Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
XENA
(getauft
am 30.11.2015)
Am 29.11.2015 verlagerte sich ein
Hochdruckgebiet, welches einige Tage zuvor vom nordamerikanischen Kontinent über
den Atlantik gezogen war, in Richtung der Iberischen Halbinsel. Am Morgen des
30.11. befand sich das Zentrum des Hochs über dem Norden Spaniens und wurde von
den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen XENA getauft. Das Hoch
XENA sorgte in seinem Einflussbereich für verbreitet viel Sonnenschein,
besonders im Süden und der Mitte der Iberischen Halbinsel sowie im Süden
Frankreichs. Dort wurden bis zu 9 Sonnenstunden registriert. Zusätzlich wurden
entlang der Costa del Sol und Costa Blanca Temperaturhöchstwerte von um und
über 20°C gemessen, die höchste Temperatur wurde in Jerez de la Frontera im
Süden des Landes mit 22,6°C erreicht.
Da im Zentrum eines Hochdruckgebiets in der
Regel nur geringe Luftdruckgegensätze herrschen und infolgedessen auch die
Windströmung nur sehr schwach ausgeprägt war, konnte sich mit dem Untergang der
Sonne am Abend und in der Nacht zum 01.12. teilweise starker Nebel in den Pyrenäentälern und im Tal der Garonne
im Süden Frankreichs bilden. Dort, wo es klar blieb, kühlte die Luft in
Bodennähe stark ab, weshalb in Molina de Aragon im
Nordosten Spaniens Tiefsttemperaturen von -7,7°C gemessen wurden oder in Valladolid von -6,7°C. Bis 01 Uhr MEZ des 01.12. hatte sich
das Zentrum des Hochs XENA nur wenig ostwärts verlagert und befand sich mit
einem Kerndruck von knapp über 1037 hPa nordöstlich der spanischen Hauptstadt
Madrid. In einigen Gebieten der Provinz Castilla y León, besonders im Grenzgebiet zwischen Spanien und
Portugal, konnte sich der gebildete Nebel nach Tagesanbruch und im Tagesverlauf
des 01.12. nur schwer auflösen, hier erreichten die Höchstwerte der Temperatur
kaum zweistellige Werte. In der historisch mittelalterlichen Stadt Zamora am
Fluss Duero betrug die Höchsttemperatur sogar nur 1,7°C. Hingegen schien in den
restlichen Landesteilen Spaniens sowie in Portugal und Südfrankreich die Sonne
ungestört über 8 bis 9 Stunden, wodurch milde Temperaturen von 15 bis über 20°C
erreicht wurden. Der höchste Wert mit 21,8°C wurde erneut im südspanischen
Jerez de la Frontera erreicht. Am Abend bildete oder verdichtete sich der Nebel
auf der spanischen Nordmeseta und im Tal der Garonne wieder.
Das Hochdruckgebiet XENA dehnte sich
unterdessen weiter nach Norden aus, weshalb auch das Zentrum des Hochs XENA unter
leichter Abschwächung bis zum 02.12 um 01 Uhr MEZ über den Süden und die Mitte
Frankreichs bis in den Bereich der Vogesen gezogen war. Der maximale Luftdruck
im Zentrum betrug nur noch ca. 1034 hPa. Bis zum Morgen waren die Temperaturen
in den Regionen, in denen es klar geblieben war, wieder stark gesunken, jedoch
aufgrund der von Süden heranströmenden trockenen, warmen Subtropikluft nicht so
stark wie nachts zuvor. Die tiefsten Werte wurden in den Provinzen Aragón und Castilla-La Mancha mit -4°C bis
-5°C registriert. Im französischen Rodez sank die
Temperatur auf -4,6°C.
Durch die Nordwärtsverlagerung
des Hochs XENA strömte jedoch auch die Subtropikluft weiter nach Norden bis in
den Norden Frankreichs und den Südwesten Deutschlands. Dort konnten, nach zuvor
einigen trüben Tagen, verbreitet 6 bis 8 Stunden Sonnenschein registriert
werden. Die subtropische Luftmasse war in 850 hPa, was ca. einer Höhe von 1500 m
über dem Erdboden entspricht, mit bis zu 14°C über dem Süden Frankreichs
außerordentlich warm temperiert, wodurch auch die Temperatur am Boden für diese
Jahreszeit hohe Werte annahm. Im auf etwa 1000 m hoch gelegenen Ort Mende im
französischen Zentralmassiv wurden Höchstwerte bis 17,3°C gemessen. In Toulon
an der Côte d'Azur stieg die Temperatur auf 18,3°C. Doch auch im Norden
Frankreichs und im Süden Englands wurden Höchsttemperaturen von 14 bis 15°C
gemessen. Die höchste Temperatur in Deutschland wurde mit 13,3°C an diesem Tag
bei viel Sonnenschein in Freiburg im Breisgau registriert. In Spanien und
Portugal schien, abgesehen von den Hochtälern, in denen sich der Nebel nicht
auflösen konnte, ebenfalls den ganzen Tag die Sonne, wodurch die Temperatur
entlang der portugiesischen Atlantikküste und im Süden Spaniens erneut Werte
von über 20°C erreichte. In Murcia wurde ein
Höchstwert von 21,4°C gemessen. Vermehrt wurde in einer stärker werdenden Südströmung
auch sehr trockene kontinentale Subtropikluft aus dem Norden Afrikas über
Spanien bis Frankreich und den südlichen Alpenraum transportiert, wodurch es in
diesen Regionen am Abend und in der Nacht zum 03.12. dementsprechend klar blieb
und sich oftmals wieder bodennah Nebel ausbilden konnte. Dort sanken auch die
Temperaturen wieder unter 0°C. In Le Puy kam es mit
-5,3°C sogar zu mäßigem Frost.
