Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet XENA

(getauft am 03.07.2013)

 

Im Laufe des 03.07. bildete vor der Nordwestküste der Iberischen Halbinsel ein Ableger des Azorenhochs ein eigenes Zentrum aus und wurde noch am gleichen Tag auf den Namen XENA getauft. In der mittleren Troposphäre, d.h. einer Höhe von ca. 5,5 km, spaltete sich das zugehörige Höhenhoch über den Azoren in zwei Teile auf, wobei der westliche Teil von den Azoren aus nach Südwesten zog. Der östliche Teil verlagerte sich mit dem Zentrum  zur Südhälfte Spaniens.

Das Bodenhoch XENA lag am 04.07. mit einem Kerndruck von 1025 hPa im nördlichen Bereich des Höhenhochs und wurde mit dem Zentrum über dem Baskenland und den Pyrenäen analysiert. Die schon seit einigen Tagen im Landesinneren von Spanien und generell der Südhälfte der Iberischen Halbinsel vorherrschenden heißen Temperaturen erhöhten sich noch weiter. Während sich dort fast alle Wolken auflösten, ließ der ungehinderte Sonnenschein die Höchstwerte z.B. in Madrid auf 37°C und in Sevilla auf 41°C ansteigen. Aber auch in den portugiesischen Küstenstädten Lissabon und Porto stiegen die Werte bis auf heiße 39°C bzw. 35°C an, wo am Vortag noch 33°C bzw. nur 26°C registriert wurden. In der folgenden Nacht sanken die Werte in Porto auf angenehmere 17°C. In Lissabon, Madrid und Sevilla gingen die Werte auf 22°C bis 20°C zurück.

Am 05.07. verlagerte sich das Höhenhoch etwas nach Norden. Gleichzeitig konnte Hoch XENA den Einfluss auf Frankreich und den Süden Großbritanniens ausdehnen, obwohl noch eine schwache Front vom Nordmeertief TIMO über der Nordsee und dem Ärmelkanal lag. Diese war bis auf einige dichte Wolkenfelder aber kaum noch wetterwirksam. Dennoch wurden dadurch an diesem Tag zwei Teilzentren der Antizyklone XENA analysiert. Das Hoch XENA I befand sich mit einem Kerndruck von 1027 hPa vor der Front über dem Osten Frankreichs, das Zentrum XENA II mit einem Kerndruck von etwa 1031 hPa im Übergangsbereich vom Golf von Biskaya zum Atlantischen Ozean. Mit dieser Nordverlagerung drehte die Strömung auf der Iberischen Halbinsel auf Ost bis Südost, sodass nun auch in den Bereich der im äußersten Nordwesten der Halbinsel gelegene Region die heiße Luft einströmte. Während in La Coruna am Vortag noch 23°C gemessen wurden, waren es nun 28°C. In Madrid, Sevilla, Lissabon und Porto blieb es mit 38°C bis 39°C weiterhin sehr heiß. Aber auch in Frankreich stiegen die Temperaturen zum Teil deutlich an und erreichten in der Südhälfte verbreitet Werte von 28°C bis 33°C.

An der deutschen Nordseeküste machte sich Teilhoch XENA I erstmals mit teils wolkenlosem Himmel und 13 bis 14 Sonnenstunden auf Helgoland und Sylt bemerkbar. Im Landesinneren waren es meist nur 3 bis 7 Sonnenstunden, da sich hier die Frontalbewölkung noch längere Zeit hielt.

Am 06.07. lag in der mittleren Troposphäre hoch reichende Warmluft über weiten Teilen Europas. Dabei wurden in ca. 5,5 km Höhe -6°C bis -15°C gemessen. Nur über Skandinavien war die Luft mit -17° bis -20°C etwas kälter. Zum Vergleich wurden im Bereich des über Island liegenden Höhentiefzentrum bis zu -28°C analysiert.

Durch die von Hoch XENA ausgelösten großräumigen Absinkbewegungen, löste sich die Okklusionsfront von Tief TIMO auf. Dennoch vereinigten sich die beiden Teilzentren XENA I über der deutschen Nordseeküste und XENA II über Südwestengland nicht, da sich im Laufe des Tages Ausläufer von einem Tief über Island erneut zwischen die beiden Teilhochs schoben.

