Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ZOE

(getauft am 13.06.2021)

 

In der zweiten Junidekade 2021 stellte sich ein klimatologisch typisches Druckmuster über dem Atlantik ein. Über den Azoren lag ein weit ausgedehntes Hoch und über Island befand sich die meiste Zeit ein kräftiges Tiefdruckgebiet mit Kerndrücken teils unter 980 hPa. Dazwischen stellte sich eine kräftige Westströmung ein, die Fronten, Randtiefs und auch kleine Zwischenhochs zügig nach Osten transportierte. Am 13.06.2021 kam es zu einem kräftigeren Kaltluftvorstoß über dem östlichen Atlantik hinter der Kaltfront von Tiefdruckgebiet ROBERT. Aufgrund der nun nach Süden vorstoßenden kälteren und damit auch schwereren Luftmasse, stieg der Bodenluftdruck deutlich an. Da die Meteorologen der Berliner Wetterkarte (BWK) anhand von Modellprognosen erkennen konnten, dass es sich hier um die Entwicklung eines neuen Hochdruckgebiets handelt, welches in den nächsten Tagen mit hoher Wahrscheinlichkeit über Mitteleuropa ziehen wird, tauften sie dieses Hoch auf den Namen ZOE in der Prognose für den 14.06.2021.

Am darauffolgenden Tag bestätigte sich die Prognose. Hoch ZOE wurde erstmals namentlich gut 500 km westlich von Irland auf der Bodenanalyse der Berliner Wetterkarte erwähnt und fortan unter diesem Namen auch weitergeführt. Im Laufe des Tages zog Hoch ZOE weiter über den südlichen Teil Großbritanniens und sorgte vor allem im Süden von Irland und England für deutlich mehr Sonnenschein als auf dem Rest der Insel. Dies lag daran, dass in einem Hoch die Luft tendenziell absinkt und sich dadurch erwärmt. Da nun die Luft mehr Wasser aufnehmen kann, lösen sich zunächst die Wolkentröpfchen auf und später oft die gesamte Bewölkung. Spitzenreiter in Sachen Sonnenschein war der Küstenort Bournemouth mit 14 Sonnenstunden an der Südküste Englands. Gefolgt von der Universitätsstadt Cork an der Südostküste Irlands mit 12 Stunden und Charlwood etwas südlich von London mit 10 Stunden. Weiter nördlich war der Einfluss von dem sich noch in der Weiterentwicklung befindenden Hochdruckgebiet ZOE nicht stark genug um die Wolken nachhaltig aufzulösen. Hier reichte der Sonnenschein meist für nur 1 bis 6 Stunden.

 

Am 15.06.2021 zog die Antizyklone ZOE, so werden Hochdruckgebiete auch bezeichnet, über die Nordsee in Richtung Dänemark und Norddeutschland. Hierbei verstärkte sich das Hoch nicht wesentlich. Trotzdem brachte Hochdruckgebiet ZOE über England, den Beneluxstaaten und später über Dänemark und Nordwestdeutschland sonniges und sommerliches Hochdruckwetter. Registriert wurden in London 11,  auf Helgoland 12 und in Amsterdam 14 Stunden Sonnenschein. Die Temperaturen waren im Einflussgebiet von Hoch ZOE zweigeteilt. Auf der Westseite der Antizyklone wurde mit südlichen Winden wärmere Luft heran transportiert, sodass in London die Temperaturen am Nachmittag auf sommerliche 27°C anstiegen. Hingegen lag weiter östlich, wo sich am Nachmittag das Zentrum von Hoch ZOE befand, noch die kühlere Luft von der Kaltfront von Tief ROBERT. Trotz des vielen Sonnenscheins wurden dort nur 21 bis 23°C gemessen, wie z.B. in den Beneluxstaaten und dem Norden Deutschlands.

 

In der Nacht zum 16.06.2021 erreichte Hoch ZOE mit seinem Zentrum bereits das Stettiner Haff. Auf der Westseite gelangte an diesem Tag wieder deutlich wärmere Luft nach Mitteleuropa. Über dem Westen Deutschlands wurde aufgrund dessen verbreitet über 30°C und somit ein Heißer Tag registriert.

Auf der 00 UTC, also 02 Uhr MESZ, Bodenanalysekarte des 17.06.2021 befand sich Hoch ZOE mit einem Kerndruck von ca. 1023 hPa etwas östlich von Riga. Das Hoch wurde dabei vom Tiefdruckgebiet STEFAN, welches über Westeuropa analysiert wurde, immer weiter nach Osten abgedrängt. Nichtsdestotrotz hielt der Einfluss noch gerade so bis nach Mitteleuropa an. Im Zusammenspiel mit Tief STEFAN verstärkte sich der Zustrom heißer Luft aus dem Mittelmeer deutlich. Über ganz Mitteleuropa wurden dabei Temperaturen über 30°C gemessen, wie zum Beispiel in Hamburg-Fuhlsbüttel mit 34,4 °C, in Leipzig mit 32°C oder in Wien mit 31°C. Am heißesten wurde es wie die Tage zuvor wieder im Ruhrgebiet mit Werten bis 35°C.

Bis zum Folgetag verlagerte sich Hoch ZOE weiter nach Osten und gewann dabei deutlich an Stärke. Der Kerndruck erreichte im Zentrum direkt über Moskau ca. 1027 hPa. Der Einflussbereich reichte vom Uralgebirge bis nach Polen. Hier lagen die Höchsttemperaturen meist zwischen 27 und 29°C. Besonders heiß wurde es wie die letzten Tage am westlichen Rand des Einflussbereiches, wo die Temperaturen wie zum Beispiel in der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam auf 35,5°C stiegen.

 

Im weiteren Verlauf zog Tief STEFAN weiter nach Osten, musste dabei aber weit nach Norden über Skandinavien ausweichen, da Hoch ZOE weiterhin mit einem kräftigen Kerndruck von etwas unter 1027 hPa über Osteuropa und dem Westen von Russland verharrte. An der Temperaturverteilung über Europa änderte sich nichts Wesentliches. Über dem Osten Deutschlands stiegen die Höchsttemperaturen nochmal etwas höher und erreichten auf dem Tempelhofer Feld in Berlin heiße 36,6°C.

 

In den kommenden vier Tagen wurde die Antizyklone ZOE auf den Bodenkarten östlich von Moskau lokalisiert. Der Druck im Zentrum ging von ca. 1025 hPa auf etwas über 1020 hPa leicht zurück. Über den kompletten Zeitraum brachte ZOE über dem Westen von Russland fast wolkenloses und sonniges Hochdruckwetter. Die Höchsttemperaturen lagen an allen Tagen verbreitet zwischen 33 und 34°C. Am wärmsten wurde es am 23.06.2021 mit Temperaturen bis zu 36°C zwischen Sankt Petersburg und Moskau. Die wärmsten Orte waren Demjansk und Borovici mit jeweils 36,2°C.

 

In der Nacht zum 25.06.2021 schwächte sich Hoch ZOE merklich ab und der Kerndruck betrug nur noch ca. 1015 hPa. Diese Abschwächung wurde durch zwei Tiefdruckgebiete verursacht, welche mit ihren Fronten stetig in das Einflussgebiet von Hoch ZOE in den vergangenen Tagen vordrangen. Zum einen war dort die Kaltfront von Tief WOLFGANG, die von Norden nach Süden zog. Und zum anderen Tief VOLKER, welcher mit seinem Frontensystem von Osteuropa ausgehend nach Osten zog.

 

Auch am darauffolgenden Tag kam dieser Prozess nicht zum Erliegen. Tief VOLKER hatte Sankt Petersburg erreicht und Tief WOLFGANG das Uralgebirge. Durch den folglich weiter zunehmenden Tiefdruckeinfluss und damit einhergehenden Druckfall, löste sich das Hochdruckgebiet ZOE schließlich im Laufe des 26.06.2021 auf und konnte somit auf der 00 UTC Bodenwetterkarte vom 27.06.2021 von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte nicht mehr analysiert werden.