Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
ZVEN
(getauft am 23.12.2020)
Das
Azorenhoch ist ein als
Aktionszentrum wirksames Hochdruckgebiet, das sich im Bereich der Azoren im
Nordatlantik ausbildet und eine entscheidende Rolle für das Wetter
Mitteleuropas spielt. Aktionszentren
werden in der Meteorologie Hoch- und Tiefdruckgebiete genannt, die über einem
bestimmten Gebiet der Erdoberfläche häufig auftreten und für das
Wettergeschehen eines größeren Raumes kennzeichnend sind. Dieses
Aktionszentrum liegt, wie der Name bereits vermuten lässt, über dem zentralen
Nordatlantik, etwa über den Azoren. Auch am 23. Dezember lag es über den
Azoren, allerdings etwas nördlicher als normalerweise. Aufgrund der Verlagerung
in den nächsten Tagen und seinem damit einhergehenden Einfluss auf das Wettergeschehen
in Europa wurde dieses Hochdruckgebiet an diesem Tag auf den Namen ZVEN
getauft. Am Tag der Taufe weitete sich der Hochdruckeinfluss nach Norden bis
nach Island aus. Das Zentrum des Hochs mit einem maximalen Druck von 1035 hPa
sollte sich in den nächsten Tagen allerdings gen Osten bewegen.
So
lag Hoch ZVEN an Heiligabend weiter östlich und traf um 00 UTC (01 Uhr MEZ)
bereits auf Irland und weite Teile Großbritanniens. Lediglich der Wirbel GRETA
hielt mit seinen drei Kernen über Europa das Hochdruckgebiet bislang davon ab
den Einflussbereich auch auf Westeuropa auszuweiten. Gut erkennen lässt sich
der Hochdruckeinfluss auf Irland, beispielsweise anhand der Sonnenstunden des
Landes. Registrierten die Wetterstationen dort am 23. Dezember unter Einfluss
der Zyklone GRETA noch weniger als eine halbe Stunde Sonnenschein, wurden am
24. Dezember sogar Werte von bis zu 6 Stunden erreicht, in Dublin, der
Hauptstadt des Landes, gab es sogar 6 ½ Stunden Sonne.
Zum Folgetag, dem 1. Weihnachtsfeiertag, hatte
sich die Lage der Antizyklone, so werden Hochdruckgebiete ebenfalls genannt,
kaum verändert. So lag sie südwestlich von Irland mit einem Druck im Zentrum
von über 1040 hPa. Da die Zyklone GRETA allerdings weitergezogen war, konnte
sich nun auch der Einflussbereich des Hochdruckgebietes deutlich ausdehnen.
Folglich nahm es Einfluss auf das Wetter in Großbritannien, Spanien, den
Beneluxstaaten sowie Teilen Frankreichs. An den meisten Stationen, wurde mehr
Sonnenschein als tags zuvor registriert, wie beispielsweise in Madrid von unter
2 auf knapp 9 Stunden, in Enschede von 0 auf knapp 5 Stunden und in Paris von 0
auf knapp 3 Stunden. Aufgrund des Voranschreitens von Tief HERMINE gen Süden,
welches zu diesem Zeitpunkt noch über Island lag, sollte sich Hoch ZVEN in den
kommenden Tagen aufspalten.
Zwei
Tage später, am 27. Dezember, um 00 UTC war das Hochdruckgebiet ZVEN wie
prognostiziert in mehrere Hochs gespalten. Es gab nun drei einzelne Hochs,
welche mit den römischen Ziffern I, II und III betitelt wurden. Das erste, ZVEN
I, lag mit einem maximalen Druck von über 1025 hPa nordwestlich des Schwarzen
Meeres über der rumänisch-moldawischen Grenze, der zweite, ZVEN II, nur unweit
weiter westlich, mit einem leicht schwächeren Druck im Zentrum von über 1020
hPa über der österreichisch-deutschen Grenze. Das letzte Hoch, ZVEN III,
positionierte sich, getrennt von den anderen Zentren, über der Iberischen
Halbinsel und hat einen maximalen Druck im Zentrum von über 1025 hPa. Durch die
immensen Druckunterschiede von über 65 hPa, welche zwischen Sturmtief HERMINE
nördlich von Großbritannien und den Hochs ZVEN I sowie II entstanden sind,
kommt es in der Region zwischen den Druckgebilden zu stark ausgeprägten Winden.
So wurden verbreitet Werte von über 100 km/h registriert, teilweise sogar über
120 km/h. An der deutschen Station Hallig Hooge in Nordfriesland wurden Werte
von bis zu 104 km/h gemessen, auf Sylt waren es 102 km/h. Den Spitzenwert allerdings
konnte die Station Estaca de Bares nahe der
spanischen Gemeinde Viveiro im Nordwesten des Landes
verbuchen, wo ein Spitzenwert von gut 152 km/h gemessen werden konnte.
Innerhalb
der nächsten 24 Stunden verlagerten sich die Hochdruckgebiete ZVEN I und II in
östliche Richtung, vereinigten sich wieder zu einem Zentrum, dessen
Einflussbereich nun über den gesamten europäischen Teil Russlands sowie der Ukraine
reichte. Das dritte Hoch ZVEN III über der Iberischen Halbinsel löste sich auf.
Durch den Hochdruckeinfluss kam es im Einflussbereich zum Teil zu wenig Luftdurchwirbelung, was zu feuchtem Dunst (Sichtweite von 1
bis 8 km) oder sogar zu Nebel (Sichtweite unter 1 km) führte. So in der
russischen Stadt Gagarin, wo ganztägig feuchter Dunst registriert werden konnte
oder in Kiew, wo sich über viele Stunden dichter Nebel hielt.
In
den folgenden zwei Tagen verlagerte sich das Hoch ZVEN weiter nordöstlich und
verschwand langsam aus dem Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte. Der
letzte Tag, an dem das Hoch auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet war, war
der 30. Dezember. Es lag um 00 UTC mit seinem Zentrum südlich von Perm und
nordöstlich von Wolgograd. Der maximale Zentrumsdruck konnte mit über 1040 hPa
ermittelt werden und der Einflussbereich war von jeweils einem Tiefdruckgebiet
im Westen sowie im Osten begrenzt. Aufgrund der Verlagerung des Hochs weiter gen
Osten war es am Folgetag aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte
gezogen.