Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet YLONKA

(getauft am 29.12.2013)

 

Am 26.12. waren in der mittleren Troposphäre, d.h. einer Höhe von ca. 5,5 km, zahlreiche Höhentiefs über Nordeuropa und dem Nordatlantik bestimmend. Diese erstreckten sich von Grönland aus bis Neufundland, Großbritannien und der Insel Nowaja Semlja. Gleichzeitig wurden zwei großräumige Höhenhochs mit Zentren südlich der Azoren und über dem Kaukasus analysiert. Dazwischen herrschte eine teils kräftige westliche Höhenströmung vor, die von der Ostküste der USA und nördlich der Azoren über Portugal, Algerien, Mitteleuropa und Finnland bis zum Ural verlief. Ein Hochdruckgebiet mit einem Kerndruck von etwa 1034 hPa erschien erstmals über der Ostküste der USA auf der Berliner Wetterkarte.

Am folgenden Tag verlagerte sich das Hochdruckgebiet auf der Rückseite von Tief ERICH mit Zentrum über Irland nach Osten über den Nordatlantik. Es erreichte im Laufe des Tages die Inselgruppe der Azoren. Aus Lajes wurde für diesen Tag eine Höchsttemperatur von 13°C gemeldet. Grund hierfür war die zwischen Tief ERICH und dem Hoch von Grönland herangeführte kühle Meeresluft. Die anschließende Nacht war demnach vergleichsweise kühl, da eine Tiefsttemperatur von 7°C registriert wurde.

Im südlichen Bereich der Höhenströmung verlagerte sich das Hochdruckgebiet weiter ostwärts und erreichte am 28.12. mit seinem Zentrum die Azoren. Die Luft konnte sich im Bereich des Hochzentrums aber nur etwas erwärmen, wodurch in Lajes ein Tagesmaximum von 15°C gemessen wurde.

Da in der mittleren Troposphäre keine Bildung eines stabilen Höhenhochs zu erkennen war und gleichzeitig vor Neufundland ein neues, rasch nach Osten ziehendes Tiefdruckgebiet mit dem Namen FELIX erschien, verlagerte sich auch das Hochdruckgebiet stetig nach Osten und wurde am 29.12. mit dem Zentrum über der Insel Madeira analysiert. An diesem Tag wurde das Hoch auf den Namen YLONKA getauft. In Funchal stieg der Höchstwert der Tagestemperatur bei sonnigem Wetter auf 18°C. Nachts ging der Wert bis auf 13°C zurück.

Im Bereich eines Höhentiefs von Mitteleuropa bis nach Algerien wurde die vom Nordatlantik ostwärts bis zum Ural verlaufende Höhenströmung unterbrochen. Mit dem zugehörigen Bodentief über Süditalien, welches sich kaum nach Osten bewegte und somit die Ostverlagerung von Hoch YLONKA verhinderte, schwächte sich die Antizyklone am 30.12. etwas ab und spaltete sich in zwei Hochzentren auf. Das Hoch YLONKA I wurde mit einem Kerndruck von 1034 hPa über der Iberischen Halbinsel analysiert, die Antizyklone YLONKA II mit einem Kerndruck von 1030 hPa über den Alpen. In Spanien, im Bereich vom Hoch YLONKA I, erreichten die Höchstwerte an der Mittelmeerküste verbreitet 14 bis 17°C, in Madrid war es mit 9°C deutlich kühler. In der folgenden Nacht gingen die Tiefstwerte durch die nächtliche Ausstrahlung und bei schwachem Wind auf etwa 3°C zurück. In Palma auf Mallorca trat sogar leichter Bodenfrost auf. Im Bereich der Antizyklone YLONKA II war es ebenfalls schwachwindig. Hier erreichten die Tagesmaxima z.B. in Zürich 3°C und in Genf 5°C. Außerdem gab es in der folgenden Nacht nicht nur Bodenfrost, sondern mit -1 bzw. -3°C auch leichten Luftfrost.

Hoch YLONKA II überquerte an diesem Tag ebenfalls den Süden und Osten Deutschlands, während der Norden und Westen von Ausläufern des Islandtiefs FELIX beeinflusst wurde. In München und Berlin wurde bei trockenen Verhältnissen jeweils eine Höchsttemperatur von 6°C und 7 bis 8 Sonnenstunden verzeichnet.

Am 31.12. konnte wieder nur ein Zentrum des Hochs YLONKA mit einem Druck von etwa 1032 hPa über Weißrussland und der Ukraine analysiert werden. Gleichzeitig bildete sich in der mittleren Troposphäre ein neues Höhenhoch etwas südlich des Zentrums vom Bodenhoch YLONKA aus und stabilisierte so die weitere Entwicklung. Bereits am 01.01.2014 erhöhte sich der Kerndruck der Antizyklone wieder auf 1034 hPa und auch der Einflussbereich vergrößerte sich deutlich. Hoch YLONKA erstreckte sich von Polen bis zum Südural, sowie vom Baltikum bis zur Türkei. Die Tagesmaxima erreichten eine Spanne von 0°C, z.B. unter Hochnebel in Riga und Vilnius, bis zu 12°C bei wolkenlosem Himmel in Sotschi.

Trotz des neuen Höhenhochs über dem Bodenhoch YLONKA und des dadurch leicht angestiegenen Luftdrucks konnte sich dieses System am 02.01. nicht stationär etablieren, da sich über Mitteleuropa ein kräftiges Höhentief mit den zugehörigen Bodentiefs FELIX und GERHARD ausgebildet hatte und nach Osten drängte. Die Antizyklone YLONKA wurde zwar kaum abgeschwächt, was der beobachtete dichte Hochnebel über Wolgograd und die Höchsttemperatur von -1°C verdeutlichte, aber dennoch über Südwestrussland ostwärts in Richtung Kasachstan und damit aus den Bereich der Berliner Wetterkarte geschoben. Somit erschien das Hoch YLONKA mit dem westlichen Bereich am 03.01. letztmalig und damit nach insgesamt 9 Tagen auf der Berliner Wetterkarte.

 


Geschrieben am 02.04.2014 von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 30.12.2013

Pate: Ilonka Kaiser