Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
YASMINE
(getauft am
13.07.2013)
Im
Laufe des 11.07. bildete sich auf der Rückseite eines nach Osten ziehenden
unbenannten Tiefdruckgebietes mit Zentrum vor der Südwestküste Grönlands über
dem Nordatlantik ein neues Hochdruckgebiet. In der mittleren Troposphäre, in
ca. 5,5 km Höhe, verlief die Strömung zu diesem Zeitpunkt fast durchgehend von
Südgrönland über Island bis Skandinavien. Dadurch konnte sich das neue
Hochdruckgebiet am Boden ohne störende Einflüsse verstärken, während die
Tiefdruckgebiete im Norden ostwärts vorbeizogen. Bis zum 13.07. erhöhte sich
der Kerndruck des Hochs auf knapp 1032 hPa. Gleichzeitig hatte es sich nach
Osten verlagert und befand sich mit dem Zentrum ca. 1000 km westlich von
Irland. Eine Kaltfront von Tief VOLKER mit Zentrum über Jan Mayen, die östlich
und südlich am Hochzentrum vorbei verlief, störte den Hochdruckeinfluss nur mit
einigen dichten Wolkenfeldern und der nördlich dieser Kaltfront liegende
Bereich hohen Luftdrucks wurde auf den Namen YASMINE getauft.
Das
Vorgängerhoch XENA, welches Irland und den Britischen Inseln seit fast zwei
Wochen sommerliches bis hochsommerliches Wetter mit Temperaturen bis oder sogar
knapp über 30°C bescherte, hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt soweit abgeschwächt,
dass in der zweiten Tageshälfte die Reste dieses Hochs von der Antizyklone
YASMINE aufgenommen wurden. Damit beeinflusste das Hoch YASMINE nun erstmalig
Teile von Europa. In dieser Übergangsphase wurde in der über den südlichen
Teilen von Irland und Großbritannien weiterhin vorhandenen subtropischen
Luftmasse am Flughafen London-Heathrow 31°C und in Bournemouth 30°C als
Tagesmaxima registriert. Im Norden machte sich aber schon die nordöstlich von
YASMINE von Island her eingeflossene polare Meeresluft bemerkbar. So wurden in
Stornoway nur noch 14°C als Höchsttemperatur gemessen, während es am Vortag
noch 21°C waren.
Der
Einflussbereich des Höhenhochs reichte auch bis nach Deutschland, sodass fast
im gesamten Land die Sonne schien und 10 bis 15 Sonnenstunden registriert
wurden. Nur von der Nordsee bis nach Nordrhein-Westfalen hielt sich ein dichtes
Wolkenfeld. Hier wurden bis zu 6 Stunden Sonne und Höchstwerte von 16°C bis
21°C verzeichnet. In den übrigen Landesteilen stiegen die Tagesmaxima auf 23°C
bis 27°C, wobei die höchsten Temperaturen entlang des Oberrheins auftraten.
Das
über dem Ostatlantik liegende Höhenhoch, dem das Hochdruckgebiet YASMINE im
Bodenniveau zugeordnet war, sorgte mit einem Höhenkeil auch am 14.07. für
starkes Absinken der Luftmassen über Südengland. Erneut wurde in
London-Heathrow nach einer Tiefsttemperatur von 18°C die
30°C-Marke erreicht und in Bournemouth an diesem Tag mit 31°C sogar
überschritten. Hier war die Nacht mit 14°C angenehmer. Auch über Frankreich war
es bei sommerlichen Temperaturen von 26°C bis 32°C verbreitet wolkenlos. Sogar
in Brest an der Nordwestspitze Frankreichs stieg die Temperatur auf 28°C an. Entlang
der Mittelmeerküste wurden z.B. in Marseille 32°C gemessen.
In
Deutschland wurde die Nordhälfte von Ausläufern des Tiefs VOLKER II mit dichten
Wolkenfeldern beeinflusst, während die Südhälfte nochmals mit viel Sonnenschein
und Tageshöchstwerten von 24°C bis 28°C durch Hoch YASMINE profitierte. In
Regensburg stieg die Temperatur sogar auf 29°C.
