Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
XERXES
(getauft
am 20.10.2018)
Südwestlich
des Tiefdruckgebietes RACHEL zog zu Beginn der dritten Oktoberdekade 2018 ein
großflächiges Hochdruckgebiet vom nordamerikanischen Festland Richtung Europa. In
der Prognose für den 21.10.18 wurde diese Antizyklone auf den Namen XERXES
getauft.
Um 02 Uhr
MESZ des 21.10.18 befand sich das Zentrum des Hochs XERXES mit einem Druck von
rund 1037 hPa etwa 700 km nordwestlich der Azoren über dem zentralen
Nordatlantik. Dabei reichte das Einflussgebiet bis zu dieser Inselgruppe, die
auch als „Wetterküche Europas“ bekannt ist. Je nachdem, ob Wolkenfelder der
schwach ausgeprägten Fronten zwischen dem Zentrum des Hochs und den Azoren die
Sonnenscheindauer beeinträchtigten, lag diese im Bereich von 5 Stunden auf
Santa Maria und 9 Stunden in Angra auf Terceira. Dazu stieg die Temperatur an
beiden Stationen auf warme 22,8°C bzw. 21,4°C an. In Wechselwirkung mit dem
stark ausgeprägten Tiefdruckkomplex QUENDOLIN-RACHEL entstand ein kräftiger
Druckgradient mit starken Windböen über dem Nordatlantik südöstlich von
Grönland.
Bis zum
nächsten Tag verlagerte sich das Hoch XERXES etwas nach Osten. Das Zentrum lag
noch immer über dem nordöstlichen Atlantik, hatte sich aber mit einem Kerndruck
von ca. 1045 hPa deutlich verstärkt. Mit dem Weiterzug nach Osten gerieten
neben den Azoren auch zunehmend die Britischen Inseln unter den Einfluss des
Hochdruckgebietes. Während aber über den Azoren nur noch rund 4 Stunden Sonnenschein
verzeichnet werden konnten, waren es in Dublin knapp 9 Sonnenstunden und am
Flughafen von Exeter 9,5 Sonnenstunden. Andersherum verhielt es sich mit der
Höchsttemperatur. In einer maritimen Polarluft stieg sie auf nur 10,8°C in
Ballypatrick im Norden von Nordirland, 13,0°C im walisischen Sennybridge oder
14,3°C in Pershore zwischen Gloucester und Birmingham. Auf den Azoren waren die
Höchstwerte im Vergleich zum Vortag praktisch unverändert mit beispielsweise
21,5°C auf Santa Maria. Zwischen dem kräftigen Hoch XERXES und dem Sturmtief
RACHEL bei Spitzbergen herrschte aufgrund des starken Druckunterschiedes ein
kräftiger Wind. So fegten schwere Sturmböen, teils auch orkanartige Böen über
Schottland mit beispielsweise 107 km/h Windgeschwindigkeit in Kirkwall oder 96
km/h an der Station Glen Ogle.
Innerhalb der
darauffolgenden 24 Stunden zog das Hoch XERXES mit unveränderten Kerndruck ein
wenig weiter Richtung Südosten. Dessen Zentrum befand sich rund 450 km
südwestlich von Irland im Warmsektor der Zyklonen TINA und SIGLINDE. Zwischen
deren Warm- und Kaltfronten erstreckte sich der Einfluss des Hochdruckgebietes
fast über den gesamten Nordatlantik und Westeuropa. In der Nähe verschiedener
Tiefdruckgebiete lag die Sonnenscheindauer nur bei etwa 5,25 Stunden an der
irischen Station Knock/Connaught oder 3 Stunden auf Santa Maria. Im
kontinentalen Westeuropa hingegen wurden bis zu 9,75 Sonnenstunden in La
Rochelle, knapp 10 Sonnenstunden in Dax und etwas über 10 Sonnenstunden in La
Coruna erreicht. Im Bereich der westlichen Strömung nördlich des Zentrums von
Hoch XERXES reichten die Höchsttemperaturen von 13,3°C am Dubliner Flughafen
bis 18,0°C in Lorient. In Spanien wurde noch etwas wärmere Luft aus dem
Mittelmeerraum herangeführt. So wurden 22,6°C in Salamanca, 22,3°C in
Valladolid und 23,4°C in Ponferrada gemessen. Zwischen Hoch XERXES und Tief
SIGLINDE bestand zudem weiterhin ein starker Druckgradient, woraus noch immer
schwere Sturmböen über Schottland resultierten.
Bis zum
24.10.18 um 02 Uhr MESZ verlagerte sich die Antizyklone XERXES nicht weiter, jedoch
verkleinerte sich mit deren Abschwächung auf knapp 1039 hPa das Gebiet mit absinkenden
Luftbewegungen auf den Nordwestatlantik und die angrenzenden Länder
Westeuropas. In diesem Bereich betrug die Sonnenscheindauer 9 Stunden in
Lyneham, 8,75 Stunden in Quimper oder 10,25 Stunden in Santander. Die
Temperaturverteilung blieb ebenfalls ähnlich. Besonders in Südfrankreich wurde
aber häufiger die 20-Grad-Marke und in Spanien und Portugal die 25-Grad-Grenze
zum Sommertag überschritten. Beispielsweise waren es in Le Mans 21,3°C, in
Marseille 22,7°C, 25,3°C in Santiago de Compostela und 27,2°C in Montpellier.
Mit der Abschwächung des Hochs XERXES verringerte sich auch ein wenig der
Druckgradient zum Tiefdruckgebiet SIGLINDE, das nun außerdem eine größere
Distanz zum Hochdruckgebiet aufwies. Damit zogen sich die Sturmböen ins
schottische Hochland zurück.
Kaum merklich
verlagerte sich das Hoch XERXES bis zum nächsten Tag leicht nordwärts Richtung
Irland, dessen Zentrum knapp 250 km westlich der „Grünen Insel“ lag. Mit einem
Kerndruck von ungefähr 1032 hPa hatte es weiter an Intensität und auch ein
wenig an Einflussbereich verloren. Mit der Abschwächung ließ im Allgemeinen
auch der Wind nach, was für teils dichten Nebel oder Hochnebel über Teilen
Frankreichs und Englands sorgte. Nach dessen Auflösung kamen immerhin noch
knapp 4,5 Sonnenstunden am Exeter Airport oder fast 5 Stunden Sonne in Rennes
zusammen. Dort wurden auch kühlere Höchstwerte, wie in Alencon mit 12,7°C
erzielt. In den nebelfreien Regionen waren es wiederholt knapp 8 Sonnenstunden
in Nottingham, über 9 Sonnenstunden in Quimper und 9,75 Sonnenstunden in Oviedo
in der nordspanischen Region Asturien. Mit ungehindertem Sonnenschein erreichte
die maximale Temperatur 21,9°C in León, 20,5°C in Bordeaux oder 21,7°C in Rodez
im Département Aveyron.
Nördlich des
Zentrums von Hoch XERXES entstand aus einer Wellenstörung die Zyklone UTA, welche
im Verlauf den Hochdruckeinfluss nach Westen drängte und die Antizyklone XERXES
zur Auflösung brachte. So war der 25.10.18 der letzte Tag, an dem Hochdruckgebiet
XERXES auf der Berliner Wetterkarte zu verzeichnen war.