Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet ZOE
(getauft am
22.06.2015)
Am 21. Juni 2015
befand sich über dem Atlantik von den Azoren bis nach Irland eine ausgeprägte
Zone hohen Luftdrucks. Aus dieser bildete sich ein Ableger, der am 22. Juni in
der Prognose für den Folgetag auf den Namen ZOE getauft wurde.
Am 23. Juni wurde
das Hoch ZOE erstmalig auf der Berliner Wetterkarte analysiert. Das Zentrum der
Antizyklone lag dabei um 01 Uhr MEZ über Südirland und wies einen Druck von ca.
1018 hPa auf. Hoch ZOE war zu diesem Zeitpunkt relativ schwach ausgeprägt und
konnte sich nur im Bodenniveau durchsetzen. Eingebettet wurde das
Hochdruckgebiet von zwei umfangreichen Tiefdrucksystemen. Zum einen befand sich
Tief OTTO mit seinem Kern über Südskandinavien, zum anderen zog von Westen ein
unbenanntes Tief heran, welches mit Kern ca. 1500 km westlich von Irland
analysiert wurde und später auf den Namen PASCAL getauft werden sollte.
Dementsprechend verlagerte sich die Antizyklone mit der Grundströmung in
Richtung Südosten und Osten und sorgte für Hochdruckeinfluss zwischen den
beiden Tiefs. Da im Bereich einer Antizyklone eine absinkende Luftbewegung
stattfindet, sorgt dies für eine Wolkenauflösung. Hoch ZOE beeinflusste an
diesem Tag hauptsächlich die Britischen Inseln und Frankreich. Es wurden in
Irland sowie im Westen Englands über 10 Stunden Sonne registriert, wie
beispielsweise in Dublin mit knapp14 Stunden. Im Osten Großbritanniens konnten
sich noch dichtere Wolken halten. In London gab es 4 Stunden Sonne, ansonsten
wurden verbreitet 4 bis 7 Sonnenstunden verzeichnet. Im Norden und Osten von
Großbritannien, wie beispielsweise in Schottland, reichte der Hochdruckeinfluss
nicht aus. Dort blieb es ganztägig bedeckt, aber meist trocken. In der gesamten
Westhälfte von Frankreich wurden 9 bis teils 15 Stunden Sonne gemessen. Nach
Osten hin wurde der Hochdruckeinfluss geringer. In Paris wurden noch 7 Stunden,
an der Grenze zu Belgien und Luxemburg nur noch 2 bis 3 Stunden Sonne
registriert.
Eine Antizyklone
dreht sich im Uhrzeigersinn, eine Zyklone dementsprechend gegen den
Uhrzeigersinn. Durch die Lage von Hoch ZOE und Tief OTTO konnte sich eine
nördliche Strömung einstellen, die maritime Arktikluft vom Nordpolarmeer in
Richtung Süden transportieren konnte. Nach Überströmen der Nordsee fand eine
Umwandlung der Luftmasse in maritime Polarluft statt. Dabei wurden in
Schottland ohne Sonne gerade einmal 11°C erreicht, sonst wurden in
Großbritannien 16 bis 21°C, in Wales bis zu 23°C gemessen. Auch in Frankreich
wurden trotz Sonnenhöchststandes Temperaturen auf gedämpftem Niveau von 18 bis
23°C vermeldet. Nur der Süden Frankreichs profitierte von südlichen Winden, die
von einem kleinen Tiefdruckgebiet über Spanien zustande kamen. Marseille konnte
mit 29°C einen Sommertag vermelden. Von einem Sommertag spricht man, wenn der
Tageshöchstwert 25°C oder mehr, von einem Heißen Tag, wenn das Maximum 30°C
oder mehr erreicht.
Bis zum 24. Juni um
01 Uhr MEZ verlagerte sich Hoch ZOE in Richtung Südosten und befand sich mit seinem
Zentrum über der Bretagne. Das Druckgebiet hatte zu diesem Zeitpunkt eine
West-Ost-Ausdehnung von ca. 1000 km und eine Nord-Süd-Ausdehnung von maximal
800 km, wobei der Einfluss vom Süden Englands bis nach Nordspanien und von
Westdeutschland bzw. der Schweiz bis zur Biskaya reichte. Der Druck im Zentrum
stieg auf 1022 hPa und erreichte rund um Paris die höchsten Werte. Die
Antizyklone konnte nun auch deutlich im 850-hPa-Niveau ausgemacht werden. Das
850 hPa Niveau ist in ca. 1500 m Höhe über NN anzufinden.
Die Nacht zum 24.
Juni blieb im Einflussbereich des Hochs gering bewölkt. Die kühle und von der
Nordsee feuchte Luft konnte sich stark auskühlen. In der noch recht kurzen
Nacht bildete sich gebietsweise Nebel, die Tiefstwerte konnten dabei weit in
den einstelligen Bereich absinken. Es gab in Zentral- und Nordfrankreich
Tiefstwerte von 9 bis 6°C, in manchen Orten, wie in Romorantin auch bis 4°C.
