Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ZACHARIAS

(getauft am 05.07.2016)

 

Im Tagesverlauf des 5. Juli bildete sich auf der Vorderseite eines schwach ausgeprägten Höhenkeils, also eines Vorstoßes subtropischer Warmluft in einer Höhe von 5,5 km nach Norden, eine Hochdruckbrücke zwischen 3 Hochdruckzellen, die sich über dem Nordatlantischen Ozean bis über die Azoren erstreckte, aus. Da ersichtlich war, dass sich die östlichste Hochdruckzelle, die mit westlicher Höhenströmung Kurs auf Europa nahm, von dem Hochdruckkomplex als Azorenableger abspalten wird, wurde diese bereits am 5. Juli in der Prognose für den Folgetag von der Berliner Wetterkarte auf den Namen ZACHARIAS getauft.

Am 6. Juli um 00 Uhr UTC, also um 01 Uhr MEZ, konnte das Hoch ZACHARIAS als eigenständiges Hochdruckgebilde mit einem unveränderten Zentrumsdruck zum Vortag von ca. 1025 hPa 400 km vor der bretonischen Küste über dem Nordatlantik analysiert werden. Die Ausdehnung war mit Entfernungen von etwa 150 km in Nord-Süd-Richtung und 500 km in West-Ost-Richtung noch relativ gering. Im Norden und Westen wurde das Hoch von Tief SCHEKIBA und seinen Ausläufern und im Osten von Tief RENATE begrenzt. Ein solches Hoch wird auch als Zwischenhoch bezeichnet. Ein Zwischenhoch kennzeichnet ein ortsfestes Gebiet relativ hohen Luftdruckes, welches in einer Kette aufeinanderfolgender Tiefdruckgebiete eingebettet ist. Ein Zwischenhoch sorgt in einer Phase mit wechselhaftem Wetter verursacht durch die umgebenden Tiefdruckgebiete für eine Wetterberuhigung in Form von Aufheiterungen, die allerdings nur von kurzer Dauer sind, oftmals nicht länger als 24 Stunden, da meist eines dieser Tiefdruckgebiete rasch heranzieht. Dabei kann schon während des Zwischenhocheinflusses der Wolkenaufzug beginnen. Das Haupteinflussgebiet umfasste Südengland, Frankreich und Spanien. Dort gab es zwischen 9 und 14 Sonnenstunden, in Teilen Frankreichs wie z.B. in Lorient, an der bretonischen Küste liegend, und in der am Mittelmeer gelegenen Stadt Marseille sogar 15 Sonnenstunden. Im Kontrast dazu stehen 0 Sonnenstunden in Irland und 3 bis 7 Stunden Sonne in Schottland, Wales und Nordengland. Dort griffen bereits die Ausläufer von Tief SCHEKIBA über. Deutschland stand bis dato nur unter schwachem Hochdruckeinfluss. So konnten rückseitig von Tief RENATE in Nord- und Ostdeutschland 4 bis 7 Sonnenstunden, ansonsten bis 12 Stunden Sonne verzeichnet werden.

Da das Hoch ZACHARIAS beim Überqueren Frankreichs in ein Gebiet vordrang, dass zuvor noch durch die Kaltfront von Tief RENATE hinsichtlich der Höchsttemperaturen zweigeteilt war, wurden im Norden durch eingeflossene kühlere Luftmassen maximal nur 18 bis 23°C gemessen, während im Süden Frankreichs und in großen Teilen Spaniens durch subtropische Luftmassen südeuropäischen Ursprungs 28 bis 34°C, in Granada am Flughafen sogar 39°C, registriert wurden. Im Tagesverlauf zog das Tief RENATE und sein Frontensystem mit West-Ost-Strömung in Richtung Osteuropa weiter. Somit konnte sich das Hoch ZACHARIAS weiter nach Zentraleuropa ausdehnen. Auf diesem Weg überquerte es Nordfrankreich bis einschließlich Belgien.

