Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
XERXES
(getauft
am 19.07.2012)
Nachdem der Juli 2012 von vielen
Tiefdruckgebieten bestimmt wurde, die über den Nordatlantik nach Europa zogen,
konnte sich im Laufe des 19.07. südlich von Island und westlich der Britischen
Inseln ein Bereich erhöhten Luftdrucks ausbilden. In der Prognose für den
Folgetag wurde dann deutlich, dass sich in diesem Bereich ein eigenständiges
Hochdruckgebiet entwickeln wird, welches folglich auf den Namen XERXES getauft
wurde.
Am Folgetag um 02 Uhr mitteleuropäischer
Sommerzeit (MESZ) befand sich das neu entstandene Hoch XERXES südlich von
Island, rund 500 km westlich der Irischen Westküste. Der Druck im Zentrum
betrug rund 1018 hPa und der Einflussbereich des Hochs erstreckte sich
bereits über den Großteil des östlichen Nordatlantiks, sowie Irland und Teile
Großbritanniens. In einer Höhe von ca. 5,5 km reichte ein kleiner Keil des
Hochs sogar über Frankreich hinweg bis zur Alpenregion. Eine große
Wetterwirksamkeit ließ sich dem Hoch zwar noch nicht zuschreiben, weil es dafür
noch zu schwach war, aber in Irland, auf der Vorderseite des Hochs, wurde es an
der Drehung des Windes von West auf Nordnordwest vom 18.07. bis zum 20.07.
bemerkbar. Gleichzeitig kühlte es sich beispielsweise in Dublin auch spürbar ab,
da die herangeführte Luft aus subpolaren bis polaren Regionen stammte. Am
18.07. erreichte die Temperatur noch maximal 19,5°C, am Folgetag waren es nur
noch 16,5°C.
Am Morgen des 21.07. befand sich das Hoch
XERXES mit einem auf rund 1023 hPa gestiegenen Druck bereits direkt über
Dublin. Hier stieg die Temperatur auch gleich wieder auf 18,9°C an. Auch auf
dem Festland machte sich die Antizyklone langsam bemerkbar. Im französischen
Rennes, wo die Sonne am Vortag nur rund 3 Stunden lang schien, wurde es am
Folgetag mit nun knapp 11 Stunden Sonnenschein deutlich freundlicher. Der
Temperaturanstieg auf 22,7°C war aufgrund der nördlichen Strömung allerdings
noch etwas verhalten mit 1,5 Grad im Vergleich zum Vortag.
Als sich aber bis zum Folgetag das Hoch
XERXES noch weiter nach Osten bis über den Ärmelkanal verlagerte und seinen
Einflussbereich nun auch bis nach Polen ausweitete, begann in Rennes und auch in
vielen Orten Westeuropas eine sommerliche bis hochsommerliche Witterungsphase.
Mit 15 Sonnenstunden wurde hier das maximal Mögliche erreicht. Gleichzeitig
stieg die Temperatur auf 27,4°C an. Auch in Köln erhöhte sich die
Sonnenstundenzahl von 4 auf 12 und die Temperatur von 22,0 auf 25,2°C.
Im Laufe des 23.07. setzte eine rasche
Verlagerung der Antizyklone XERXES ein. Kurz nach Mitternacht befand sie sich
mit gut 1030 hPa und einem damit recht hohem Luftdruck für ein Sommerhoch
über dem Vogtland. Am frühen Nachmittag lag der Kern bereits südlich von Danzig
über der Stadt Torun. Da das Hoch allerdings immer
noch mit subpolarer, teils polarer Luft angefüllt war, wurde es in den
wolkenarmen Nächten teilweise frisch mit Werten von unter 10°C. In den Senken
und Hochtälern wurden sogar noch kältere Tiefsttemperaturen gemessen. In Stiege
im Harz sank das Thermometer auf 4,0°C, in Bad Königshofen
auf der Rhön auf 2,8°C. Am Erdboden wurde es bei der kräftigen Ausstrahlung
noch kälter. Spitzenreiter war Nürnberg-Netzstall mit -1,0°C. Im Laufe des
Tages schaffte es die Temperatur allerdings nahezu überall, die 20°C-Marke zu
überschreiten, in der Norddeutschen Tiefebene wurden sogar verbreitet um 25°C
gemessen.
