Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
XENIA
(getauft am
20.12.2013)
Am
19.12. war über dem Nordatlantik in der mittleren Troposphäre, d.h. in ca.
5,5km Höhe, eine kräftige Strömung aus westlichen Richtungen vorherrschend.
Erst südlich der Azoren wurden zwei Höhenhochs analysiert, sodass sich dort im
Bodenniveau Hochdruckgebiete bilden konnten. Im Laufe des Tages schlossen sich
südwestlich der Azoren zwei Hochdruckgebiete zu einem neuen Hoch zusammen,
welches am folgenden Tag auf den Namen XENIA getauft wurde. Hoch XENIA
beeinflusste die Inselgruppen der Azoren und Madeira mit meist sonnigem Wetter
und Höchsttemperaturen von 17 bis 21°C. Portugal wurde an diesem Tag ebenfalls
durch den östlichen Bereich von Hoch XENIA beeinflusst. Allerdings gelangte
durch die Strömung im Uhrzeigersinn um das Hochzentrum herum kühle Meeresluft
dorthin, sodass z.B. in Lissabon nur 14°C als Höchsttemperatur gemessen wurde.
Nach
dem Abzug eines namenlosen Tiefdruckgebietes über dem westlichen Mittelmeer
nach Nordafrika, bildete sich am 21.12. eine Hochdruckbrücke aus drei
Hochdruckzentren mit einem Kerndruck von jeweils knapp über 1035 hPa von
Südwest- bis Mitteleuropa. Dabei wurde das Zentrum von Hoch XENIA über den
Alpen analysiert und befand sich weiterhin etwas südlich der vorherrschenden
Höhenströmung, die vom Nordatlantik über Großbritannien und Osteuropa nach
Russland verlief. Eine Sonnenscheindauer von 4 bis 8 Stunden wurde in
Deutschland meist nur außerhalb der hochnebelartigen Bewölkung im Alpenvorland
und den höheren Lagen der Mittelgebirge verzeichnet. Auf dem Hohenpeißenberg
wurde ein Tagesmaximum von 7°C gemessen. Sehr unterschiedlich waren die
Bedingungen in München. Während an der Station München (Stadt) bei knapp 8
Stunden Sonnenschein 8°C erreicht wurden, waren es am Flughafen München bei etwa
30 Minuten Sonnenschein nur 0,5°C. Auch über Italien spielte der Hochnebel
besonders in der Po-Ebene eine wichtige Rolle. In Mailand lag
das Tagesmaximum und das nächtliche Minimum der Temperatur bei 6°C. Dagegen
verzeichneten Rom und Neapel jeweils 17°C als Tageshöchsttemperatur.
Durch
die Ausläufer des kräftigen Sturmwirbels CHRISTIAN mit Zentrum über Island
wurde am 22.12. die Hochdruckbrücke nach Süden bis zum Mittelmeer geschoben.
Das bestimmende Hochdruckgebiet XENIA, welches den östlichen Bereich der
Hochdruckbrücke bildete, wurde mit einem Kerndruck von etwa 1039 hPa über
Bulgarien analysiert. In Sofia wurde bei freundlichem Wetter eine
Höchsttemperatur von 6°C erreicht, in Bukarest bei hochnebelartiger Bewölkung
nur 0°C. Diese löste sich zum Abend hin auf, sodass es sich genauso wie in
Sofia bis zum Morgen durch Ausstrahlung auf
-7°C bzw. -8°C abkühlen konnte. Entlang der türkischen West- und Südküste war
der Himmel wolkenlos und durch die Sonneneinstrahlung konnte die Temperatur z.B.
in Izmir bis auf 13°C steigen, in Adana waren es 19°C. Die nächtliche
Ausstrahlung brachte in beiden Städten mit -3°C bzw. -1°C leichten Frost. Am
23.12. erreichte Hoch XENIA die flächenmäßig größte Ausdehnung und erstreckte
sich von Südosteuropa bis zum östlichen Mittelmeer, sowie von Sardinien über
die Türkei bis nach Aserbaidschan. In Izmir und Adana gab es keine Veränderung
des Wetters und der Temperaturen gegenüber dem Vortag. In der auf etwa 1000m
Höhe gelegenen Stadt Ankara wurde am Tage ein Höchstwert von -5°C gemessen und
in der folgenden Nacht bei einem Tiefstwert von -14°C gefrierender Nebel
beobachtet. Auf den griechischen Inseln Korfu und Rhodos war es mit Tagesmaxima
von 16 bis 17°C deutlich wärmer. Am folgenden Tag befand sich das Zentrum von
Hoch XENIA weiterhin mit einem Kerndruck von etwa 1035 hPa über der Türkei. Das
Einflussgebiet über Mittel- und Südeuropa verkleinerte sich durch die von
Westen heranziehenden Ausläufer von Tief DIRK und einem Tiefdruckgebiet über
der Küste Libyens, sodass nur noch Südosteuropa und Süditalien von der
Antizyklone XENIA profitierten. Catania auf Sizilien meldete bei sonnigem
Wetter 15°C als Höchsttemperatur. Auch der Südwesten Russlands wurde nun von
Hoch XENIA beeinflusst, allerdings lag das Tagesmaximum z.B. in Wolgograd mit
der teils aus Sibirien eingeflossenen Kaltluft bei 2°C, in der Nacht gab es
dort mit -5°C leichten Frost.
Am
25.12. etablierte sich über dem Kaukasus ein neues Höhenhoch, sodass sich das
Zentrum vom Bodenhoch XENIA über dem Südwesten Russlands in den folgenden Tagen
kaum verlagerte. Der Kerndruck variierte bis zum 30.12. zwischen 1033 und 1036
hPa. Trotz der zusätzlich stabilisierenden Wirkung durch das Sibirienhoch,
verlor Hochdruckgebiet XENIA durch einige Tiefdruckgebiete über Mittel- und
Südeuropa immer mehr Einfluss auf das ost- und südosteuropäische
Wettergeschehen. Im Bereich des Zentrums hielt sich teils dichter Nebel oder
Hochnebel. In Wolgograd wurde am 27.12. ein Tageshöchstwert von -4°C und ein Tiefstwert von -6°C registriert.
Am
30.12. wurde Hoch XENIA schließlich nach einer Lebensdauer von 12 Tagen
letztmalig über dem Südural auf der Berliner Wetterkarte analysiert und zog im
Laufe des Tages nach Westsibirien, wodurch es nicht weiter auf der Berliner
Wetterkarte beobachtet wurde.
Geschrieben am 24.03.2014 von Matthias Treinzen
Berliner Wetterkarte: 21.12.2013
Pate: Chris Möller