Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
ZELLA
(getauft
am 30.07.2019)
Die Anfänge von Hoch ZELLA reichen
zurück bis in die letzten Julitage. Zu diesem Zeitpunkt war das Wetter über dem
westlichen Europa von erhöhter Tiefdruckaktivität der Tiefs WOLFGANG und
VINCENT geprägt. Dabei beendeten teils kräftige Schauer und Gewitter, verbunden
mit dem Einsickern kühlerer Luft die große Julihitze, bei der nicht nur über
Deutschland und Frankreich mehrfach Temperaturen von über 40°C gemessen wurden.
Nachfolgend kam es zum Vorstoß warmer Luft aus Süden in der Höhe, einem
Hochdruckkeil, von den Azoren in Richtung Westeuropa. Die hieraus entstehende
Antizyklone sollte den Prognosen nach für eine Stabilisierung des Wetters in
Mitteleuropa sorgen, verbunden mit freundlichem, sonnigem und wohl temperiertem
Sommerwetter. Und so wurde das entstandene Hoch bereits am 30. Juli auf den
Namen ZELLA getauft.
In den Frühstunden des 31. Juli
konnte das Hoch erstmals auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden. Das
Zentrum befand sich mit einem Luftdruck von etwas über 1020 hPa über der
Biskaya. In den folgenden Stunden bildete sich hieraus eine abgeschlossene
Antizyklone, die sich, ohne nennenswerte Druckänderung, über Frankreich hinweg
bis zum 01.08. bis in den Alpenraum verlagerte. Bereits an diesem Tag brachte
Hoch ZELLA freundliches Wetter über weiten Teilen Frankreichs und die
Temperaturen erreichten in der einsickernden, kühlen Atlantikluft 20-25°C.
Zum Start des Augusts schien
zunehmend auch in Österreich, der Schweiz, sowie Süddeutschland und Tschechien
die Sonne. Denn hinter den abziehenden Regenwolken eines Tiefausläufers stieg
auch hier der Luftdruck. Im Einfluss der Antizyklone erreichten die
Temperaturen über Deutschland meist 25-26°C, über der Osthälfte Frankreichs,
aber auch in der Schweiz, Österreich und Tschechien auch 2-3 Grad mehr.
Doch so richtig Einfluss gewann das
Hoch noch nicht. Zu diesem Zeitpunkt war die Wetterlage über Westeuropa alles
andere als stabil. Mit Ausnahme des russischen Teils befand sich nahezu
Gesamt-Europa im Bereich nur schwacher Luftdruckgegensätze, wobei die Spanne
zwischen 1010 hPa und 1020 hPa lag. So verwundert es vielleicht weniger, dass
die Hochdruckzelle am 01.08. fast vollständig aus dem Bodendruckfeld verschwand.
Gleichzeitig entwickelte sich stromabwärts über der Biskaya und Südfrankreich
ein kleinräumiges Gewittertief, welches mit der Höhenströmung gen Mitteleuropa
gesteuert wurde.
Wo genau sich das Zentrum von Hoch
ZELLA am 02.08. befand, lässt sich mit Wetterkarten kaum nachvollziehen. Fest
steht, dass es an diesem Tage zu einer Neuorganisation bzw. Transformation der
Antizyklone kam. Begünstigt durch einen neuerlichen Vorstoß des Azorenhochs
bildete sich eine schwache Hochdruckzone zwischen Iberischer Halbinsel, Biskaya
und den Britischen Inseln aus. So stellte sich allgemein freundliches Wetter
über England, Frankreich und Spanien ein. In London führte dies neben 7
Sonnenstunden zu Temperaturen bis 26°C, Paris meldete 10 Stunden Sonne und
28°C, Bordeaux 29°C bei 13 Stunden und in Barcelona waren es 27°C bei 13
Stunden Sonne.
Am frühen Morgen des 03.08. wurde
Hoch ZELLA mit Zentrum über den Britischen Inseln lokalisiert, wo der Luftdruck
um oder knapp über 1020 hPa lag. Im mittelenglischen York wurde z.B. um 00 Uhr
UTC, was 02 Uhr MESZ entspricht, ein Luftdruck von 1021 hPa gemessen. Der
Hochdruckeinfluss reichte zu diesem Zeitpunkt über Großbritannien hinaus bis
nach Frankreich und den Benelux-Staaten. Im Tagesverlauf verlagerte sich die
Antizyklone mit Schwerpunkt allmählich Richtung Deutschland, was sich jedoch
kaum bemerkbar machte. Tiefer Luftdruck und kühle Temperaturen in höheren
Luftschichten sorgte über Teilen der Mitte, des Südens und Ostens Deutschlands
bis nach Tschechien und Österreich für verbreitete Schauer und einzelne
Gewitter. Auch über den Britischen Inseln zogen neue Regenwolken eines sich
nähernden Atlantiktiefs auf. Und so brachte Hoch ZELLA an diesem Tage lediglich
über Frankreich und Spanien freundliches Wetter mit mehr als 10 Stunden Sonne.
Dazu erreichten die Temperaturen nahe oder knapp über 30°C, über Zentralspanien
teils auch mehr als 35°C.
Am 04.08. konnte sich Hoch ZELLA
vorübergehend über Mitteleuropa festigen, es bildete sich bis zum Mittag eine
abgeschlossene Antizyklone. In der 14-Uhr-Analyse der Berliner Wetterkarte
wurde es mit gleich zwei Zentren analysiert, einem über Niedersachsen und
Holland, dem zweiten über Österreich und Niederbayern, der Luftdruck hier
jeweils knapp über 1020 hPa. Trotzdem stellte sich nicht überall "lupenreines
Hochdruckwetter" ein, auch wenn die Schauer und Gewitter seltener wurden.
Dies lag zum einen an höhenkalter Luft, die sich weiterhin über dem östlichen
Mittel- und Osteuropa befand, zum anderen an den weiter nur gering ausgeprägten
Luftdruckunterschieden am Boden. Immerhin, im Vergleich zum Vortag, konnte sich
die Sonne zwischen Rhein, Elbe, Weichsel und Alpenrand häufiger zeigen, meist
sogar 10 oder mehr Stunden. In der durch das Hoch herantransportierten mäßigwarmen Atlantikluft stiegen die Temperaturen über
Mitteleuropa allgemein auf 25-30°C. Auch Frankreich befand sich noch im
Einfluss des Hochs, hier lagen die Maxima mit um 30°C ähnlich dem Vortag.
Beispielsweise wurden in Frankfurt am Main bei 11 Stunden Sonne 29°C gemessen,
im französischen Orleans bei ähnlichen Sonnenanteilen 33°C, in Hamburg jedoch
bei zumeist dichter Bewölkung nur 22°C.
Mit der allmählichen Verlagerung des
Schwerpunkts von Mitteleuropa in Richtung Balkan gewann Hoch ZELLA am 05.08. an
Einfluss auf das Wetter in Südeuropa, verlor ihn allerdings über Mittel- und
auch Westeuropa. So rückte vom Atlantik Tief XAVER mit seinen Ausläufern,
vielen Wolken und Niederschlägen über Frankreich, Benelux und Deutschland bis
Polen und Tschechien vor. Dagegen präsentierte sich das Wetter von Italien über
Kroatien und Ungarn bis nach Griechenland verbreitet sonnig bei meist 12-13
Stunden Sonne und sommerlich warm bis heiß. Beispielsweise stiegen die
Temperaturen in Rom bis auf 31°C, im kroatischen Zadar
auf 30°C, Budapest meldete 28°C, Zagreb 29°C und in Athen wurden 32°C gemessen.
In den folgenden 3 Tagen verlagerte
sich Hoch ZELLA recht zügig weiter ostwärts über den östlichen Balkan und das
Schwarze Meer in Richtung Kasachstan. Im Einfluss der Antizyklone hielt sich
der freundliche, heitere Wettercharakter mit sommerlichen Temperaturen um die
30°C. Für die Jahreszeit über Süd- und Südosteuropa ein paar Grad unter dem
Durchschnitt. Was das Hoch genau bewirkte, lässt sich ganz gut anhand der
Wettermeldungen aus diesem Gebiet nachvollziehen. Beispielsweise stieg der
Luftdruck in Varna am Schwarzen Meer von 1014,5 hPa am 05. August auf 1016,6
hPa am 07. August, um anschließend langsam wieder zu sinken. Während anfangs
noch kompaktere Quellwolken am Himmel auftauchten, zeigten sich mit steigendem
Luftdruck an folgenden Tagen allenfalls vereinzelt noch dünne Schleierwolken.
Bei zunehmenden Sonnenanteilen von bis zu 13 Stunden stieg die Temperatur jeden
Tag etwas höher bis auf 31°C am 08. August.
Letztmalig konnte Hoch ZELLA in den Frühstunden
des 08.08. auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden. Zu diesem Zeitpunkt
dehnte sich die Zelle vom Schwarzen Meer bis nach Kasachstan aus, das Zentrum
lag über Südwestrussland. In Wolgograd wurde um 00 Uhr UTC ein Luftdruck von
1019,3 hPa gemessen. In den folgenden Stunden entfernte sich das Hoch ZELLA in
Richtung des asiatischen Kontinentes.