Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet ZEUS
(getauft am 07.07.2014)
Am 07. Juli herum
erstreckte sich über dem europäischen Raum in einer Höhe von 5,5 km ein
langgezogener Hochdruckkeil, also ein Vorstoß relativ warmer Luftmassen nach
Norden, von Grönland über Skandinavien hinweg in Richtung Osteuropa. Im
Allgemeinen kommt es auf der Vorderseite eines solchen Höhenkeils zu
Absinkbewegungen der Luft, was am Boden wiederum in einer Luftdruckzunahme resultiert.
So auch in diesem Fall, wobei sich im weiteren Verlauf im Bodendruckfeld eine
eigenständige kleine Hochdruckzelle über dem Raum Spitzbergen entwickelten
konnte.
Für die weitere
Entwicklung prognostizierten die Wettermodelle die Entstehung eines
umfangreichen Hochdruckgebietes über Skandinavien, welches bis ins nördliche
Mitteleuropa und nach Osteuropa Einfluss auf das Wettergeschehen haben würde.
Folglich wurde die neu entstehende Antizyklone am 07.07. in der Prognose für
den Folgetag auf den Namen ZEUS getauft.
Bereits am
Morgen des 08. Juli konnte das Hoch ZEUS mit Zentrum über Spitzbergen und einem
Einflussbereich, welches von Grönland bis zum Nordkap reichte, analysiert
werden. Dabei meldete die Station Ny-Ålesund hier den höchsten Druck mit 1027,9
hPa. In den folgenden Stunden verstärkte sich das Hoch weiter. Diese
Entwicklung wurde gestützt, weil sich gleichzeitig auch in höheren
Luftschichten aus dem Höhenkeil eine abgeschlossene Antizyklone über
Skandinavien herausbildete. Der zunehmende Hochdruckeinfluss brachte vor allem
dem Norden Skandinaviens, speziell Lappland sonnenscheinreiches und warmes
Sommerwetter mit verbreiteten Temperaturmaxima von 28 bis 29°C.
Am 09. Juli um 00 UTC, was 02 Uhr MESZ
entspricht, war das Zentrum des Hochs mit nunmehr knapp über 1030 hPa zwischen
Spitzbergen und dem Nordkap auszumachen. Gleichwohl hatte sich der
Hochdruckeinfluss bereits weiter südwärts nach Skandinavien und zum Baltikum
ausdehnt. Nach einer für diese Jahreszeit milden Nacht mit Tiefstwerten von 18°C
selbst auf Höhe des Polarkreises, so wie in Rovaniemi, wurden tagsüber Werte nahe,
oder knapp über der 30°C-Marke registriert. Aus Narvik, im äußersten Norden
Norwegens wurde sogar ein Maximum von 33°C gemeldet. Dagegen
strömte an der östlichen Begrenzung des Hochs deutlich kühlere arktische
Meeresluft in den Nordwesten Russlands und nach Finnland ein. Dies wird
deutlich, wenn man bedenkt, dass die Luftmassen auf der Nordhalbkugel im
Uhrzeigersinn um das Hochdruckzentrum geführt werden. Somit wurden hier fast 20
Grad kühlere Temperaturen gemessen; in Narjan-Mar am Eismeer beispielsweise
maximal nur 9°C, und in Murmansk lediglich 12°C.
Auch in der darauffolgenden Nacht
blieben diese Temperaturkontraste erhalten. Während in der recht milden Luft
über Skandinavien erneut Tiefstwerte zwischen 16 und 20°C gemessen wurden, sank
die Temperatur im Bereich der einfließenden Arktikluft trotz des
vorherrschenden Polartages im Nordwesten Russlands auf 5° oder darunter. Währenddessen
verlagerte sich der Kern des Hochs weiter südostwärts in Richtung der
Kola-Halbinsel, wobei sich der Hochdruckeinfluss auf den Bereich zwischen dem Skandinavischen
Gebirge und dem Ural vergrößert hatte. In der Folge setzte sich das
sonnenscheinreiche Wetter über weiten Teilen Nordeuropas auch am 10. Juli fort,
mit weiterhin sommerlichen Temperaturen über Schweden und Norwegen und etwas
kühleren Temperaturen weiter östlich davon. So wurden vor allem in den Tälern
des Mittelskandinavischen Gebirges erneut die 30°C-Marke überschritten, in
Sankt Petersburg jedoch zeitgleich nur 16°C
gemessen.