Am
15.07. verlagerte sich das Zentrum von Hochdruckgebiet YASMINE nach Osten bis
zur Südwestküste Irlands. Der Kerndruck hatte sich dabei leicht auf 1028 hPa
reduziert. Das zugehörige Höhenhoch schwächte sich ebenfalls etwas ab und lag
über dem Golf von Biskaya. In Verbindung mit einem Hoch über den Azoren und
einem weiteren unbenannten Hoch südwestlich der Inselgruppe bildete das Bodenhoch
YASMINE eine Hochdruckbrücke, die vom nördlichen Wendekreis über die Azoren
nordostwärts bis zur Nordsee reichte. Erneut war es in London-Heathrow mit 31°C
sommerlich heiß, aber auch in weiten Teilen Frankreichs und der Schweiz hielt
sich der Hochdruckeinfluss mit Höchstwerten um 30°C, z.B. Toulouse mit 31°C und
Genf mit 29°C.
Am
folgenden Tag verlagerte sich die Höhenströmung, die von Neufundland über den
Nordatlantik und Schottland nach Skandinavien verlief, nach Süden, sodass das
Höhenhoch nach Südosten abgedrängt und über den Westalpen analysiert wurde.
Aufgrund dieser Entwicklung spaltete sich Hoch YASMINE in zwei Teilhochs auf. Während
das ursprüngliche Hoch mit einem Kerndruck von 1027 hPa weiterhin vor der
Südküste Irlands lag und als YASMINE I bezeichnet wurde, folgte die Antizyklone
YASMINE II der Verlagerung des Höhenhochs und lag mit einem Kerndruck von etwa
1024 hPa über Bayern.
Auch
an diesem Tag setzte sich die ungewöhnlich lang anhaltende, trockene, sonnige
und hochsommerlich warme Witterungsperiode über Südengland fort. Der Flughafen
Heathrow in London verzeichnete abermals 31°C als Höchsttemperatur. Sowohl in
Bournemouth als auch in Manchester wurde mit 28°C bzw. 25°C ein Sommertag, also
ein Tag mit einer Maximaltemperatur von mindestens 25°C, verzeichnet. Mit der
Ostverlagerung des Zentrums YASMINE II gelangten weite Teile Deutschlands
erneut unter Hochdruckeinfluss. Südlich einer Linie Bremen-Greifswald konnte
bei sonnigem Wetter verbreitet ein Sommertag mit einem Höchstwert von über 25°C
gemessen werden, am Oberrhein erreichte die Station in Rheinfelden mit 30°C
sogar einen heißen Tag. Nur im Küstenbereich blieb es bei auflandigem Wind mit
17 bis 24°C etwas kühler. In Prag und Breslau machte sich der zunehmende
Hochdruckeinfluss ebenfalls bemerkbar. Nach 21°C bzw. 20°C am Vortag wurde in
beiden Städten mit 26°C ein Sommertag registriert. Beeinflusst von einem
schwachen Höhentief, welches sich von den Pyrenäen zu den Alpen verlagerte,
bildeten sich trotz Hochdruckeinfluss am Boden in diesem Bereich einzelne
Schauer und Gewitter, die aber örtlich begrenzt blieben und meist unter 10 l/m²
lagen. Nur in Perpignan bei den Pyrenäen und an der Bergstation Piotta in der Südschweiz fielen mit 24 l/m² bzw. 40 l/m²
höhere Niederschlagsmengen.
Am
17.07. entfernten sich die Zentren YASMINE I und YASMINE II weiter voneinander,
wobei sich das Hoch YASMINE II im Laufe des Tages durch das sich deutlich
abschwächende Höhenhoch über den Karpaten auflöste. Somit wurde die Antizyklone
YASMINE I für die verbleibende Zeit wieder als Hoch YASMINE bezeichnet und lag
mit dem Zentrum und einem Kerndruck von knapp 1027 hPa vor der Südwestküste
Irlands. Mit 32°C als Tagesmaxima verzeichnete London den höchsten Wert im
Einflussbereich des Hochdrucksystems. In Deutschland gab es bis auf einige
Quellwolken im südlichen Mittelgebirgsraum und einigen Wolkenfeldern im
Nordwesten keine nennenswerten Beeinträchtigungen für den Sonnenschein. So
wurden mit Ausnahme des Küstenbereichs verbreitet 26°C bis 29°C gemessen, am
Oberrhein und Mittelrhein mit bis zu 31°C auch noch etwas höhere Temperaturen. Durch
das weiterhin über Südfrankreich und den Westalpen liegende Höhenhoch bildeten
sich im Tagesverlauf erneut hochreichende Schauer und Gewitter von Nordspanien
bis zum Alpenraum, die zwar örtlich begrenzt, dafür aber auch teils intensiv
ausfielen. Beispielsweise meldete Turin-Caselle in
Norditalien 52 l/m² innerhalb von 12 Stunden und Tortosa
in Nordspanien 24 l/m². Auch im äußersten Südwesten von Deutschland wurden
Schauer beobachtet, die in Lahr und Ohlsbach jeweils
4 l/m² brachten.
