Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet  YARA

(getauft am 17.11.2003)

 

 

 

Am 15.11. näherte sich westlich der Azoren ein kräftiges Hochdruckgebiet dem Europäischen Kontinent, das in den kommenden Tagen für Westeuropa wetterbestimmend sein sollte. Am 16.11. lag das ausgedehnte Hochdruckgebiet mit seinem Zentrum über den Azoren, wobei sein Kerndruck 1030 hPa betrug. Einen Tag später erreichte das Hoch die Iberische Halbinsel und den Westen Frankreichs und drängte dabei das regenreiche Tiefdruckgebiet ODO weiter Richtung Nordosten ab. Es wurde nun auf dem Namen YARA getauft.

Bereits am 18.11. lag YARA mit ihrem Zentrum über den Pyrenäen und hatte große Teile Südeuropas erfasst, wobei sie das Tief ODO weiter Richtung Baltikum drängte. Da sich nordwestlich der Britischen Inseln bereits das Wellentief QUIRINIUS gebildet hatte, kam es zu Luftdruckgegensätzen über Mitteleuropa, die vor allem in Küstennähe starke Böen verursachten.

Am 19.11. lag das Zentrum von YARA mit einem Kerndruck von etwa 1030 hPa über dem westlichen Alpenraum. Zusammen mit den Tiefdruckgebieten über Nordeuropa entwickelte sich eine stramme westliche Strömung. An YARA’s Nordseite gelangte subtropische Meeresluft ins nördliche Mitteleuropa und bescherte so verbreitet Temperaturanstiege auf über 10°C. Diese sehr feuchte Luftmasse enthält viel verborgende Wärme, weswegen es auch nachts unverändert mild blieb: in Münster lag der Tiefswert der vergangenen Nacht bei 11,6°C, in Braunschweig sogar bei 11,8°C. Auf dem 1142 m hohen Brocken stieg bis gestern Abend die Temperatur auf 5°C und taute dort weitgehend den Schnee. In Norddeutschland wehten kräftige Böen der Stärke 6, im Ostseeraum wurden auch Sturmböen der Stärke 10  gemessen (in Kap Arkona auf Rügen 49 kn).

Im Zentrum von Hoch YARA dagegen befand sich eine deutlich trockenere Luftmasse, so sank im bayrischen Landsberg (Lechfeld) die Temperatur auf 0°C. Am 20.11. lag YARA mit ihrem Zentrum leicht abgeschwächt über Italien und verlagerte sich weiter Richtung Balkan, brachte Mitteleuropa jedoch weiterhin milde Luft subtropischen Ursprungs, wobei sich im Norden Mitteleuropas die abgekühlte (mSp) und die trockenere (xSp) Variante der subtropischen Meeresluft durchsetzte: In Freudenstadt konnte sich mildere Luft bis zum Boden durchsetzen, sodass mittags 15°C gemessen werden konnten. Sonst wurden bei Sonnenschein 10-12°C gemessen, im trüberen Norden knapp 10°C, in nebligen Gebieten im Süden 5-7°C.

Am 22.11. lag YARA mit ihrem Zentrum über dem Balkan. Hier betrug der Druck knapp 1025 hPa. Die südöstliche Strömung an ihrer Rückseite bescherte Mitteleuropa weiterhin milde Temperaturen, vor allem auf den Bergen: an der Station Hohenpeissenberg (986 m) blieb es mit  8,7 °C Minimum sehr mild. Das gestrige Maximum betrug hier 16,9°C, das vorgestrige sogar 17,1°C. Das Maximum der letzten November-Dekade lag hier seit 1879 bei 16,7°C.

YARA verlagerte sich nun weiter nach Südosteuropa und verlor damit ihren Einfluss auf unser Wetter allmählich. Am 25.11. befand sich YARA mit einem Druck von 1020 hPa südlich von Griechenland. Am 26.11. konnte YARA letztmalig über der Osttürkei auf unseren Wetterkartenausschnitt gesehen werden.

 

 

 


Geschieben am 04.12.2003 von Thorsten Pagenkopf

Wetterkarte: 19.11.2003

Pate: Petra Mersmann