Um 00 Uhr UTC des 7. Juli wurde das Hoch ZACHARIAS zwischen Brüssel und Frankfurt am Main mit einem etwas gesunkenen Zentrumsdruck von etwas unter 1020 hPa lokalisiert. Die Hochdruckzelle ZACHARIAS nahm jetzt auf fast ganz Mitteleuropa Einfluss. In ihrem Bereich herrschte meist heiteres Sommerwetter. Daher schienen in Deutschland, über Frankreich, Nordspanien, Norditalien bis in die westlichen Regionen Polens 8 bis 14 Stunden die Sonne. Die Haupteinflussgebiete Westrumänien, Ungarn, Kroatien sowie Serbien konnten 11 bis 15 Sonnenstunden aufweisen. In Budapest gab es mit 15 Sonnenstunden die maximale Sonnenscheindauer in dieser Jahreszeit. Die Küstenbereiche der Nordsee sowie Schleswig Holstein und Großbritannien wurden dagegen bereits vom herannahenden Tief SCHEKIBA erfasst und wiesen daher nur 3 bis 7 Sonnenstunden auf. Durch die Drehrichtung im Uhrzeigersinn von Hoch ZACHARIAS konnten an der Ostflanke durch den Zustrom maritimer Subpolarluft in Polen nur 18 bis 21°C ermittelt werden. Durch die Erwärmung über Land konnten in Budapest schon Höchstwerte von 25°C gemessen werden. Und durch das Einfließen sehr warmer subtropischer Luftmassen aus dem Süden wurden in Italien, Süd- und Mittelfrankreich sowie Spanien 28 bis 34°C registriert.

Bis zum Nachttermin des Folgetages zog das Hoch ZACHARIAS über Süddeutschland hinweg bis nach Ungarn und lag mit seinem Zentrum und einem leicht abgeschwächten Druck von etwa 1017 hPa über Budapest. Der Einfluss beschränkte sich hauptsächlich auf Süd- und Osteuropa und reichte nun von Spanien über Frankreich, Italien und Griechenland bis zum Schwarzen Meer. Von Tschechien, Südpolen und Österreich über Italien, Griechenland, Ungarn und Rumänien wurden überwiegend Sonnenstunden im zweistelligen Bereich ermittelt. So verzeichneten Wetterstationen in Pisa eine Sonnenscheindauer von 10 Stunden, in Bukarest 11 Stunden und in Sofia 14 Stunden. Mit Höchstwerten von über 30°C gab es in Griechenland, Italien, Südfrankreich und Spanien vielerorts einen Heißen Tag oder auch Hitzetag. Aber auch in den restlichen Einflussgebieten konnte immerhin noch ein Sommertag, also eine Tageshöchsttemperatur von über 25°C, vernommen werden. So stiegen in Belgrad, Ostrava und Prag die Temperaturen auf bis zu 27°C an. Dagegen wurde der Norden Deutschlands und Polens bereits durch Ausläufer von Tief SCHEKIBA erfasst. Dort gab es nur noch 1 bis 6 Stunden Sonne.

Im Tagesverlauf zog das Hoch ZACHARIAS unter gleichbleibendem Zentrumsdruck weiter südostwärts, während nachfolgend das Hoch AXEL als weiterer Ableger des Azorenhochs von Südwesten und Tief TIBA von Nordwesten her Einfluss auf Mitteleuropa nahmen. Mit einer sehr viel geringeren Ausdehnung im Vergleich zum Vortag wurde das Hoch ZACHARIAS zum Nachttermin des 9. Juli über der bulgarischen Hauptstadt Sofia ermittelt. Der Einfluss reichte nun nur noch von Ungarn, Rumänien über Bulgarien und Griechenland bis in die Türkei. In diesen Gebieten schien die Sonne zwischen 10 Stunden in Budapest und 14 Stunden in Sofia und Zonguldak, eine Stadt an der türkischen Schwarzmeerküste. Dabei stiegen die Temperaturen auf 28 bis 34°C, an der Ägäis sogar bis 37°C, an.

Bis zum 10. Juli verlagerte sich das Hoch ZACHARIAS unter weiterer Abschwächung mit einem Zentrumsdruck von etwa 1015 hPa bis an die nordtürkische Küste zum Schwarzen Meer, wo es sich im Tagesverlauf rasch auflöste. Daher konnte die Antizyklone ZACHARIAS am 10. Juli um 00 Uhr UTC das letzte Mal in dem Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden.

 


Geschrieben am 27.08.2016 von Lisa-Marie Schulze

Berliner Wetterkarte: 07.07.2016

Pate: Ralf Harmuth