Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet YOGI

(getauft am 27.10.2018)

 

Während am letzten Oktoberwochenende 2018 die Tiefdruckgebiete UTA und VAIA das Wetter in Mitteleuropa bestimmten, bildete sich über dem östlichen Nordatlantik eine Hochdruckzone aus, die von Grönland bis zu den Azoren reichte. Da sich zum folgenden Tag ein eigenständiges Hochdruckgebiet abspaltete, welches für mehrere Tage das Wetter Europas mitbestimmen sollte, tauften es die Meteorologen der Berliner Wetterkarte in der Prognose für den 28.10. auf den Namen YOGI.

Erstmalig erschien Hochdruckgebiet YOGI am 28.10. auf den Analysekarten von 00 Uhr UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht. Dabei lag es noch immer verbunden mit einem starken Hochdruckgebiet zentral über dem Nordatlantik mit dem eigenen Zentrum über Trondheim. Dabei wies es einen Maximaldruck von über 1025 hPa auf und umfasste zu Tagesbeginn noch den Osten Islands und ganztägig Skandinavien und die Britischen Inseln sowie den Norden Deutschlands. Durch die absinkende Luftbewegung in Hochdruckgebieten kommt es zur Wolkenauflösung, sodass die Sonne meist lange Zeit scheint. So konnten verbreitet 5-8 Sonnenstunden erfasst werden. Das deutsche Itzehoe verzeichnete 6:48 Stunden Sonne, Dundrennan meldete 7:54 Stunden, während an der norwegischen Station Kautokeino der Bewölkungsgrad von bedeckt am Tag zuvor auf wolkenfreien Himmel zum Abend wechselte.

Zum 29.10. war Hoch YOGI nicht mehr durch gleiche Isobaren, also Linien gleichen Luftdrucks, mit dem ausgeprägten Hoch über dem Atlantik verbunden. Während Tief VAIA in Südeuropa kräftigen Regen brachte, hatte sich Hoch YOGI mit seinem Zentrum über Südfinnland nahe Helsinki positioniert. Der maximale Druck hatte sich auf knapp 1034 hPa verstärkt. Während Großbritannien noch 7-8 Stunden Sonne erreichte, wurde das Wetter Deutschlands nun nicht mehr von Hochdruckgebiet YOGI bestimmt, sodass Itzehoe und auch der Rest Deutschlands an diesem Tag nicht eine Minute Sonne verzeichneten. Derweil geriet neben Skandinavien auch zunehmend das Baltikum in den Einflussbereich des Hochs YOGI. Das estnische Nigula meldete 5:48 Stunden Sonne, nachdem der Himmel tags zuvor unter Einfluss des Tiefs UTA ganztägig bedeckt war. Im finnischen Naturreservat Vaala Pelso, knapp 90 km südöstlich von Oulo, zeigten sich die für herbstliche Hochdruckgebiete typischen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Während die minimale Temperatur -12,7°C betrug, konnte sich die Luft am Tage durch die höchstmögliche Sonnenscheindauer von knapp 8 Stunden auf -3,7°C erwärmen, was zwar noch immer unterhalb des Gefrierpunktes liegt, aber einer recht großen Temperaturdifferenz von 9 Grad entspricht. Obwohl im norwegischen Bardufoss nicht durchgängig die Sonne scheinen konnte, gab es auch dort einen Temperaturanstieg um 9,2 Grad auf maximal -0,1°C.

Mit leichter Verlagerung nach Osten befand sich Antizyklone YOGI um 00 Uhr UTC des 30.10. mit einem auf fast 1045 hPa angestiegenen Maximaldruck südlich von Archangelsk. Da sich Antizyklonen auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn drehen, kommen oftmals besonders kalte Luftmassen an der Ostflanke aus Norden. So auch bei Hoch YOGI. Während im Zentrum minimale Temperaturen von beispielsweise 2,5°C in Sojna auftraten, waren es im weiter östlich gelegenen Pechora minimal nur -13,6°C. Weiter vom Zentrum entfernt wurde es nun zunehmend bewölkter. Während in Severodinsk der eine Zentimeter Schnee des Vortages bei fast ununterbrochener Sonneneinstrahlung wieder schmolz, gab es nur 0,3 Stunden Sonne in Senkursk oder 0,1 Stunden am Abend in Verhnaja Tojma in der Oblast Archangelsk gelegen.

Auch zum 31.10. verlagerte sich Hochdruckgebiet YOGI etwas nach Südosten. Das Zentrum war mit 1045 hPa noch immer stark ausgeprägt und konnte etwa auf halber Strecke zwischen Archangelsk und Wolgograd analysiert werden. Begrenzt durch mehrere Frontensysteme belief sich das Einflussgebiet in etwa auf den europäischen Teil Russlands. Durch die fast stationäre Lage bildete sich am Rand des Einflussgebietes von Hoch YOGI oftmals Dunst oder Nebel aus, der sich nur zäh auflöste. So meldete die Stadt Gagarin, welche sich in Nähe der Warmfront des Tiefs VAIA befand, ganztägig Dunst, der teilweise von leichtem Regen von unter 0,1 mm begleitet wurde. In der Nähe des Zentrums zeigte sich jedoch oftmals die Sonne, sodass wiederum große Temperaturdifferenzen zwischen Tag und Nacht auftraten. In der kontinentalen Polarluft erreichte die Station Shangaly nach anfänglichen -11,4°C Minimaltemperatur -3,3°C, was einer Differenz von 8,1 Grad entspricht. Auch die Station Vohma im zentralen Westrussland wies bei maximalen -4,7°C einen Temperaturanstieg um 7,4 Grad auf.

In den ersten Novembertagen änderte sich an der Lage der Antizyklone YOGI kaum etwas. Sich in 4 Tagen von über 1045 hPa auf noch immer starke 1035 hPa abschwächend lag das Zentrum stets etwas nordöstlich von Wolgograd. Mit dem Weiterzug oder auch der Auflösung der Fronten breitete sich der Einfluss des Hochs und somit auch die erhöhte Sonnenscheindauer bis ans Schwarze Meer aus. Während die russische Stadt Kursk nahe der ukrainischen Grenze am 01.11. gar keinen Sonnenschein melden konnte, gab es einen Tag später 4 Stunden Sonne und darauf folgend gar 8 Sonnenstunden. Dass in Kiew die Dauer von 0 auf 9 Sonnenstunden anstieg, zeigte ebenfalls den sich nach Süden ausbreitenden Einfluss. Gleichzeitig bildete sich am 01.11. bereits das nächste Hochdruckgebiet ZOUHIR über Großbritannien, welches bis zum 04.11. stetig ostwärts zog. So verdrängte es Hoch YOGI nach Osten, weshalb dieses am 04.11. zum letzten Mal namentlich auf der Berliner Wetterkarte auftauchte, da es hernach den europäischen Analysebereich verließ.