Über Deutschland konnte sich Teilhoch XENA I mehr und mehr durchsetzen, sodass in der Nordhälfte verbreitet 13 bis 16 Stunden Sonnenschein verzeichnet wurde, über der Südhälfte waren es dagegen meist 9 bis 12 Stunden. Die Temperaturen stiegen nur entlang des Rheins um bis zu 4 Grad auf Werte von 25°C bis 28°C an. Im übrigen Land blieben die Höchstwerte trotz der Zunahme des Sonnenscheins bei 22°C bis 25°C meist unverändert, da am Boden weiterhin eine Nord- bis Nordostströmung vorherrschend war. Direkt im Küstenbereich war es mit 17°C bis 20°C durch auflandigen Wind noch etwas kühler.

Über die Westseite von Teilhoch XENA II wurde subtropische Meeresluft nach Irland und Großbritannien geführt, sodass die Höchstwerte z.B. in Edinburgh, Manchester und Bournemouth sommerliche 24°C bis 25°C erreichten. Am Flughafen London-Heathrow wurden sogar 28°C gemessen.

Am 07.07. zogen die Ausläufer des unbenannten Tiefs bei Jan Mayen über das Teilhoch XENA I hinweg, welches mit dem Zentrum über Dänemark lag. Diese schwächten sich dabei aber soweit ab, dass nur noch ein schmales Wolkenband übrig blieb. Es überquerte den Nordwesten Deutschlands erst in der folgenden Nacht und löste sich dabei auf. Dadurch schien die Sonne erneut verbreitet 14 bis 16 Stunden und die Höchstwerte reichten von 18°C bis 22°C im Küstenbereich und 22°C bis zu 29°C entlang des Rheins. In Kopenhagen und Göteborg wurden bei sonnigem Wetter 22°C erreicht. Im Bereich von Teilhoch XENA II über Irland war weiterhin die subtropische Meeresluft bestimmend, sodass am Flughafen London-Heathrow und in Bournemouth  Tagesmaxima von 30°C gemessen wurden, aber auch in Paris, Lyon, Marseille und Nizza gab es mit 28°C bis 32°C sommerlich heiße Werte. In Spanien und Portugal hielt die Hitze weiterhin an. Beispielsweise wurden in Lissabon, Porto, Madrid und Sevilla erneut 38°C bis 40°C im Schatten registriert.

Aufgrund der Nordverlagerung eines neuen Höhenhochs von der Iberischen Halbinsel nach Irland konnte sich Teilhoch XENA II am 08.07. noch weiter verstärken. Dadurch vereinigten sich die beiden Teilhochs wieder zu einem Hochdruckgebiet, welches nun einen Kerndruck von knapp 1037 hPa hatte und mit dem Zentrum über Schottland analysiert wurde. Dies ist ein für den Monat Juli außergewöhnlich hoher Luftdruck für ein Hochdruckgebiet der mittleren Breiten. Nach einer Untersuchung aus dem Jahre 1974 sind für den Monat Juli in den Jahren 1931 bis 1970 maximale Luftdruckwerte von knapp über 1035 hPa aufgetreten. Über Irland und den Britischen Inseln war es dabei erneut vielfach sonnig, sodass die Höchstwerte wieder z.B. 28°C in Shannon, Glasgow und am Flughafen London-Heathrow erreichten. In Bournemouth und Castlederg wurden knapp 30°C registriert. Nur an der Ostküste Englands hielt sich von der kühlen Nordsee z.T. Hoch- oder Seenebel, sodass dort die Höchsttemperatur unter 20°C blieb, beispielsweise in Boulmer mit 16°C.

Auch in Deutschland setzte sich durch Hoch XENA das sonnige und trockene Sommerwetter fort. Aufgrund der Nord- bis Nordostströmung am Boden wurden jedoch keine heißen Temperaturen mehr gemessen. Diese lagen bei 12 bis 15 Sonnenstunden verbreitet zwischen 25°C und 29°C. Nur in Rheinfelden an der Grenze zur Schweiz wurden 30,0°C erreicht.