Spitzenreiter war die zentralfranzösische Station am Flughafen Reims-Prunay mit 3,3°C. In Bodennähe konnte sich die
Temperatur noch weiter abkühlen, teilweise wurde mit +1°C nur knapp Bodenfrost
verpasst. Der Süden Frankreichs profitierte weiterhin von milderer Luft, dort
gab es minimal 15 bis 10°C, direkt am Mittelmeer warme 20 bis 15°C. Auch im
Süden Großbritanniens, den Beneluxländern sowie im Westen Deutschlands gab es
einstellige Werte von 9 bis 7°C, in den Ardennen in Belgien bis 6°C. Tagsüber gestaltete
sich das Wetter in Südwesteuropa freundlich. In Frankreich und Spanien gab es
12 bis 14 Sonnenstunden, in Zentralfrankreich unter dem Hochdruckzentrum auch
bis zu 15 Stunden Sonne, wie beispielsweise in Le Mans
oder Lyon. Großbritannien wurde wiederum von der Warmfront von Tief PASCAL
erfasst. Auch Deutschland wurde vom abziehenden Tief OTTO beeinflusst. Dabei
zeigte sich in Großbritannien und Deutschland ein Nord-Süd-Gefälle in Bezug auf
Sonnenstunden. Schottland sowie der Norden und Osten Deutschlands blieben ohne
Sonnenschein. In Richtung Süden nahmen die Sonnenanteile immer weiter zu, im
Süden von Großbritannien und vom Saarland über Baden-Württemberg bis Südbayern
wurden 9 bis 13 Stunden Sonne registriert. Auch die Verteilung der Temperaturen
zeigt dieses Gefälle. In Schottland gab es maximal 10 bis 12°C, in Nord- und
Ostdeutschland 14 bis 17°C, mit den höheren Werten im Süden. Rheinstetten in
Rheinland-Pfalz meldete maximal 23°C und London 24°C. Paris meldete mit 25°C
einen Sommertag, im Süden Frankreichs konnten 26 bis 29°C verzeichnet werden.
Am wärmsten wurde es im südspanischen Cordoba mit knapp 34°C.
Am 25. Juni zog
Hoch ZOE unter weiterer Verstärkung nach Osten. Um 01 Uhr MEZ befand sich das
Zentrum über Österreich. Ein Druck von ca. 1027 hPa konnte dabei in
Zentralösterreich gemessen werden. Unterdessen zog Tief OTTO nach Nordosten und
befand sich über dem nördlichen Bottnischen Meerbusen. Tief PASCAL lag
weiterhin ca. 1500 km südlich von Island und 1000 km westlich von Irland. Dabei
konnte sich Hochdruckeinfluss in großen Teilen Europas durchsetzen. Das
Einflussgebiet von Hoch ZOE reichte dabei über Südskandinavien, Polen,
Griechenland, die Türkei, dem Mittelmeer, Spanien und den Süden
Großbritanniens. In diesen Regionen gab es 9 bis 14 Stunden Sonne. Von
Nordfinnland über Weißrussland bis Rumänien blieb es bedeckt. Dort lag die
Okklusion von Tief OTTO, diese erreichte eine beachtliche Länge von ca. 2500
km. Eine Okklusion ist eine Mischfront. Sie entsteht, wenn die Kaltfront die
Warmfront einholt und diese anhebt. Auch Großbritannien wurde von einen
vorlaufenden Frontensystem von Tief PASCAL beeinflusst. Die Kaltfront befand
sich über Irland, die Warmfront reichte von Schottland bis Mitteldeutschland.
So blieb es im nordwestlichen Großbritannien ohne Sonnenschein. In Nord- und
Mitteldeutschland blieb es bei 3 bis 7 Sonnenstunden mit den höheren Werten
nach Süden hin. Verbreitet wurden 0,1 bis 0,3 mm Regen gemessen, in Schwerin
reichte es mit einem stärkeren Schauer für knapp 7 mm. In
Nordwestgroßbritannien sowie unter der Okklusion wurden nur 14 bis 18°C
erreicht. Im übrigen Deutschland wurden Werte von 20 bis 26°C registriert,
wobei die wärmeren Werte im Südwesten vorzufinden waren, wie beispielsweise in
Köln und in Mannheim mit je 26°C. Mit nun südwestlichen Winden reichte es im
Süden Frankreichs bereits für 32°C. Auch im Süden Griechenlands wurden
Maximalwerte von 33°C registriert. Spitzenreiter in Europa war erneut die
südspanische Stadt Cordoba mit 37,4°C.
Bis zum 26. Juni
änderte sich an der Lage von Hoch ZOE kaum etwas. Das Zentrum bewegte sich
leicht nach Nordwesten und wurde mit knapp 1025 hPa über Südbayern analysiert.
Nachdem Tief OTTO nun für Europa kaum noch wetterwirksam war, dehnte sich der
Einfluss von Hoch ZOE auf nahezu ganz Europa aus. Erneut gab es mit 9 mit 14
Sonnenstunden einen strahlungsreichen Tag. Ausnahme war die Balkanregion. Dort
sorgte ein Kaltlufttropfen für Schauer und Gewitter und einen sonnenscheinarmen
Tag. Ein Kaltlufttropfen ist ein in höheren Luftschichten ausgeprägtes Gebiet
mit kalter Luft. Diese labilisiert die Atmosphäre und
es können sich Quellwolken und nachfolgend Schauer oder Gewitter bilden. Die
Fronten von Tief PASCAL näherten sich nun Mitteleuropa. Die Warmfront reichte
erneut von Schottland bis Mitteldeutschland, die Kaltfont mit einer Länge von
2500 km reichte vom 800 km westlich von Irland liegenden Kerns des Tiefs
bogenförmig bis zu den Azoren. Ähnlich wie am Vortag blieb es in
Großbritannien, Nordfrankreich, den Benelux-Staaten und Nord- sowie
Mitteldeutschland wolkiger. Dort wurden 3 bis 7 Sonnenstunden gemessen, direkt
unter der Warmfront entlang der Ostküste Großbritanniens und von Niedersachsen
bis Brandenburg nur bis 2 Sonnenstunden. Verbreitet gab es in den genannten
Regionen 0,1 bis maximal 4 mm Regen. Die Höchstwerte verblieben auf einem
ähnlichen Niveau wie am Vortag. Die heiße Luft aus Südwesten konnte weiter nach
Nordosten strömen. Das Gebiet zwischen einer Warmfront und der Kaltfront nennt
man Warmluftsektor. Dort kann mit südlichen Winden warme bis heiße Luft nach
Norden vordringen. So stiegen die Temperaturen in Mittel- und Norddeutschland
auf 20 bis 25°C, im Süden auf 25 bis 28°C. Das Saarland, Rheinland-Pfalz,
Baden-Württemberg und die Regionen südlich der Donau profitierten von der Nähe
zum Hochdruckzentrum. Dort gab es 10 bis 13 Stunden Sonnenschein, am wärmsten
war es dabei im südhessischen Offenbach mit 28,4°C. Auch in Frankreich hielt
die Warmluftzufuhr an. In Paris wurden 32°C, im Süden Frankreichs bis zu 34°C
erreicht. Der Hitzeschwerpunkt lag wieder in Südspanien. Sevilla vermeldete
heiße 40,4°C, dicht gefolgt von Cordoba mit 40,2°C.
Im weiteren Verlauf
verlagerte sich Hoch ZOE unter Abschwächung nur minimal nach Süden. Das Zentrum
befand sich um 01 Uhr MEZ des Folgetages erneut über Zentralösterreich mit
einem Druck von ca. 1021 hPa. Von Tief PASCAL spaltete sich ein Ableger ab.
Dieses auf den Namen PASCAL II benannte Drucksystem zog nach Südosten und
befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits über der Nordsee auf der Höhe
Schottlands. Die Warmfront reichte dabei von der Nordsee über Berlin bis
Warschau. Die Kaltfront erstreckte sich ebenfalls von der Nordsee über die
Bretagne, Nordportugal bis zu den Azoren. Das Einflussgebiet von Hoch ZOE
befand sich nun östlich und südlich der Fronten. Beide Fronten kamen im
Tagesverlauf rasch voran. Von Spanien über Frankreich, Italien, Ungarn und
Rumänien blieb es freundlich mit 9 bis 14 Stunden Sonne. Auch im südöstlichen
Großbritannien gab es hinter der Kaltfront um die 10 Sonnenstunden.
Griechenland, Rumänien und die Türkei wurden wiederum von einem Kaltlufttropfen
beeinflusst, sodass es dort bei 3 bis 7 Sonnenstunden blieb. In Deutschland
sorgte die Warmfront für wolkiges und regnerisches Wetter. Bei Temperaturen von
20°C im Norden und bis zu 27°C im Süden gab es verbreitet 5 bis 10 mm, in Mittelgebirgsnähe
auch bis 20 mm Regen. Dabei wurden 1 bis 4 Stunden Sonne, im Westen 5 bis 7, im
Südwesten bis 8 Stunden Sonnenschein registriert. Die Warmluftzufuhr dauerte
unterdessen in Südspanien weiter an, sodass in Sevilla 42,9°C gemessen wurden.
In Frankreich reichte es für Werte von 27°C, ehe im Tagesverlauf die Kaltfront
Abkühlung brachte. In den übrigen Teilen Zentral- und Südosteuropas, die vom
Hoch beeinflusst wurden, gab es Temperaturen von 25 bis 30°C.
Der 27. Juni war der
letzte Tag an dem Hoch ZOE auf der Berliner Wetterkarte namentlich verzeichnet
wurde. Anschließend bewegte sich die Antizyklone unter deutlicher Abschwächung
nordostwärts. Am 28. Juni um 01 Uhr MEZ lag das schwache Hochdruckzentrum von
ca. 1015 hPa über Nordpolen und löste sich in der Folge komplett auf.
Geschrieben am: 06.08.2015 von
Dennis Schneider
Berliner
Wetterkarte: 25.06.2015
Pate:
Michael Werner