Hochdruckgebiet
YVONNE
(getauft am 03.12.2015)
Anfang Dezember 2015 bildete sich über Nordamerika ein
Hochdruckgebiet, welches sich im weiteren Verlauf in der westlichen
Höhenströmung nach Osten über den Atlantik verlagerte. Am 03.12. wurde dieses
Hoch in der Prognose für den Folgetag auf den Namen YVONNE getauft, da
ersichtlich wurde, dass mit der fortwährenden, westlichen Höhenströmung das
Hoch YVONNE auf das Wetter in Europa Einfluss nehmen würde. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Hoch YVONNE mit seinem
Zentrum in einer für subtropische Hochdruckgebiete typischen Lage über den
Azoren. Diese Lage ist für die Entwicklung von Antizyklonen deswegen so vorteilhaft,
da die aufsteigende Luft über dem Äquator beziehungsweise der innertropischen
Konvergenzzone eine Gegenbewegung in Form von Absinken erfordert. Diese
Absinkbewegung findet über den Subtropen statt. Das Absinken der Luft ließ den
Luftdruck im Kern von Hochdruckgebiet YVONNE auf ca. 1038 hPa steigen und
sorgte dafür, dass sich in dessen Einflussgebiet die Wolken auflösten. Somit
konnte an diesem Tag auf den Azoren die Sonne 8 bis 9 Stunden scheinen. Des Weiteren wurde der Einfluss von Hoch YVONNE nach
Westeuropa hin von der Kaltfront des Tiefs RUDI, welches über der Nordsee lag,
abgegrenzt. Im weiteren Tagesverlauf
verlagerte sich das Hoch YVONNE hinter der Kaltfront von Tief RUDI nach
Mitteleuropa.
Am 05.12. wurde das Hoch YVONNE in der 00 UTC-Analyse, also jener
um 01 Uhr MEZ, nördlich der Alpen mit einem Kerndruck von ca. 1035 hPa
analysiert. Bis zum Mittag verlagerte sich die Antizyklone YVONNE weiter nach
Südosten bis nach Kroatien. Die Kaltfront von Tief RUDI erstreckte sich von den
Alpen über Osteuropa bis nach Russland. Die Front war aber kaum noch aktiv und
löste sich in den folgenden Stunden auf. Während der
Norden Deutschlands den ganzen Tag unter einer Wolkendecke verblieb, da das Tiefdruckgebiet
TED Einfluss nahm, konnten im Süden Deutschlands verbreitet 7 bis 8
Sonnenstunden registriert werden. In Slowenien gab es 4 bis 7 Sonnenstunden.
Viel Sonne wurde auch in Polen mit bis zu 7 Sonnenstunden sowie in Frankreich
beobachtet. Dort schien die Sonne verbreitet 4 bis 5 Stunden. Hinter der Kaltfront wurde nach Mitteleuropa vorübergehend
etwas kühlere Atlantikluft herantransportiert, so dass die Temperaturen etwas
zurückgingen. Unter den Wolken im Norden Deutschlands und den Benelux-Staaten
wurden nur 9°C erreicht. Im Rheintal wurden bei Sonnenschein Höchsttemperaturen
von 12°C gemessen. Währendessen bildete sich in der Höhe ein Keil aus, womit
ein Gebiet mit hohem Luftdruck in der mittleren Atmosphäre gemeint ist. Dieser
Höhenkeil korrespondierte von nun an mit dem Bodenhoch YVONNE. Das hatte zur
Folge, dass das Hoch YVONNE von der westlichen Höhenströmung abgetrennt wurde
und sich somit im weiteren Verlauf kaum noch nach Osten verlagerte. Dies wird
bereits in der 00 UTC-Analyse am Folgetag deutlich.
Die Antizyklone YVONNE blieb bis zum Folgetag in ihrer Lage fast
stationär und zog im Vergleich zum Vortag nur noch etwas nach Osten, verblieb
aber über der Balkenregion. Der Kerndruck stieg auf ca. 1037 hPa an. Trotz der
Absinkbewegung, welche in Hochdruckgebieten für Wolkenauflösung sorgt, kann es im
Winter vor allem über dem Festland vorkommen, dass sich eine beständige
Hochnebeldecke ausbildet. Das liegt daran, dass durch die langen Nächte und
kurzen Tage die bodennahen Luftschichten kälter sind als die Luft darüber, was
eine Inversion zur Folge hat. Diese Inversion kann durch schwachen Wind
innerhalb von Hochdruckgebieten nicht aufgelöst werden. Die Folge ist, trotz
hohen Luftdrucks, dass tagelang die Sonne verdeckt bleibt.
Im Vorfeld hatte sich in der Nacht bereits eine Hochnebeldecke
ausgebildet, die sich am Tag auf den Satellitenbildern in einer zusammenhängenden
Wolkendecke über die Tschechische Republik, die Slowakei, Ungarn, Kroatien
sowie über Teile von Serbien und Rumänien erstreckte. Dabei wurden große
Unterschiede in der Sonnenscheindauer registriert. So gab es im Süden von
Serbien 6 bis 8 Sonnenstunden, im Norden des Landes hingegen gar kein Sonnenschein.
Auch in Ungarn und der Slowakei wurden keine Sonnenminuten registriert. In
Polen sowie in Ost und Süddeutschland, die sich am Rande von Hoch YVONNE
befanden, bildete sich durch stärkeren Wind keine Hochnebeldecke aus. So wurden
in Warschau 6, in Berlin 4 und in München 8 Sonnenstunden registriert. Die
Höchsttemperaturen unter der Hochnebeldecke waren deutlich niedriger als
anderenorts, wo den ganzen Tag die Sonne schien. In Budapest lag die
Höchsttemperatur bei 5°C, hingegen betrug sie im kroatischen Daruvar 11°C und in Krakau 10°C. Des Weiteren war unter der
Hochnebeldecke der Tagesgang, das heißt der Verlauf der Temperaturen über dem
Tag betrachtet, deutlich geringer ausgeprägt. In Bratislava lag
das Minimum bei 3°C und die Höchsttemperatur nur einen Grad höher bei 4°C.
Am 07.05. erstreckte sich das Einflussgebiet der Antizyklone
YVONNE weiterhin über die Balkanstaaten, den Alpenraum und den Süden von
Deutschland. Das Gebiet mit dem höchsten Druck verlagerte sich zur Adria, wo
rund 1037 hPa gemessen wurden. In der Höhe konnte sich der Höhenkeil weiter
verstärken und blieb dabei stationär. Auch die Hochnebeldecke verblieb in
gleichen Regionen wie zuvor. Die Höchsttemperaturen bei keinem Sonnenschein lagen
bei 4 bis 5°C. Der meiste Sonnenschein wurde über Süddeutschland und Slowenien mit
7 bis 8 Stunden bei Höchsttemperaturen von bis zu 12°C gemessen.
Im weiteren Verlauf des Tages kam es durch die Zyklone SHIGERU zu
einem kräftigen Kaltluftvorstoß über Osteuropa und Westrussland. Die dazu
gehörende Kaltfront erstreckte sich im Bogen von Polen über Osteuropa bis zum
Tiefzentrum über Russland. Vor allem nach Westen war die Front wenig aktiv und
führte nur ein paar Wolkenfelder mit sich. Dadurch wurde in Polen deutlich
weniger Sonne registriert als am Vortag, in Warschau waren es nur noch 1 Stunde
und in Krakau sogar 0 Stunden.
In der 00 UTC-Analyse des 08.12. wurde eine Kaltfront im Bogen von
den Karpaten bis zum Schwarzen Meer analysiert. Hinter der Kaltfront steigt der
Druck durch die kühlere und schwere Luft, so dass sich der Einfluss vom
Hochdruckgebiet YVONNE nach Norden verstärken konnte. Somit gelangten weite
Teile Mitteleuropas und Südosteuropas unter den Einfluss von Hoch YVONNE. Zu
diesem Zeitpunkt befand sich der höchste Druck mit ca. 1040 hPa über der
Slowakei. Die Hochnebeldecke konnte sich nochmals vergrößern und lag nun über
ganz Tschechien, Bulgarien, der Slowakei, Kroatien, Serbien sowie großen Teilen
Polens und Österreichs. Die Sonnenscheindauer fiel dementsprechend gering über
diesen Gebieten aus. Über Deutschland konnte sich, abgesehen vom Donautal,
verbreitet die Sonne durchsetzen. In Stuttgart wurden dabei 7 Stunden Sonne und
eine Höchsttemperatur von 9°C gemessen, in Leipzig waren es 8 Sonnenstunden und
maximal 12°C.
Bis zum darauf folgenden Tag verlor die Antizyklone YVONNE den
Einfluss auf Mitteleuropa. Der Kerndruck betrug rund 1038 hPa. Am 10.12. wurde das Hoch YVONNE zum letzten Mal auf der
Berliner Wetterkarte nördlich des Schwarzen Meers mit einem Kerndruck von 1036
hPa analysiert. Im weiteren Tagesverlauf zog das Hoch YVONNE weiter nach Osten
und verließ somit am 11.12.2015 den Darstellungsbereich der Berliner
Wetterkarte.
Geschrieben am
07.03.2016 von Morten Kretschmer
Berliner Wetterkarte: 05.12.2015
Pate: Katrin Müller