Am
18.07. erreichte Hochdruckgebiet YASMINE den flächenmäßig größten
Einflussbereich. Dieser erstreckte sich von den Azoren bis zur Ukraine, sowie
von Schottland bis über den westlichen und zentralen Mittelmeerraum. Der
höchste Luftdruck wurde dabei in Irland mit knapp 1029 hPa gemessen. Damit
konnte sich Hoch YASMINE im Bereich eines neuen Höhenhochs mit Zentrum über
Irland und Wales nochmals leicht verstärken. London und Bournemouth waren die
Städte, die abermals die 30°C-Marke erreichten oder überschritten. Plymouth
reihte sich mit gemeldeten 30°C an diesem Tag ebenfalls in diese Gruppe ein.
Brüssel und Paris lagen mit 29°C nur knapp darunter. Auch über Deutschland
hielt das großräumige Absinken der Luftmassen an. Entlang des Rheins wurde nun auch
an mehreren Stationen die 30°C-Marke überschritten. In Bayern und am Bodensee
gab es ebenfalls Tagesmaxima knapp über 30°C. Die Tiefstwerte in der meist
klaren Nacht lagen dagegen zwischen 16°C und 11°C.
Am
folgenden Tag bildete sich über Irland und Großbritannien ein kräftiges
Höhenhoch, welches von zwei Höhentiefs über dem Nordatlantik und über Finnland
umgeben war. Im Bodenniveau wurde über dem Atlantik ein Tiefdruckkomplex von
Island ausgehend und Tief WERNER über Finnland analysiert, die den Einfluss von
Hoch YASMINA insbesondere über Nordeuropa beendeten. Über West- und
Mitteleuropa änderte sich nichts am Wettergeschehen gegenüber den Vortagen.
Bournemouth und Shannon erreichten mit 30°C ebenso die Voraussetzungen für
einen heißen Tag wie Paris mit 31°C. Die Wetterstationen in Baden-Württemberg
standen dem in nichts nach und meldeten verbreitet ebenfalls um oder über 30°C.
Der Höchstwert wurde erneut in Rheinstetten mit 31,8°C registriert.
Am
20.07. verlagerte sich Hoch YASMINE mit dem Höhenhoch über Schottland zur
Norwegischen See und verlor damit den Einfluss über Mitteleuropa an Tief WERNER
mit Zentrum über Nordwestrussland. Der zurückgehende Einfluss machte sich auch
über Südengland bemerkbar, wo z.B. in London-Heathrow durch anfängliche zähe
Hochnebelfelder nur noch 25°C gemessen wurden. Über Irland war es z.B. in
Shannon und Valentia mit
28°C bis 29°C nochmals etwas wärmer.
Mit
einem Kerndruck von immer noch 1027 hPa, aber einem deutlich reduzierten
Einflussbereich, lag das Hochdruckgebiet YASMINE mit dem Zentrum am 21.07. über
der Südwestküste Norwegens. Hier machte sich die weiterhin im Einflussbereich
vorhandene subtropische Luft durch höhere Tagestemperaturen bemerkbar, z.B. in
Bergen mit 23°C und in Oslo mit 26°C. Trotz des Rückzugs des Höhenhochs nach
Mitteleuropa wurden am 22.07. an der Westküste Norwegens als Kerndruck mit 1028
hPa leicht gestiegene Werte gemessen. In Bergen wurde es an diesem Tag mit 27°C
noch einmal deutlich wärmer als am Vortag.
Im
Laufe der nächsten beiden Tage verlagerte sich Hoch YASMINE entlang der
norwegischen Küste zum Nordkap. Der Kerndruck reduzierte sich dabei langsam und
lag am 25.07. noch bei 1021 hPa. Im Laufe dieses Tages löste sich die
Antizyklone schließlich nach einer beachtlichen Lebensdauer von 15 Tagen auf.
Geschrieben am 31.08.2013 von Matthias Treinzen
Wetterkarte: 17.07.2013
Pate: Wilhelm Hemmerde