Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet XENIA

(getauft am 05.06.2015)

 

Am 05.06.2015 deutete sich über dem Nordatlantik ein Hochdruckgebiet an, welches durch seine Verlagerung Richtung Osten für Europa in den nächsten Tagen wetterbestimmend sein sollte. Daher erhielt dieses Hoch in der Prognose für den nachfolgenden Tag den Namen XENIA. Das Zentrum des Hochs, in welchem in der Nacht zum 06.06. ein Druck von 1030 hPa herrschte, lag über dem offenen atlantischen Ozean ca. 1500 km südöstlich des Kap Farvel, dem südlichsten Punkt Grönlands und beeinflusste weite Teile Süd- und Mitteleuropas.

Die rasche Verlagerung des Hochs XENIA in östlicher Richtung brachte maritime Arktikluft in die Region und sorgte somit für einen heiteren, aber kühleren Witterungsabschnitt. Paris meldete eine Maximaltemperatur von nur 23°C und somit eine Abkühlung von 10°C im Vergleich zum Vortag. In Rotterdam sank die Maximaltemperatur auf 18°C, das sind 14 Grad weniger, als am 05.06. Fast im gesamten Wirkungsgebiet blieb es nur leicht bewölkt oder gar wolkenlos. Die Temperatur sank noch mehr bei aufgeklartem Himmel in den Nachtstunden. In Quickborn bei Hamburg wurde eine Minimaltemperatur von +2°C in der Nacht zum 07.06. gemessen, am Erdboden wurden in dieser Ortschaft sogar -1°C registriert.

Die Ausdehnung des Hochdruckgebietes XENIA gen Osten zum 07.06. führte zur kurzzeitigen Aufteilung des Kernes in zwei separate Zentren. Das Zentrum XENIA I, dessen Druck um ca. 5 hPa stieg, lag immer noch über dem Nordatlantik, das stabil gebliebene Zentrum XENIA II befand sich nur ca. 300 km westlich des Ärmelkanals. Der entstandene Hochdruckgürtel bestimmte dabei das Wetter über Teilen des Nordatlantiks, ebenso in Bereichen Süd- und Mitteleuropas. Dank der intensiven und ungestörten Sonneneinstrahlung erwärmte sich die Luft über dem Einflussgebiet im Verlauf des Tages. So stieg die maximale Tagestemperatur in Brüssel auf 20°C, in Zürich auf 29°C und im spanischen Sevilla sogar auf 37°C.

Unter einem weiteren Druckanstieg verblieb das ca. 1040 hPa kräftige Zentrum der Antizyklone XENIA am 08.06. ungefähr 400 km westlich von Irland. Der Hochdruckbereich positionierte sich über dem Norden Mitteleuropas und brachte schwachen Wind und einen wolkenlosen Himmel in der Region. Erneut wurde in der Nacht zum 08.06. verbreitet ein für diese Jahreszeit ungewöhnlicher Temperaturrückgang bis auf unter 5°C gemessen, vereinzelt auch Bodenfrost, wie beispielsweise in Bergen-Hohne. Im Gegensatz dazu herrschte in dieser Nacht im Süden des Landes feucht-warme Gewitterluft und es wurden 15°C verzeichnet.

Die nächsten zwei Tage lag das über 1035 hPa betragende Zentrum des Hochs XENIA unweit der westlichen Küste Irlands. Der Einflussbereich der Hochdruckzelle XENIA etablierte sich über dem Ostatlantik, erstreckte sich weiterhin über Nord- und Ostsee und beeinflusste ebenso Westrussland. Die Antizyklone XENIA transportierte maritime Subpolarluft in die Nordhälfte Deutschlands, die sich aber nach und nach erwärmte. London meldete an diesen zwei Tagen eine Maximaltemperatur von 16 und 19°C, Berlin-Dahlem 20 bzw. 21°C. Recht unterschiedlich sah die sonnenscheinabhängige Temperaturverteilung in ganz Deutschland am 09.06. aus. Potsdam meldete unter einer aktiven Sonneneinstrahlung eine Maximaltemperatur von knapp 22°C, während in Dresden nur ca. 11°C registriert wurden. Eine große regionale Differenz in der Sonnenscheindauer wurde wiederholt am 10.06. gemessen. An der Nord- und Ostseeküste wurde bis zu 17 Sonnenstunden verzeichnet, dabei blieb es im Südwesten des Landes eher trüb.

