Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
YOGI
(getauft
am 02.07.2016)
Das Azorenhoch ist eine breite Zone hohen
Luftdrucks im Raum der Azoren im Nordatlantik, die die meiste Zeit des Jahres
dort bestehen bleibt. Im Verlauf des 2. Juli 2016 sollte sich zum Folgetag ein
neues Hochdruckzentrum in einer Hochdruckbrücke vom Azorenhoch bis über
Westeuropa entwickeln und dort Einfluss auf die Wetterlage nehmen. Aus diesem
Grund wurde das Hoch in der Prognose für den Folgetag von den Meteorologen der
Berliner Wetterkarte auf den Namen YOGI getauft.
In der Bodenwetterkarte von 02 Uhr MESZ des
3. Juli wurde der neue Hochdruckkern YOGI mit einem Luftdruck im Zentrum von etwa
1020 hPa über Süddeutschland analysiert. Dabei gehörte das Zentrum noch zur
Hochdruckbrücke, die sich vom Azorenhoch über die Biskaya und Frankreich bis
Polen zog und direkt der Kaltfront eines Tiefs über Skandinavien folgte. So
hatte sich das Hoch YOGI also noch nicht als geschlossenes Zentrum entwickelt
und umfasste in seinem Einflussbereich mit etwa 700 km Durchmesser den
süddeutschen Raum und die nördlichen Alpen. Hinter der Kaltfront, welche im
Laufe des Tages über Osteuropa zog, setzte sich in der westlichen Strömung
subpolare Meeresluft im Raum von Hoch YOGI durch. Obwohl Hochdruckgebiete im
Allgemeinen für Wolkenauflösung sorgen, schien nicht überall die Sonne.
Besonders in Frankreich, Süddeutschland und dem Alpenraum dominierten tiefe
Wolkenfelder. So registrierten die Stationen in Paris und Saarbrücken
beispielsweise keinen wesentlichen Sonnenschein. Richtung Osten wurde die
Bewölkung immer lockerer und so bekam Stuttgart an die 4 Stunden, Ingolstadt 5
Stunden und München sogar 7 Stunden Sonnenschein. Da Mittel- und
Norddeutschland weiter im Bereich eines sogenannten Troges mit kalter Luft in
der Höhe lagen, wurde die Atmosphäre labilisiert. Das bedeutet, dass
aufsteigende Luftpakete weiter nach oben beschleunigt wurden und sich mit Hilfe
der Sonneneinstrahlung im Tagesverlauf Quellwolken und Schauer bilden konnten.
Diese brachten zum Beispiel in Zernien bei Salzwedel 5,9 l/m² und in Eschwege
11,9 l/m² Regen zwischen 17 und 18 Uhr MESZ. Die teils starken Schauer
entwickelten sich verbreitet auch zu einzelnen Gewitterzellen, welche jedoch
laut der Europäischen Datenbank für Extremwetter, der ESWD, kaum zu großen Schäden führten. Ansonsten schien abseits
der Wolkenfelder auch längere Zeit die Sonne. In Hannover wurden 9 Stunden, in
Berlin im Schnitt 11 Stunden und in Dresden 7 Stunden gemessen. Auch im
südlichen Alpenraum kam es wie in Bern und Schlandern
zu 13 und 12 Stunden Sonnenschein.
Bis um 2 Uhr MESZ des 4. Juli hatte sich
die Hochdruckbrücke mit dem Zentrum von Hoch YOGI etwas nach Norden und Osten
auf knapp 900 km Durchmesser ausgedehnt. Im Osten und Süden wurde das Hochdruckzentrum
YOGI, welches sich leicht auf etwa 1023 hPa verstärkt hatte, weiter von dem
alten Frontensystem des Vortags begrenzt. Von Westen näherte sich derweil ein
schwaches Tief über Frankreich mit seinen Fronten. Die dazugehörigen
Wolkenfelder beeinflussten an diesem Tag den westlichen Sektor des Hochs YOGI.
Entlang der schwachen Fronten fiel im Tagesverlauf leichter Regen, welcher sich
in 6 Stunden zwischen 8 und 14 Uhr MESZ zu Mengen von bis zu 4 l/m², wie im luxemburgischen
Schengen, aufsummierten. In Trier fielen im selben Zeitraum 2,2 l/m² und in
Saarbrücken 0,1 l/m². Später lösten sich die Fronten weiter auf und so kam es
in den folgenden sechs Stunden bis 20 Uhr MESZ überwiegend nur noch zu Mengen
um 0,1 l/m², wie zum Beispiel in Wiesbaden. Im Bereich der Niederschlagsgebiete
konnte sich die Sonne nicht durchsetzen und so registrierten Saarbrücken, Trier
und Frankfurt jeweils nur etwa 1.5, 2 und 3 Stunden Sonnenscheindauer. Im
übrigen Raum der Antizyklone YOGI bildeten sich erneut Quellwolken, welche
jedoch kaum zu Schauern führten, da die labile Höhenkaltluft im Trog etwas nach
Nordosten abgezogen war. So verzeichneten Bremen und Berlin 10 Stunden, Breslau
12 Stunden, Regensburg 8 Stunden und St. Gallen 14 Stunden Sonne. Auch in den
Temperaturen machte sich der Hochdruckeinfluss über Mitteleuropa bemerkbar.