Am 09.07. verlagerte sich Hochdruckgebiet XENA mit dem Zentrum genau unter das Zentrum das Höhenhochs. Beide Zentren befanden sich nun über Irland und dem zentralen Großbritannien. An diesem Tag erreichte die Antizyklone die flächenmäßig größte Ausdehnung. Vom Nordatlantik im Westen bis zum Baltikum im Osten, sowie von den Shetlandinseln im Norden bis zur Iberischen Halbinsel und nach Italien im Süden. Allerdings schwächte sich sowohl das Höhenhoch als auch das Bodenhoch leicht ab, was sich am Bodendruck durch eine Reduzierung des Kerndrucks auf etwa 1033 hPa bemerkbar machte. Hoch XENA war aber in Verbindung mit dem Höhenhoch noch so stark, dass weiterhin kein Tiefdruckgebiet es verdrängen konnte. So musste Tief UZ von Island her nördlich am Hochdruckgebiet XENA vorbei nach Skandinavien ziehen. Es wurden in Irland und Großbritannien erneut Höchstwerte bis an die 30°C erreicht, z.B. in Shannon und Edinburgh mit 29°C. Von Frankreich über die Schweiz bis nach Italien war es ebenfalls sehr sonnig und mit Temperaturen von 26 bis 33°C sommerlich warm bis heiß. Nur über den Alpen und dem Südschwarzwald bildeten sich aus der Quellbewölkung einzelne Schauer und Gewitter, die z.B. in Sigmarszell am Bodensee 12 Liter Regen pro Quadratmeter brachten.

Am folgenden Tag änderte sich an der Lage von Hochdruckgebiet XENA nur wenig. Es lag mit seinem Zentrum vor der Westküste Schottlands. Dadurch wurden weite Teile Mittel- und Südwesteuropa weiterhin von Hoch XENA mit sommerlichem Wetter beeinflusst. Dennoch setzte sich die Abschwächung weiter fort und es wurden als Kerndruck noch 1031 hPa analysiert. An seiner Ostflanke überquerte im Laufe des Tages die Kaltfront von Tief UZ II Deutschland von Norden nach Süden, sodass z.B. in Berlin-Dahlem mit 22,2°C ein knapp 5 Grad niedrigeres Maximum als am Vortag verzeichnet wurde. Vor der Front wurden in Baden-Württemberg und in Bayern nochmals 27 bis 29°C gemessen. Nennenswerter Niederschlag wurde während des Frontdurchgangs aber nicht registriert. Dahinter beeinflusste die Antizyklone XENA wieder das Wettergeschehen in Deutschland, sodass trotzdem verbreitet die Sonne 10 bis 14 Stunden lang schien.

Über den südlichen Teilen von Irland und Großbritannien sorgten weiterhin subtropische Luftmassen für sommerliche Temperaturen. Aus Shannon wurden 30°C als Tagesmaximum gemeldet, aus Bournemouth und Plymouth 28°C bzw. 27°C. In den nördlichen Teilen war allerdings schon kältere Luft eingeströmt, sodass z.B. in Edinburgh bei weitgehend dichten Wolkenfeldern nur noch 20°C erreicht wurden.

Am 11.07. hatte sich der Kerndruck von Hoch XENA auf 1029 hPa reduziert, das Zentrum lag aber weiterhin fast stationär über Schottland. Das zugehörige Höhenhoch hatte sich ebenfalls nur wenig verlagert und wurde südwestlich von Irland analysiert. Damit hatte sich die subtropische Luft weiter nach Südwesten zurückgezogen, sodass in Shannon letztmalig 28°C gemessen wurden. Auf der Ostseite gelangte subpolare Meeresluft über Skandinavien nach Deutschland, sodass dort zwar noch schwacher Hochdruckeinfluss bestimmend war, allerdings konnte sich die Luft nur auf 18°C bis 23°C erwärmen und es bildeten sich zahlreiche Quellwolken.

Mit einem Kerndruck von 1026 hPa befand sich das Zentrum von Hoch XENA am 12.07. über Irland. Mit der Sonneneinstrahlung konnten über Irland und Großbritannien nochmals 20°C bis 25°C verzeichnet werden, z.B. am Flughafen London-Heathrow 26°C und in Glasgow und Edinburgh 27°C bzw. 28°C. Über weiten Teilen Mitteleuropas war auf der Rückseite von Tief UZ II nun die subpolare Meeresluft angekommen und es wurden meist nur noch über der Südhälfte Frankreichs und südlich der Alpen sommerliche Werte über 25°C registriert.

Durch die von Nordwesten heranziehende Kaltfront von Tief VOLKER über Jan Mayen löste sich das Hochdruckgebiet XENA im Laufe des 13.07. weitgehend auf. Hinter dieser Front folgte aber schon mit der Antizyklone YASMINE das nächste Hochdruckgebiet, von dem Hoch XENA nach dem Durchzug der Kaltfront und nach einer Lebensdauer von 10 Tagen schließlich aufgenommen wurde und so letztmalig auf der Berliner Wetterkarte erschien.

 

 


Geschrieben von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 09.07.2013

Pate: Dawid Przybylski