Unter einer deutlichen Abschwächung von ca. 10 hPa teilte sich das Zentrum des Hochs in der Nacht zum 11.06. erneut auf. Das Hoch XENIA I lag über Irland, wobei das Hoch XENIA II sich über der östlichen Nordsee befand. Der Einflussbereich dehnte sich weiter auf das russische Festland aus. Die starker Sonneneinstrahlung ausgesetzte Luftmasse erhitze sich weiterhin bis zu typischen Temperaturen der mittleren Breiten. In Berlin-Dahlem wurden über 25,1°C gemessen, womit dieser Tag zum zweiten des Monats wurde, an dem die Temperatur auf das Niveau eines Sommertages anstieg. In Oslo maß man eine Höchsttemperatur von 21°C, in Edinburgh 22°C und in Kiew 26°C.

Infolge einer weiteren Verlagerung nach Osten ließ die Wirkung der Hochdruckzone XENIA über Deutschland nach. Am 12.06. um 01 Uhr MEZ, entsprechend 00 Uhr UTC, befanden sich das Hochdruckzentrum XENIA I über der Nordsee und das Hoch XENIA II etwa 200 km östlich von Warschau. Beide Zentren schwächten sich ab. So etablierte sich der Hochdruckbereich über Osteuropa, dem Balkan und Teilen des Mittelmeers. Wolkenloses Wetter und Temperaturen um 31°C wurden in Neapel, Izmir und Bukarest verzeichnet, 29°C waren es im russischen Wolgograd. Ebenso traten vereinzelt die typischen Nebelerscheinungen in Verbindung mit den Hochdruckgebieten auf. Diese entstehen, wenn sich eine Inversion ausbildet. Bei einer Inversion liegt eine warme Luftschicht über einer kälteren und verhindert den Aufstiegsprozess. Dadurch kondensiert die Feuchte in der übersättigten Luft beim Temperaturrückgang in der unteren, kälteren Schicht. So meldete die Station in Breslau an diesem Tag Nebel.

In den darauffolgenden 24 Stunden wurde nur ein ausgeprägtes Hochdruckzentrum ca. 300 km östlich von Kiew analysiert. Zusätzlich zu bereits gewonnenen Wirkungsbereichen geriet jetzt das Schwarze Meer unter den Einfluss des Hochs. In der eingeflossenen Subtropikluft erwärmte sich die Temperatur in Moskau auf 25,6°C, in Minsk auf 28,2°C, in Kiew auf 29,2°C und in Wolgograd auf 28,5°C.

Das über Mitteleuropa liegende Tiefdrucksystem MICHAEL drängte die Antizyklone XENIA so weit nach Osten, dass sie sich in der Nacht zum 14.06. mit ihrem über 1015 hPa betragenden Druck im Zentrum um 150 km nordöstlich Wolgograds lokalisieren ließ. Sie bildete eine Hochdruckbrücke mit einem namenlosen Hochdruckgebiet über der Balkanhalbinsel. Die herangeführten kontinentalen Luftmassen subtropischen Ursprungs sorgten für sommerliches Wetter, wie beispielweise in Istanbul mit 27,9°C und in Odessa mit 25,6°C als Höchsttemperatur. An diesem Tag wurde das Hochdruckgebiet XENIA, welches Europa so viele sonnige Sommertage bescherte, das letzte Mal auf der Berliner Wetterkarte analysiert. Bereits am nächsten Tag verlagerte sich das Hoch XENIA so weit nach Osten, dass es nicht mehr als ein eigenständiges Hochdruckgebiet geführt werden konnte.

 


Geschrieben am 26.08.2015 von Anastasia Karb

Berliner Wetterkarte: 11.06.2015

Pate: Xenia Friedrich