Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet XIA

(getauft am 30.12.2019)

 

Das Wettergeschehen in Europa wurde am 30.12.2019 im Wesentlichen von zwei Druckgebieten dominiert. Über Mitteleuropa befand sich das ausgedehnte Hoch WILTRUD mit einem maximalen Druck von ca. 1040 hPa und über Nordeuropa positionierte sich das Tief EBERHARD mit einem Kerndruck von etwa 980hPa auf dem europäischen Nordmeer, westlich der Lofoten. Über dem Nordatlantik, östlich von Neufundland, entwickelte sich ein namenloses Tief (ca. 990 hPa). Zwischen EBERHARD und diesem namenlosen Tief sammelten sich Luftmassen hohen Luftdrucks an und es begann sich ein eigenständiges Hochdruckgebilde über dem Nordatlantik abzuspalten. Im Laufe des Tages wanderte diese Antizyklone weiter nordostwärts und verstärkte sich im Kern um 5 hPa auf  über 1025 hPa. Auf Grund der vorhergesagten Wetterwirksamkeit in Mitteleuropa zum Jahreswechsel wurde dieses Druckgebilde am 30.12.2019 auf den Namen XIA getauft. 

Hoch XIA wanderte in den anschließenden Stunden weiter, sodass in der Nacht zum 31.12.2019 der Kern Irland und Großbritannien erreichte. Der Wirbel dehnte die Frontalzone über Nordeuropa weiter aus und brachte insgesamt mildere atlantische Luftmassen in den Norden  Deutschlands. Im Süden Deutschlands und Südeuropa blieb weiterhin Hoch WILTRUD wetterbestimmend. Dieses Hoch befand sich nördlich der Adria. Dort führte es kontinentale Subtropikluft u.a. nach Spanien und Frankreich. Diese Wetterlage bescherte Deutschland am letzten Tag des Jahres in weiten Teilen (fast) frühlingshaft mildes Wetter. Die höchste gemessene Minimaltemperatur in der Nacht auf den 31.12. wurde auf Helgoland mit 7,3 Grad Celsius erreicht. Die Höchsttemperatur am Tag lag dort bei 8,6 Grad. Die Sonnenscheindauer lag an diesem Tag in Kiel bei 6,2 Sonnenstunden.  Auch im Süden Deutschlands gestaltete sich der letzte Tag im Jahr 2019 sonnig. In Freiburg lag die Sonnenscheindauer bei 5,7, in München bei 6,4 und in Stuttgart sogar bei 7,4 Stunden.

Im neuen Jahr zog die Antizyklone weiter südostwärts und befand sich am Morgen des 01.01.2020 mit ihrem Kern über Deutschland. Der Kerndruck hatte sich in 24 Stunden um weitere 5hPa auf knapp 1035hPa verstärkt. Dies war zu Beginn des neuen Jahres auch gleichzeitig der Höhepunkt der Kraft von XIA, die auf den Landmassen wirkten. Dieses ausgedehnte Hochdruckgebiet über Mitteleuropa brachte weiter ruhiges Wetter nach Deutschland.  Die Silvesternacht präsentierte sich dabei in Deutschland trocken bei zumeist geringer Bewölkung. Im Süden und Osten Deutschlands gestaltete sich der Himmel mit Stratocumuluswolken. In Berlin lag der Bedeckungsgrad um 00 Uhr MEZ bei 6 bis 7 Achtel Bewölkung und die Temperatur um die 5 Grad. Die Sichtweite lag zu dieser Zeit bei ca. 30km, sodass der Neujahrsbeginn mit einem zeitweilig guten Ausblick über die Hauptstadt gefeiert werden konnte. Dies änderte sich allerdings in vielen Teilen Deutschland innerhalb kurzer Zeit, da auf Grund der hohen Feinstaubwerte die Sichtweite deutlich abnahm. In Berlin sank die Sichtweite innerhalb einer Stunde auf 5 km. In der Nacht sank die Temperatur, außer im Osten, in ganz Deutschland unter den Gefrierpunkt und es bildete sich örtlich, wie in Oldenburg und Emden, gefrierender Nebel. Nach Dunst und Nebel gestaltete sich das Wetter am Neujahrstag sehr unterschiedlich. In Nürnberg wurden an diesem Tag insgesamt 7,7 Sonnenstunden registriert, bei einer Höchsttemperatur von 5 Grad.  An der deutschen Nordseeküste, in Oldenburg und Bremen, hielt sich der Nebel den Tag über und es wurde bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt fast kein Sonnenschein registriert. In anderen Teilen Europas wurden zweistellige Temperaturwerte erreicht. In Mailand, Florenz und Venedig stieg die Temperatur auf 11 Grad Celsius an. In Trieste wurden sogar 15 Grad Celsius gemessen.

Bis zum Morgen des 02.01. verlagerte sich das Hoch XIA weiter südostwärts nach Osteuropa, nordöstlich der Adria, mit einem Kerndruck von ungefähr 1035 hPa und führte so kontinentale subtropische Luft nach Europa. Diese Luftmassen gelangten über eine östliche Strömung nach Italien und sorgten dort für milde Temperaturen. Hier konnte sich trockene Luft bodennah stark erwärmen, so dass zum Beispiel in Latina eine Maximaltemperatur von 17 Grad Celsius gemessen wurde.

Am nächsten Tag verlor Hoch XIA an Einfluss, der Luftdruck im Kern sank auf knapp unter 1025 hPa und dieser wanderte weiter  Südostwärts. In Nord- und Mitteleuropa dominierte dieser Tage der Tiefdruckkomplex FABIO und rang mit Hoch XIA um die Wetterwirksamkeit und den Einfluss in Europa. Dabei konnte sich das Hochdruckgebiet hauptsächlich über dem Balkan behaupten, an dessen westlicher Küste teilweise über 9 Stunden Sonnenschein registriert wurden.

Am letzten Tag, an dem Hoch XIA in der Wetterkarte namentlich erwähnt wurde, dem 04.01., hatte es weiter an Einfluss verloren, der Tiefdruckkomplex FABIO hingegen das Kräftemessen mit XIA gewonnen. Vor dessen Kaltfront wurde das Hoch weiter nach Osten geschoben und war am 05.01.2020 nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet.