Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ZITA

(getauft am 08.12.2015)

 

Am 5. Dezember 2015 verlagerte sich ein Hochdruckgebiet über die Ostküste der Vereinigten Staaten in den Darstellungsraum der Berliner Wetterkarte. Im Verlauf der weiteren Tage entwickelte sich in der mittleren Troposphäre, was einer Höhe von etwa 5,5 km entspricht, ein ausgeprägter Höhentrog, also ein Kaltluftvorstoß nach Süden, über dem Nordatlantik. Rückseitig dieses Höhentroges befand sich am Boden ein inzwischen ebenfalls ostwärts über den Nordatlantik gezogenes Gebiet höheren Luftdrucks. Korrespondierend dazu entwickelte sich in der Höhe ein schwacher Höhenkeil, also ein Vorstoß warmer Luftmassen nach Norden. Da sich das mittlerweile stark ausgeprägte Hochdruckgebiet in der westlichen Höhenströmung das Wettergeschehen Europas in der folgenden Zeit beeinflussen sollte, wurde es am 8. Dezembers 2015 um 00 Uhr UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, in der Analyse auf den Namen ZITA getauft. Zu diesem Zeitpunkt lag das Bodenhoch ZITA westlich kurz vor den Azoren mit einem Kerndruck von ungefähr 1030 hPa und einer West-Ost-Ausdehnung von etwa 1300 km sowie einer Nord-Süd-Ausdehnung von circa 600 km. Im Laufe des Tages verlagerte sich das Hoch ZITA ostwärts mit der Höhenströmung bis zur Biskaya an der Nordküste Spaniens und der Westküste Frankreichs. Dabei überquerte die Antizyklone, welche Regionen erhöhten Luftdruckes, durch Absinkprozesse in der Atmosphäre hervorgerufen, beschreibt, auch die Azoreninseln und sorgte dort auf der zentralen Inselgruppe für ganztägigen Sonnenschein mit beispielsweise 8 Sonnenstunden in Horta und Höchsttemperaturen von bis zu 17°C.

Bis zum Nachttermin des Folgetages verstärkte sich der Druck im Zentrum auf etwa 1039 hPa. Dabei weitete sich die breite Zone hohen Luftdrucks aus und hatte eine Ausdehnung von etwa 2000 km in West-Ost sowie 900 km in Nord-Süd-Richtung und befand sich damit um 00 Uhr UTC über dem Norden Spaniens und Portugals sowie dem Westen Frankreichs. Durch die antizyklonale, also mit dem Uhrzeigersinn um das Hochdruckzentrum rotierende Luftbewegung, wurden auf der Vorderseite dieses Hochdruckkomplexes maritime, subpolare Luftmassen nordatlantischen Ursprungs nach Süd- und Mitteleuropa geführt und somit die dort vorher vorherrschenden etwas wärmeren Luftmassen der mittleren Breiten verdrängt. Allerdings sanken die Höchsttemperaturen durch den örtlich ganztägigen Sonnenschein mit bis zu 8 Sonnenstunden im nordspanischen Gijon und 7 Sonnenstunden in Paris kaum. So wurden in Gijon Maximalwerte von bis zu 16°C und in Paris bis zu 10°C gemessen. In Deutschland wurden an diesem Tag durch die Überquerung der Kaltfront des Islandtiefs UWE nur Temperaturen zwischen 7 und 10°C, wie z.B. am Münchener Flughafen mit 7°C, am Alpenrand bis zu 6°C, registriert. Daher konnten im Osten Deutschlands keine Sonnenstunden, im Westen jedoch durch das Zusammenspiel der postfrontalen Aufheiterungszone hinter der Kaltfront und des im Laufe des Tages herannahenden Hochdruckgebietes ZITA 6 Sonnenstunden registriert werden. Die nach Deutschland eingeflossene frische Meeresluft subpolaren Ursprungs gelangte nun unter den Einfluss der von der Biskaya herangezogenen Antizyklone ZITA.

