling zu beobachten
ist. Hierbei verhindert eine Inversion – statt mit der Höhe sinkender
Temperaturwerte steigen diese - den Austausch der tieferen Luftmassen mit den
höher gelegenen absinkenden Schichten. Die tiefere, kühlere Schicht kann das
Kondensationsniveau bei einer ausreichend hoch gelegenen Inversionsschicht
erreichen und somit zur Bildung von flachen und durchscheinenden Wolken führen,
dem sogenannten und hier beobachteten Hochnebel. Dies spiegelte sich in der
registrierten Sonnenscheindauer wieder. Während Nizza 8,2 Stunden meldete,
wurden am Pariser Flughafen Orly nur 0,8 Stunden verzeichnet und in Nantes
schien die Sonne nicht eine einzige Minute. Gleichzeitig strömten mit dem Hoch
subtropische Luftmassen nach Frankreich ein, wodurch die Temperatur
beispielsweise in Clermont-Ferrand von 7°C am Vortag
auf nun 14°C oder in Bordeaux von 6°C auf 13°C anstieg. An der Nordflanke des
Hochs XAVIER flossen hingegen maritime subpolare Luftmassen nach Deutschland
ein, wodurch die Tageshöchsttemperatur vielerorts im Vergleich zum Vortag
sanken. Am Flughafen Köln/Bonn fiel sie von 8,7°C auf nun 3,5°C. Weiter
Richtung Süden wurden dagegen vermehrt starke Temperaturanstiege verzeichnet,
da sich dort die im Hoch eingeschlossene Subtropikluft durchsetzte. So wurden
in Berus 9,5°C als Höchstwert erreicht, obwohl am Tag
zuvor nur 2,9°C gemessen wurden. In Lahr konnten mit maximal 11,7°C sogar 7,9
Grad mehr gemeldet werden.
Im Späteren Tagesverlauf wurde schließlich das
Hochdruckgebiet XAVIER vom über Spanien liegenden Hoch VINCENT aufgenommen und konnte
nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert sowie namentlich
verzeichnet werden.
Geschrieben am 09.03.2015 von Patrick Ilmer
Berliner Wetterkarte: 03.01.2015
Pate: Daniel Liebhaber