In der Folgezeit verstärkte sich der
östliche Teil des Hochs XENA über dem Alpenraum, wohingegen sich der westliche
Teil über Portugal und dem Westen Spaniens etwas abschwächte. Dadurch
verlagerte sich zum Morgen des 03.12. auch das Hochdruckzentrum mit einem
Kerndruck von ca. 1034 hPa bis in den westlichen Alpenraum. Nach Sonnenaufgang
löste sich der Nebel jedoch meistens schnell wieder auf und dort, wo die Sonne
den gesamten Tag wieder ungestört scheinen konnte, erreichte die Temperatur,
wie im spanischen Moron de la Frontera mit sogar
24,8°C noch höhere Werte als in den Tagen zuvor. Auch im Südwesten Frankreich wurden
Höchstwerte von über 20°C gemessen. In Genua wurde mit 16,9°C der höchste Wert
im Norden Italiens und dem Alpenraum gemessen. Während zum Abend des 03.12. vom
Atlantik her kommend die Ausläufer des Tiefs RUDI für eine Abkühlung und
wechselhafteres Wetter von England über die Bretagne bis in den Nordwesten
Spaniens sorgte, verlagerte sich das Hoch XENA immer weiter ostwärts.
Bis 01 Uhr des 04.12. war das Zentrum des
Hochs XENA bei weiter unverändertem Luftdruckmaximum von 1034 hPa bis zur Balkanhalbinsel
gezogen und sorgte unterdessen für starke Nebelausbildung in den Alpentälern,
der Poebene und von Slowenien bis Serbien. In der kroatischen Hauptstadt Zagreb
sowie in der serbischen Hauptstadt Belgrad kam es zu daher in der Nacht zu
Sichtweiten von teilweise nur 100 bis 200 m. Erneut Tiefsttemperaturen unter
dem Gefrierpunkt wurden dort gemessen, wo es wieder längere Zeit klar geblieben
war, im Osten Frankreichs, dem gesamten Alpenraum und Süddeutschland sowie in
den höheren Lagen des Balkans. In Lechfeld bei München sank die Temperatur auf
-7,0°C. An diesem Tag konnte sich die Sonne in den vom Hoch XENA beeinflusstem
Gebiet nur schwer durchsetzen. Lediglich vom Süden Serbiens und dem Süden
Kroatiens bis nach Griechenland und dem Westen der Türkei gab es längere Zeit
Sonnenschein. Im kroatischen Dubrovnik stieg die Temperatur dabei auf 18,6°C
an, am Flughafen von Kerkyra auf der griechischen
Insel Kos wurden 20,2°C gemessen. In den Nachmittags- und Abendstunden des
04.12. zog das Hoch XENA immer weiter in Richtung der Türkei und sorgte dabei
für Wolkenauflösung über dem Norden und Osten des Landes, wo es zuvor noch den
gesamten Tag bewölkt gewesen war.
Am Morgen des 05.12. befand sich das
Hochdruckzentrum, in dem der Luftdruck auf 1037 hPa wieder leicht angestiegen
war, über der türkischen Schwarzmeerküste. In der auf Nord gedrehten
Luftströmung wurden vermehrt auch kontinentale Luftmassen polaren Ursprungs in
die Türkei geführt, zudem bildete sich dort kaum Nebel aus. Dies führte dazu,
dass vor allem in den höheren Lagen über 1000 m die Temperatur bis zum Morgen
auf Tiefstwerte von unter -10°C sinken konnte. Im Osten der Türkei in der auf
1600 m gelegenen Stadt Agri wurde eine
Tiefsttemperatur von -19,6°C gemessen. An diesem Tag schien dafür in der
gesamten Türkei die Sonne über mehrere Stunden und sorgte für
Tageshöchsttemperaturen von 18 bis 19°C im Südwesten. Im Folgenden zog das Hoch
XENA jedoch immer weiter ostwärts und entfernte sich damit aus dem
Analysebereich der Berliner Wetterkarte.
Das Hoch XENA sorgte insgesamt über sechs
Tage für sonniges und spätherbstlich warmes Wetter im Süden Europas, jedoch
auch für verbreitet kalte Nächte mit teilweise mäßigem bis strengem Frost.
Geschrieben
am 09.02.2016 von Maximilian Steinbach
Berliner
Wetterkarte: 03.12.2015
Pate: Fabian Wildgrube
(www.forexhandel.org)