Bis zum Morgen des 24.07. verlagerte sich
der Kern des Hochs bei knapp unter 1030 hPa weiter nach Osten bis mittig
zwischen Warschau und Minsk. Der Einflussbereich der Antizyklone XERXES hatte
sich mittlerweile deutlich vergrößert. Er reichte von der Bretagne bis rund
750 km östlich von Moskau und von Mallorca bis nach Dänemark. In diesem
Bereich herrschte verbreitet sonniges Wetter. Die Sonnenstunden lagen nun auch
in Deutschland überall bei 13 bis 15 Stunden und die Temperaturen stiegen bis
auf 31°C an. Auch in Köln gab es derweil knapp 30°C, in Rennes knapp 29°C.
Bis zum 25.07. änderte der Kernbereich nur geringfügig
seine Position und befand sich ca. 200 km südlich von Minsk mit etwa
1026 hPa. Der Wirkungsbereich war weiterhin sehr groß, jedoch hatte sich
ein kleiner Tiefausläufer über Bayern gebildet, wodurch hier nur knapp über
20°C erreicht wurden. Weiter im Norden, wo das Hoch XERXES weiterhin sehr
kraftvoll war und wo durch das kleine Tief auch zusätzlich warme Luft
herangeweht wurde, konnten sich die Temperaturen abermals steigern. Am wärmsten
wurde es mit 34°C im hessischen Bad Nauheim und mit 35°C in Bernburg in
Sachsen-Anhalt. Die Sonnenstunden waren ebenso ungleichmäßig in Deutschland
verteilt. In Bayern kam örtlich nicht einmal eine Stunde zusammen, nördlich des
Mains waren es verbreitet 12 bis 14, teilweise 15 Stunden.
Das Hoch XERXES schob sich bis zum 26.07.
weiter nach Osten bis mittig zwischen Moskau und Wolgograd. In Moskau wurde es
bei totaler Windstille, die sehr selten zu beobachten ist bei der heutigen
Feinfühligkeit der Instrumente, nun auch wärmer. Am 24.07. waren es auf der
Vorderseite des Hochs noch 24,1°C und am 26.07. bereits 29,0°C. Trotz kleiner
Höhentiefs, die das Wetter in Mitteleuropa deutlich unbeständiger machten, war
der Einfluss des Hochs XERXES auf diese Regionen nicht zu leugnen. Vom
Schwarzen Meer bis hin zum westlichen Mittelmeer herrschten nur geringe
Luftdruckunterschiede und vor allem morgens und vormittags, wo sich noch keine
Quellwolken bilden konnten, wurde von Spanien bis nach Russland und von
Griechenland bis nach Dänemark verbreitet Sonnenschein gemeldet. Die
Temperaturen in Deutschland blieben ähnlich hoch. Im Westen wurden dabei
nochmals bis zu 35°C erreicht.
Bis zum Morgen des 27.07. schwächte sich
das Hoch XERXES dann aber deutlich ab und wies nur noch einen Kerndruck von
rund 1017 hPa auf. Der Kernbereich lag über der Wolga, rund 300 km
nordwestlich von Wolgograd. Trotzdem sorgte das Hoch nochmals für viel
Sonnenschein von Ostdeutschland und der polnischen Ostsee bis zur Ukraine und
zum Kaukasus. Moskau meldete knapp 29°C Höchsttemperatur. Auch in Kiew wurde es
in den letzten Tagen deutlich wärmer. Am 27.07. erreichte dort das Thermometer
33,1°C. In Donezk, in der Südostukraine, wurden nach einer tropischen Nacht mit
21,2°C Tiefsttemperatur am Tage 33,9°C erreicht.
Auch wenn das Vermächtnis des Hochs XERXES
weiterhin vorhanden blieb und zum Beispiel in der Ukraine für viele weitere
Tage mit Temperaturen von über 30°C sorgte, zog die Antizyklone bis zum Morgen
des 28.07. in Richtung Südosten aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte
heraus und konnte damit nicht weiter erfasst werden. Das Hoch XERXES wird den Menschen
in Deutschland aber als das Sommerhoch in Erinnerung bleiben, welches die kühle
Witterungsphase des Juli 2012 beenden konnte und dadurch für einige der
höchsten Temperaturen des Jahres 2012 sorgte.
Geschrieben von Paul Heger am 15.08.2012
Berliner Wetterkarte: 23.07.2012
Pate: Alexander Seidel