Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet AKI

(getauft am 08.05.2020)

 

Die Europareise von Tief AKI begann am 08.05.20, als es zum ersten Mal auf der Wetterkarte analysiert wurde. Der Kerndruck lag dabei nur etwas unter dem Normaldruck von 1013 hPa. Zu der Zeit dominierte ein Keil, also ein Höhenhoch, welches sich von Nordafrika bis Mitteldeutschland erstreckte, flankiert von zwei Trögen, also Höhentiefs, einer über Osteuropa und der andere über dem Nordatlantik, das Wetter Europas. Vorderseitig des Trogs über dem Nordatlantik wurde kontinentale Subtropikluft in die Osthälfte Spaniens advehiert, sodass dort verbreitet die 30°C-Marke überschritten wurde.  An der Atlantikküste Portugals bildete sich durch die Advektion kühler Meeresluft das Tief AKI und brachte zu seinem Einstand dem Norden Portugals und Spanien gleich mal ein paar Gewitter mit, die lokal Unwettercharakter hatten. So wurden in Ourense 27 mm und in San Antolin 20 mm in 12 Stunden gemessen.

Da Tief AKI wohl die Iberische Halbinsel sehr mochte, verlagerte es sich zunächst nicht, nahm aber am 09.05.20 ein Frontensystem auf. Die Warmfront erstreckte sich nahezu zonal von Brest nach Straßburg und die Kaltfront, welche eben durch die Advektion kühler aber feuchter Luft vom Atlantik Richtung Küste entstand, lag um 00 Uhr UTC, d.h. um 02 Uhr MESZ, küstenparallel über Portugal.

Mitteleuropa befand sich unter Hochdruckeinfluss von Hoch PAUL. Tief AKI wollte diesen nun verdrängen und machte sich daher am 10.05.20 nach Frankreich auf.  Durch einen mächtigen Trog über Nordeuropa wurde der vorher erwähnte Keil von der Amplitude etwas gestaucht und verlagerte sich leicht nach Osten. Tief AKI lag immer noch vorderseitig eines Trogs über dem Nordatlantik. Dieser Trog wurde aber von Norden ausgepumpt und verlor an Intensität. Daher erreichte AKI bereits das nächste Entwicklungsstadium eines Tiefs: Es bildete sich eine Okklusionsfront. Diese entsteht dadurch, dass die Kaltfront aufgrund geringerer potentieller Energie schneller zieht als die Warmfront und diese daher einholt. Der Okklusionspunkt, also der Punkt, wo Warm-, Kalt- und Okklusionsfront zusammentreffen, lag nun wenig östlich von Brest, von wo aus sich die Okklusion über dem Atlantik erstreckte. Die Kaltfront verlagerte sich ebenfalls nach Osten und brachte südlich der Pyrenäen Gewitter und Schauer mit sich, die beispielsweise im katalanischen Horta de Sant Joan 83,6 mm Niederschlag mit sich brachten. Aber auch nördlich der Pyrenäen kamen mit bis zu 45 mm in Mont-de-Marsan, ebenfalls in 12 Stunden bis 20 Uhr MESZ, ordentliche Mengen Regen zusammen.

In der Nacht zum 11.05.20 bildete sich ein abgeschlossenes Höhentief mit Zentrum über Andorra, welches aus dem großen Trog über Nordeuropa ausgetropft war. Da Tief AKI Europa nicht alleine erkunden wollte, teilte es sich in zwei Kerne auf. Tief AKI I wurde von diesem Höhentief gespeist und verlagerte sich daher südostwärts. Die Okklusionsfront reichte von Südwestfrankreich bis nach Korsika, wo sie in eine Kaltfront überging. Hierdurch fiel die Nacht hindurch im Stau der Südalpen anhaltender Starkregen. Am dramatischsten war die Lage im nördlichen Piedmont, mit maximal 125 mm in 12 Stunden bis 08 Uhr an der Messtation Camparient. Tief AKI II bevorzugte nördliche Gefilde und machte sich daher fix nach Nordosten auf und lag um 00 Uhr UTC bereits über Polen. Tief AKI II hatte kein Frontensystem, aber eine lange Konvergenzlinie im Schlepptau. Eine Konvergenzlinie ist ein Bereich, wo Luft bodennah zusammenströmt, also konvergiert. Diese Konvergenzlinie verlief parallel zu der Kaltfront von Tief Britta, welches sich über Lappland befand, seine Kaltfront allerdings über Norddeutschland und den Ärmelkanal bis zum Nordatlantik ausstreckte. Im Bereich dieser Konvergenzline kam es zu Gewittern und Schauern, die erneut in Regen übergingen. Dabei wurde ein Streifen vom Spreewald/Lausitz bis ins Breisgau besonders nass.  In Neuhütten/Spessart wurden 46,7 mm und in Michelstadt 43,5 mm in 12 Stunden gemessen.

Zum 12.05.20 zog es Tief AKI I wieder zum Festland zurück. Es wanderte leicht retrograd und befand sich über dem Süden Frankreichs. AKI II wanderte hingegen nach Osten und erkundete nun Weißrussland. Dabei okkludierte nun die zuvor angesprochene Kaltfront von Tief BRITTA, an welcher die beiden AKIs lagen. Vorderseitig hatten diese beiden Kerne, wie unter Tiefdruckgebieten üblich, eine Warmfront, rückseitig eine Kaltfront, welche aber in die Okklusion eingelagert waren.

Das Tief AKI I schloss sich mit einem Bodentief über Nordafrika zusammen und wurde ab dem 13.05. nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet. Vormals AKI II, jetzt also AKI, war über Westrussland angelangt. Das mächtige Tief BRITTA, mit Kerndruck von unter 970 hPa, lag über Spitzbergen, wobei das Frontensystem über Nowaja Semlja reichte und dann in die Warmfront von Tief AKI überging. Dieses hatte um 00 Uhr UTC einen Kerndruck von etwas unter 990 hPa. Die Niederschlagsmengen fielen dabei meistens gering aus, nur in Winnyzja und Pudosch wurden mit 10 bzw. 9 mm in 12 Stunden messbare Mengen erfasst.

Zum 14.05. wanderte die Zyklone AKI weiter nach Norden und brachte sich dabei in eine entwicklungsgünstige Position. Da sie nun vorderseitig des mächtigen Trogs über dem Nordmeer lag, sank der Kerndruck auf unter 985 hPa ab. In den folgenden Tagen bewegte sich Tief AKI dann wieder westwärts und erkundete die gesamte Nordmeerküste von Skandinavien. Die Okklusionsfront lag am 15.05. über der Nordküste Norwegens, von wo aus sich Warm- und Kaltfront über die Barentssee erstreckten. Am 16.05. lag Tief AKI weiterhin mit einem Kerndruck von unter 985 hPa westlich von Norwegen, wobei nun nur noch eine nach Norden verlaufende Okklusionsfront verzeichnet wurde. Am 17.05. wurde das Tiefdruckgebiet AKI als Randtief von Tief ERNA, welches sich über finnisch-russischen Grenzgebiet befand, verzeichnet. Ab dem 18.05. wurde der Wirbel AKI nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet.