Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet XENIA
(getauft am 05.11.2011)
Am 05.11.2011 erstreckte sich ein Keil des Azorenhochs in Richtung Westeuropa,
welcher sich vom eigentlichen Hoch südöstlich der Azoren langsam abspaltete.
Deshalb wurde dieses neu entstehende Hochdruckgebiet in der Prognose für den
Folgetag auf den Namen XENIA getauft.
In der Nacht zum
06.11.2011 lag die Antizyklone mit ihrem Kern westlich der Bretagne, südlich
von Irland und verlagerte sich in den folgenden Stunden unter Verstärkung
weiter nach Nordosten.
Am nächsten Tag um
00 UTC, das entspricht 01 Uhr MEZ, lag das Hoch XENIA mit seinem Zentrum über Nordengland.
In seinem von der französischen Nordwestküste bis nach Schottland und von Mittelschweden
bis zur Nordspitze Portugals reichenden Einflussbereich wurden verbreitet
Luftdruckwerte von über 1027 hPa registriert.
Die Hochzelle XENIA
verlagerte sich vom 07. zum 08.11.2011 nach Südnorwegen, der Kerndruck lag an
beiden Tagen bei etwa 1028 hPa. Zusammen mit dem Hoch WALLI über der östlichen Ukraine
bildete sie eine blockierende Hochdruckzone. An der westlicher Flanke Dieser
Hochdruckbrücke dauerte die Ostwindwetterlage in Deutschland mit
unterschiedlichen Bewölkungs- und daraus resultierenden Temperaturverhältnissen
weiter an. Die Temperatur in Berlin-Dahlem ging nach dem Frühtermin 06 UTC noch
auf einen tiefsten Wert von 2,3°C zurück und das Bodenminimum lag bei -0,7°C. Verbreitet
trat auch südlich und südwestlich von Berlin Bodenfrost auf. An der Station
Baruth im gleichnamigen Urstromtal erreichte die tiefste Temperatur in 5 cm
Höhe über dem Boden jedoch -3°C. Das Hüttenminimum, d.h. die Temperatur in 2 m
über dem Boden, betrug -0,9°C.
Im 500 hPa-Niveau,
d. h. in einer Höhe von etwa 5,5 km, dominierte am 09.11.2011 die hochreichende
Antizyklone XENIA, die auf Meeresniveau mit unverändertem Druck noch nicht so
stark ausgeprägt war. Bei dieser herrschenden Hochdruckrandlage bildete sich im
Norden und Nordosten Deutschlands bis nach Nordpolen hin großräumig Nebel. In
Berlin kam dabei die Sonne erst am frühen Nachmittag zum Vorschein, sodass keine
nennenswerte Erwärmung mehr eintreten konnte.
Im
nordatlantisch-europäischen Raum wurde am 10.11.2011 die Großwetterlage
unverändert von zwei Langwellentrögen im Westen und Osten bestimmt, die den vom
Mittelmeer bis nach Nordeuropa reichenden Höhenkeil umgaben. Im Zentrum des
Hochs XENIA war der Druck auf etwa 1030 hPa angestiegen. Deutschland lag im
Randbereich dieses nordeuropäischen
Hochdruckgebietes, hier herrschte ruhiges Inversionswetter, wobei sich der
Boden stark abkühlt und somit in der Höhe wärmere Luft liegt als am Boden und
kein Austausch zwischen den einzelnen Schichten mehr möglich ist. Dadurch lagen
große Gebiete im Nebel oder unter Hochnebel. Dicht daneben befinden sich aber
auch wolkenfreien Zonen. Somit ergaben sich deutliche Unterschiede in der
Sonnenscheindauer, welche entscheidend war für den Temperaturanstieg. In
Braunlage und Garmisch-Partenkirchen gab es bei teilweise mehr als 9
Sonnenscheinstunden Temperaturmaxima von 17°C und mehr, während in den
neblig-trüben Gebieten Temperaturwerte von 10°C nicht überschritten wurden.
Auch am 11.11.2011 befand
sich im 500 hPa-Niveau eine kräftige Antizyklone mit Kern über der mittleren
Ostsee. Das zugehörige Bodenhoch XENIA verstärkte sich im Vergleich zum Vortag
um rund 5 hPa auf etwa 1037 hPa, verlagerte
sich etwas südwärts und lag schließlich mit seinem Schwerpunkt über dem
Baltikum. Die Temperaturhöchstwerte überschritten am Rhein und westlich davon
die 10°C-Marke. Sie lagen in den übrigen Landesteilen meist bei 4°C bis 7°C,
nur auf den Gipfeln des Harzes, des Erzgebirges und des Bayerischen Waldes
wurde der Gefrierpunkt nicht oder nur geringfügig überschritten.
In der Nacht zum
12.11.2011 herrschte östlich einer Linie Münsterland-Bodensee Frost bis -6°C. Am
Rhein, Main und Neckar war es aufgrund des Hochnebels mit bis zu +6°C deutlich milder.
Die sogenannte Omega-Wetterlage
mit dem Höhenhoch über der Ostsee hielt unverändert an. Dabei glich die
Strömung über Europa dem griechischen Buchstaben Omega. Die „Füße dieses
Buchstabens“ bildeten zwei Höhenwirbel, die sich zum einen westlich des
Schwarzen Meeres und zum anderen vor Portugal über dem Ostatlantik befanden. Somit
setzte sich in Deutschland, welches sich zwischen diesen Wirbeln befand, auch
am 12.11.2011 das ruhige und meist trockene Wetter fort. Von Ostbayern bis nach
Hessen und Rheinland-Pfalz hielt sich tagsüber eine zähe Hochnebeldecke. Auch
in Oberschwaben war es meist neblig-trüb. Während sich der Hochnebel vor allem
in Nordbayern und teilweise auch in Hessen in der folgenden Nacht auflöste,
bildete sich neuer Nebel und Hochnebel entlang des Rheins und in Teilen
Niedersachsens. Dieser löste sich auch bis zum Mittag des Folgetages kaum auf.
Das in weiten
Teilen Zentraleuropas wetterbestimmende Hochdruckgebiet XENIA verlagerte sich
bis zum 13.11.2011 mit seinem Schwerpunkt etwas nach Süden und verstärkte sich
nochmals leicht. Am Morgen wies das Hoch einen Druck im Zentrum von über 1040
hPa über Nordostpolen und dem Baltikum auf, was der höchste in seiner
Lebenszeit war. Durch kräftiges Absinken der Luftmassen im Zentrum des Hochs erwärmte
sich die Luft oberhalb einer kalten Grundschicht erneut. Gleichzeitig kühlte
sich die Luft in der bodennahen Schicht durch nächtliches Ausstrahlen weiter
ab. Es entstand eine kräftige bodennahe Inversion. Die Temperaturwerte
variierten entsprechend der Einstrahlung sehr stark. In einigen Nebelgebieten steig
die Temperatur nicht über die Nullgradgrenze. Im niedersächsischen Löningen
wurde mit einem Maximum von -1°C ein sogenannter Eistag registriert. Auch in
Celle und in Dachwig bei Erfurt erreichte die Temperatur nur 0°C. Dagegen war
es in höheren Gebirgslagen sehr mild. Auf der Schmücke wurden 14°C erreicht.
In der Nacht zum
14.11.2011 gab es vor allem in Nordbayern häufig mäßigen Frost. Mit -7°C in
Arnstein war es in Franken am kältesten.
In der 500 hPa-Karte vom Morgen des 14.11.2011 war weiterhin die Struktur
einer Omega-Wetterlage zu erkennen. Im Zentrum des Geschehens lag das kräftige
Höhenhoch mit Schwerpunkt über Norddeutschland. Im Bodendruckfeld besaß das
Hoch XENIA einen Druck von ca. 1036 hPa und die atlantischen Tiefdruckgebiete kamen
nicht gegen den zentraleuropäischen Hochdruckblock voran. Mit einer leichten
Winddrehung auf nördliche Richtungen drang wieder feuchtere Luft von der Ostsee
nach Norddeutschland in die Grundschicht ein. Dies führte zu ausgedehnten
Nebel- und Hochnebelfeldern, die sich tagsüber von Schleswig-Holstein bis zur
Uckermark erstreckten und langsam nach Süden vordrangen. Während dabei
beispielsweise in Angermünde die Sonne nicht zum Vorschein kam, gab es im
Berliner Raum noch rund 7 Stunden Sonnenschein.
Bis zum 15.11.2011
änderte sich an der großräumigen Strömungsanordnung über dem
atlantisch-europäischen Raum nur wenig. Die neu ausgebildete zentraleuropäische
Hochdruckbrücke aus den Antizyklonen XENIA und YANA schwächte sich im Vergleich
zum Vortag etwas ab, der Druck im Zentrum des Hochs XENIA betrug nun 1027 hPa.
Dabei verlagerte sich der Hochschwerpunkt in der Höhe von Norddeutschland etwas
weiter zur Nordsee. Tagsüber breiteten sich Nebel- und Hochnebelfelder über
ganz Ostdeutschland bis zum Thüringer Wald und Erzgebirge aus. Nur im oberen
Mittelgebirgsraum schien bei wolkenlosem Himmel die Sonne. Auch in
Süddeutschland gab es in den Niederungen wieder Nebel und Hochnebel, aber auch
Sonnenschein in Franken und Nordrhein-Westfalen.
In der Nacht zum
16.11.2011 spaltete sich das Hoch XENIA vom Hochdruckgebiet YANA ab und
verlagerte sich unter weiterer Abschwächung auf 1020 hPa südostwärts
an die Ostküste des Schwarzen Meeres.
Am 17.11.2011 war
das Hoch XENIA nicht mehr als eigenständige Hochdruckzelle zu erkennen und konnte
daher nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben am 17.11.2011 von Jasmin Krummel
Berliner Wetterkarte: 11.11.2011
Pate: Ingo Heinrich (stylefruits GmbH)