Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ZADOK

(getauft am 05.07.2010)

 


Das Hochdruckgebiet ZADOK spaltete sich am 05.07. am östlichen Rand des großräumigen Azorenhoch ab und wurde noch am gleichen Tag in der Prognose getauft. Am nächsten Tag  erreichte es Mitteleuropa über den Golf von Biskaya und gliederte sich zwischen der östlich liegenden Kaltfront von Tief KARIN und der etwa 1500 km weiter westlich verlaufenden Warmfront von Tief LEONORE in das europäische Wettergeschehen ein. ZADOK besaß zwar anfangs noch einen Kerndruck von über 1030 hPa, dieser reduzierte sich aber rasch, je weiter er sich von dem Azorenhoch entfernte, sodass in den folgenden 4 Tagen Werte um  1024 hPa gemessen wurden.

Über Deutschland machte sich ZADOK erstmals am Abend des 06.07. bemerkbar, als hinter der Front eines abziehenden Tiefs in der eingeflossenen Kaltluft der Himmel weitgehend aufklarte. Die Tiefsttemperaturen sanken dementsprechend auf einstellige Werte. Am Tage lag das Zentrum genau über Deutschland und konnte sich dann vor allem in der Westhälfte Deutschlands mit seiner Warnluft durchsetzen. Beispielsweise stieg die Temperatur in Bendorf am Rhein von 24,0°C am Vortag auf 30,7°C. Nicht weniger beeindruckend waren die Tiefstwerte. Flussabwärts des Rheins wurden in Köln in der vorangegangenen Nacht noch 9,1°C als Tiefsttemperatur gemessen, in der folgenden waren es mit 18,7°C fast 10 Grad mehr. In der Osthälfte Deutschlands benötigte ZADOK noch einen weiteren Tag, um sich, wie in der Westhälfte, mit Sonnenschein und sommerlich heißen Temperaturen durchzusetzen. Es bildeten sich immer wieder zum Teil recht dichte Cumulusfelder, sodass dort nicht nur die Sonne mit 3 bis 4 Stunden unter der maximal möglichen Dauer von etwa 15 Stunden schien, sondern auch die Höchsttemperaturen mit 22 bis 23°C noch weit hinter denen im Westen zurücklagen.

Am 08.07. befand sich das Zentrum von ZADOK über dem Süden von Polen, sodass der Wind von einer kühlen Nordwestströmung auf eine warme Südostströmung drehte. So erreichte Berlin erstmals die 30°C-Marke in seinem Einflussbereich, während entlang des Rheins schon Höchsttemperaturen bis 34°C gemessen wurden. Ähnlich hohe Temperaturen wurden auch aus Frankreich und der Schweiz gemeldet, wie 36°C aus Bordeaux und Toulouse, 33 bis 34°C aus Paris, Lyon, Marseille und Genf. Dort machten sich am folgenden Tag aber von Westen her zwei kleinere Tiefdruckgebiete, Ableger von Tief LEONORE über Island, bemerkbar, die trotz Abschwächung noch einige größere Gewitterkomplexe erzeugten, aber nur vorübergehend eine Abkühlung brachten. In Deutschland konnte sich die Luftmasse von ZADOK weiter erwärmen und ließ die Temperaturen, abgesehen den Küstenbereich und die Mittelgebirgsregionen, über 30°C steigen, den höchsten Wert meldete Köln mit 36,5°C. Diesem heißen Tag folgte vielerorts eine tropische Nacht, bei der die Temperaturen nicht unter 20°C zurückgingen, z.B in Berlin, Hamburg, Dresden und Stuttgart.

Während sich Hoch ZADOK weiter langsam zum Baltikum verlagerte, nahm am 10.07. und 11.07. die Hitze in Deutschland noch weiter zu, in der nicht nur die Jahreshöchstwerte an vielen Stationen gemessen wurden, sondern auch vereinzelt neue Rekordwerte, so erreichte Bendorf 38,8°C, Köln 37,2°C und Genthin bei Magdeburg 38,0°C. Aber auch die verschiedenen Berliner Messstationen registrierten Werte über 37°C. An der Station Berlin-Dahlem wurde der Rekord von 37,7°C aus dem Jahre 1994 mit 37,3°C aber knapp verfehlt.

Die Konvergenzlinie, die von den beiden kleineren Tiefs übrig geblieben ist und einen Zusammenstrom von zwei entgegengesetzten Winden kennzeichnet, was zum Aufsteigen dieser an der Linie führt, überquerte am 11.07. Deutschland von West nach Ost, sorgte aber nur im äußersten Westen mit bis zu 35 Litern pro Quadratmeter für größere Niederschlagsmengen. Sie schwächte sich jedoch rasch ab und brachte dem Rest von Deutschland nur gelegentliche Niederschläge. Allerdings gab es eine merkliche Abkühlung um etwa 10 Grad, sodass die Höchsttemperaturen verbreitet nur noch bei Werten um 28°C lagen.

Währenddessen zog das Zentrum von ZADOK in den Nordwesten Russlands und setzte dort die schon länger andauernde Hitze- und auch Trockenperiode fort. Die Höchsttemperatur meldete Wolgograd am 11.07. und 12.07. mit je 39°C. Obwohl sich Hoch ZADOK dank der hochreichenden Warmluft über Westrussland noch einige Tage behaupten konnte und der Region weitere heiße Tage mit Temperaturen über 30°C brachte, wurde es im Laufe des 16.07. von der sich aus Westen nähernden Front von Tief OLIVIA und dem direkt folgenden Hoch ACHILLES abgelöst und erschien an diesem Tag letztmalig auf der Berliner Wetterkarte. Das Hochdruckgebiet ZADOK erreichte eine Lebensdauer von etwa 11 Tagen.

 


 


Geschrieben am 30.08.2010 von Matthias Treinzen

Wetterkarte: 08.07.2010

Pate: Marion Krück