Waren es in der Nacht in Deutschland noch verbreitet einstellige
Tiefsttemperaturen um 9°C, so sorgte die Einstrahlung für Tageshöchstwerte um
23 bis 25°C. Am wärmsten war es Richtung Südwesten. In Riegel bei Freiburg wurden
zum Beispiel 27,2°C als Maximum registriert und auch in Basel und Landeck waren
es 26,0 und 26,7°C.
In der Nacht zum 5. Juli löste sich Hoch
YOGI als abgeschlossenes Zentrum von der Hochdruckbrücke und zog Richtung Osten
über Ungarn. Der Zentrumsdruck war dabei mit knapp über 1020 hPa eher schwach
und es wurden zwei weitere Zentren im Süden und Südwesten von Hochdruckgebiet
YOGI analysiert. Insgesamt beeinflusste die Zone hohen Luftdrucks den Bereich
im Alpenraum, sowie nahezu ganz Osteuropa von Polen über die Westukraine bis
Serbien. Aufgrund der geringen Luftdruckgegensätze am Boden war der Wind sehr
schwach. Im 10-Minuten Mittel wurden kaum Windgeschwindigkeiten über 20 km/h
gemessen. Dennoch gelangte aus Südwesten etwas mildere Luft in den Raum von
Hochdruckzone YOGI. Auf der Ostseite drang dagegen die gealterte subpolare bis
polare Luft nach Osten vor und verdrängte damit endgültig einen sehr milden
Witterungsabschnitt über Osteuropa. Hatte Moskau am 3. Juli noch eine
Höchsttemperatur von über 30°C erreicht, so waren es am 5. Juli schon nur noch
20°C. Mit Ausnahme einiger dünner Wolkenfelder sorgte der Hochdruckeinfluss
weiterhin jedoch für viel Sonnenschein. In Warschau wurden über 10 Stunden, in
Budapest 11 Stunden und in Belgrad sogar etwa 15 Stunden registriert. Möglich
sind hier zu dieser Jahreszeit je nach Region übrigens zwischen 16 und 17
Stunden Sonnenscheindauer pro Tag. Allerdings wird an den Stationen kaum die
maximale Dauer registriert, da die Sonne schon sehr schwach ist, wenn sie flach
steht und beispielsweise von Bäumen verdeckt werden kann. Niederschlag fiel an
diesem Tag im Bereich von Hoch YOGI kaum. Ein einzelnes Niederschlagsgebiet
über Rumänien brachte zwölfstündig bis 20 Uhr MESZ um 0,4 l/m², wie in Balea Lac.
Um 2 Uhr MESZ des 6. Juli wurde das Hoch
YOGI weiter südwestlich über Rumänien analysiert. Der Zentrumsdruck hatte sich
im Vergleich zum Vortag abgeschwächt und lag nun bei etwa 1015 hPa, wobei
weiterhin ein Bereich mit ungefähr 900 km Durchmesser beeinflusst wurde. Die Ausdehnung
in Nord-Süd-Richtung war dabei etwas größer. Von Westen zog ein Tiefdruckgebiet
über Mitteleuropa und verdrängte damit an diesem Tag das Zentrum von Hoch YOGI
schnell weiter nach Osten. Außerdem sorgten dessen Ausläufer für Wolkenfelder
und Niederschläge. Innerhalb der Hochdruckzone, vor den heranziehenden Fronten,
schien jedoch noch einmal weiträumig die Sonne. Am Flughafen von Bukarest
wurden etwa 11 Stunden Sonnenschein gemessen. Bereits zum Abendtermin um 20 Uhr
MESZ waren die Niederschläge entlang der Fronten bis Weißrussland und Rumänien
vorgedrungen und hatten dort zwölfstündig für Niederschlagsmengen von 22 l/m² im
litauischen Laukuva, 17 l/m² im weißrussischen Baranawitschy und 16 l/m² im rumänischen Turda gesorgt. Das Hochdruckgebiet YOGI zog währenddessen
unter weiterer Abschwächung nordostwärts.
Am 7. Juli sorgte der hohe Luftdruck über
Westrussland ein letztes Mal kleinräumig für sonniges Wetter vor den
heranziehenden Fronten. Bis zum Folgetag verließ das nunmehr schwache Hoch YOGI
schließlich nach etwa 5 Tagen Lebensdauer den Darstellungsraum der Berliner
Wetterkarte.
Geschrieben
am 24.08.2016 von Jannick Fischer
Berliner
Wetterkarte: 3. Juli 2016
Pate:
Hans-Joachim „Yogi“ Schneider