In der Nacht zum 10. Dezember wurde vielerorts Bodenfrost und im Bereich des Hochdruckkerns auch Hüttenfrost, also Luftfrost 2 m über dem Boden, gemeldet. Das Zentrum befand sich mit einem leicht verstärkten Kerndruck von 1041 hPa um 00 Uhr UTC über Bayern. Dabei sorgte die allgemeine Absinkbewegung der Luftmassen und deren Erwärmung im Bereich der Hochdruckzone ZITA für Wolkenauflösung und windschwaches Wetter in der Südhälfte Deutschlands und damit für vielerorts klare und daher kalte Nächte mit leichtem Frost, wie beispielsweise im bayrischen Hohenpreißenberg mit -1°C und in Stuttgart mit -5°C. Andernorts verhinderte lang anhaltender Nebel die starke Auskühlung und sorgte beispielsweise in Konstanz für positive Tiefsttemperaturen von ca. 2°C. Im Laufe des Tages verschob sich der Hochdruckkern der Antizyklone ZITA nur unwesentlich Richtung italienischer Alpen. In Nord- und Mitteldeutschland wurden bei Höchstwerten von 6 bis 8°C 5 bis 7 Sonnenstunden registriert. Vor allem in Franken, den südlichen Landesteilen Thüringens und in den Donauniederungen war es tagsüber anhaltend dunstig- oder neblig-trübe, so dass in Ulm bei einem Maximum von -1,2°C ein Eistag, also ein Tag, an dem die Lufttemperatur stets unter 0°C bleibt, verzeichnet wurde. Dort, wo sich allerdings der Hochdruckeinfluss von Hoch ZITA durchsetzen konnte, gab es ganztägig Sonnenschein. So schien in Baden-Württemberg verbreitet längere Zeit die Sonne und ebenso in einigen Regionen Südbayerns, wie z.B. in München, wo bei 8 Sonnenstunden eine Höchsttemperatur von 8°C registriert wurde. Am Flughafen nordöstlich der Stadt wurden dagegen nur 12 Minuten Sonne verzeichnet bei einem Maximum von 3,4°C.

Im Laufe des 10. Dezembers entwickelte sich in einer Höhe von etwa 500 hPa, also in etwa 5,5 km, ein starker Höhenkeil über Südwesteuropa aus. Dadurch konnten sich am Boden weitere Hochdruckgebiete bis zum Folgetag bilden. Bis 00 Uhr UTC zog das Zentrum der Antizyklone ZITA mit leicht vertieftem Kerndruck von circa 1035 hPa in etwa auf Höhe der italienischen Alpen. Dabei weitete sich die Zone hohen Luftdrucks aus und verband sich mit einem Bodenhoch über den Karpaten. Dennoch blieb die Hochdruckzelle für den Süden Deutschlands wetterbestimmend. Somit wurden an diesem Tag im Süden Frankreichs, im Norden Italiens, in der Schweiz, in Osterreich und in Süddeutschland viele Sonnenstunden von etwa 6 bis 8 Stunden gemessen. So wurden in Nizza 8 Stunden Sonne, an der Bergstation Monte Generoso an der italienisch-schweizerischen Grenze 6 Sonnenstunden und in Graz 7 Sonnenstunden registriert. Dabei wurden Höchsttemperaturen von 6°C in Venezia bis 10 °C in Turin erfasst. An den Küsten war es durch den Mittelmeereinfluss deutlich wärmer mit beispielsweise 16°C in Cannes oder bis zu 18°C in Alistro auf Korsika. Nachts gingen die Temperaturen auf bis zu -4°C an der italienischen Station in Istrana und auf 8 bis 12°C in Mittelmeernähe zurück.

Bis zum 12. Dezember um 00 Uhr UTC spaltete sich das Zentrum des Hochdruckgebietes ZITA in zwei Zentren auf. Das Hoch ZITA I befand sich mit einem Luftdruck von etwa 1030 hPa über Belgrad und das Hoch ZITA II lag mit einem Druck im Zentrum von ungefähr 1033 hPa etwa 100 km südöstlich von Bordeaux. Das Hoch ZITA II sorgte in Südfrankreich für reichlich Sonnenschein. So wurden an der Südküste in Marseille 7 Stunden Sonne und in Toulouse 8 Stunden Sonne bei Höchsttemperaturen von 11 bis 15°C registriert. Dagegen wurden in Serbien an der Station Belgrad, die sich unter dem Einfluss des Hochs ZITA I befand, nur 2 Sonnenstunden verzeichnet. Der Grund waren Hochnebelstrukturen, die sich nur langsam auflösten. So konnte in dieser Region die Temperatur einen Maximalwert von 5°C nicht überschreiten. In der darauffolgenden Nacht wurde in vielen serbischen Regionen mäßiger Bodenfrost mit Erdbodentemperaturen von bis zu -8°C, wie z.B. in Pozega gemeldet.

Bis um 00 Uhr UTC des folgenden Tages verbanden sich die Zentren wieder zu einem Zentrum mit einem leicht abgeschwächten Luftdruck von etwa 1027 hPa und nahezu gleicher Position wie das Hoch ZITA I am Tag zuvor. Im Verlauf des 13. Dezembers verkleinerte sich zunehmend die Zone des hohen Luftdrucks im Vergleich zum Vortrag und das Zentrum der Antizyklone ZITA wurde zunehmend schwächer und verlagerte sich nur wenige 100 km südlich bis zum Rand der Balkaninsel. Süddeutschland, insbesondere Bayern, lag am Rand des Hochdruckgebietes ZITA und meldete in dieser Nacht bei nur leicht bewölktem Himmel gebietsweise nochmals leichten Nachtfrost, wie etwa -1°C in Ingolstadt. In einigen Regionen Bosniens, Herzegowinas, Montenegros und im Süden Serbiens wurden vielerorts 6 bis 8 Sonnenstunden gemessen, so schien beispielsweise in Niksic 8 Stunden die Sonne und in Krusevac 6 Stunden. Dadurch, dass anfangs noch hochnebelartige Strukturen vorhanden waren, konnten die Temperaturen in Krusevac nur auf maximal 7°C ansteigen, während durch ganztägige Sonneneinstrahlung und die Nähe zum Mittelmeer in Niksic bereits 13°C verzeichnet wurden. In der Nacht zum 14. Dezember wurden in Küstennähe Montenegros und Kroatiens 7 bis 9°C, wie z.B. in Dubrovnik, gemeldet. Im Landesinneren verzeichnete man in der Hauptstadt Bosnien Herzegowinas durch die starke Auskühlung in der sternenklaren Nacht nur -4°C und leichten Bodenfrost.

Am 14. Dezember um 00 UTC lag das Zentrum von Hoch ZITA in etwa über Sarajevo und wies einen im Vergleich zum Vortag nur gering abgeschwächten Kerndruck von circa 1026 hPa auf. Deutlich sichtbar auf der Berliner Wetterkarte ist die Hochdruckbrücke, also eine Zone gleichen erhöhten Luftdruckes, die Hoch ZITA zu dem von den Britischen Inseln über Deutschland gezogenen und nun über Prag liegenden Hochdruckgebiet ANNICE bildete. Im Laufe des Vormittages nahm die Antizyklone ANNICE das Zentrum von Hoch ZITA vollständig in die Zirkulation auf. Daher war der 14. Dezember der letzte Tag, an dem das Hochdruckgebiet ZITA auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden konnte.

 


Geschrieben am 10.02.2016 von Lisa-Marie Schulze

Berliner Wetterkarte: 10.12.2015

Pate: Alexander Fischer (www.seoagentur-seorello.de)