Bis zum 11. Juli hatten sich Position und Kerndruck
von Hoch ZEUS nur geringfügig verändert. Das Zentrum mit etwas mehr als 1025
hPa befand sich nunmehr über Karelien. In Kalliojoki nahe der
finnisch-russischen Grenze wurde zum Beispiel um 00
UTC ein Luftdruck von 1027,9 hPa gemessen. Folglich änderte sich am
Wettergeschehen über Nordeuropa im Vergleich zu den Vortagen kaum etwas. Die
Satellitenbilder für diesen Tag zeigten weiterhin kaum Wolken über Fennoskandien.
Und auch die warmen Luftmassen konnten sich über Skandinavien halten, wobei
örtlich, wie unter anderem im Raum Oslo, wieder ein Heißer Tag registriert
wurde, für welchen eine Temperatur von 30°C oder mehr erreichen muss. Aber auch über Finnland und Nordwestrussland erwärmte sich
die eingeflossene Subpolarluft nun allmählich, so lagen die Höchstwerte in St.
Petersburg wieder bei 25°C. In Archangelsk wurden sogar 27°C registriert,
nachdem zwei Tage zuvor das Maximum bei nur 13°C gelegen hatte.
Am darauffolgenden Morgen befand sich
die Antizyklone ZEUS mit Zentrum bereits mehrere Hundert Kilometer weiter
südöstlich über dem Nordwesten Russlands. Mit einem Luftdruck von etwas mehr
als 1025 hPa lag es ca. 430 km östlich von St. Petersburg und rund 500 km
nördlich von Moskau im Oblast Wologda. Allerdings
schwächte sich die Antizyklone ZEUS mit weiterer Verlagerung in Richtung
Russland nun langsam ab. Gleichzeitig wurde auch der Einfluss des Hochs auf
Skandinavien geringer. Trotzdem konnte sich das recht freundliche Wetter zwischen
Lappland und Wolgograd zunächst noch halten. Vor allem über Lappland näherten
sich die Temperaturen einmal mehr der 30°C-Marke, so wie in Jokkmokk, in Schwedisch
Lappland, mit 29,3°C.
Bis zum 13. Juli um 00 UTC hatte sich das Hoch ZEUS
bereits in den Bereich der Wolgaplatte verlagert, wo noch ein Luftdruck von
etwa 1024 hPa gemessen wurde. Über der Region Wologda und ein weiteres nördlich von Archangelsk in
der Region Indiga war jeweils ein weiteres Hochdruckzentrum mit einem Druck von
knapp 1024 hPa bzw. 1021 hPa auszumachen. Sonniges Wetter herrschte somit
weiterhin zwischen Nordrussischem Tiefland und Kaspischer Senke, meist bei
sommerlichen Temperaturen zwischen 26 bis 28°C. In Sankt Petersburg wurden 30°C
gemessen.
In den folgenden Tagen verblieb die Antizyklone ZEUS
nahezu stationär mit Zentrum östlich des Moskauer Raums, und einem Druck von
knapp über 1020 hPa. Während über Nord- und Mitteleuropa zunehmend
Tiefdrucksysteme das Wettergeschehen beeinflussten, beschränkte sich der
Einfluss des Hochs lediglich noch auf Westrussland, wurde allerdings auch dort
schwächer.
Am 16. Juli um 00 UTC konnte die Antizyklone ZEUS letztmalig
über dem Raum Moskau mit 1020 hPa analysiert werden, ehe im Tagesverlauf auch
hier die letzten Luftdruckgegensätze zur Umgebung abgebaut waren.
Geschrieben am 14.09.2014 von Gregor Pittke
Berliner Wetterkarte: 11.07.2014
Pate: Jürgen Zühlke