Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ALANA

(getauft am 15. Juni 2018)

 

Am 12. Juni 2018 war auf der Berliner Wetterkarte über der Labradorhalbinsel in Kanada erstmalig ein Tiefdruckgebiet zu entdecken, das sich aufgrund von Verwirbelungen auf der Nordflanke eines ausgedehnten Ostküstenhochs gebildet hatte. Im Laufe der nächsten Tage zog es über den Nordatlantik und wurde am 15. Juni um 00 Uhr UTC mit einem Kerndruck von 993 hPa und einer Lage südwestlich von Island als Prognosetaufe für den 16. Juni auf den Namen ALANA getauft. Dabei entspricht UTC, Universal Time Constant, MESZ minus zwei Stunden. Zum Zeitpunkt der Taufe war das Tiefdruckgebiet ALANA als Randtief des Nordmeertiefs ZOEY aufzufassen, weswegen auch Niederschläge in Irland am 15. Juni der Front des Haupttiefs zuzuordnen waren. Um 00 UTC am 16. Juni wurde dann die Westküste Irlands von der okkludierten Front, also einer überlagerten Kalt- und Warmfront, der Zyklone ALANA erreicht. Als Okklusionspunkt wird in der Meteorologie der Ort, wo die beiden Fronten zusammenlaufen bezeichnet; dieser befand sich zum gleichen Zeitpunkt circa 200 km südwestlich von Irland. Die Warmfront verlief von dort quer über die Biskaya bis vor Nordwestspanien, während die Kaltfront weiter westlich einen Bogen über den Nordatlantik, fast bis zu den Azoren, machte. Die Zone tiefsten Luftdrucks befand sich mit 997 hPa südlich von Island und westlich von Schottland. Im Laufe des 16. Juni bewegte sich diese Kerndruckzone nur wenig und war um 00 Uhr UTC am 17. Juni mit 1004 hPa immer noch vor Nordwestschottland. Am Nachmittag hatte sich außerdem eine Ausbeulung der Isobaren (Linien gleichen Luftdrucks auf der Wetterkarte) nach Ost-Südost ergeben, die auf der BWK vom 17. Juni um 00 Uhr UTC als Tief ALANA II dargestellt war. Der vorherige Hauptkern ALANA I wurde am 17. Juni vom nachfolgenden Tiefdruckgebiet BIGI eingenommen, weswegen Tief ALANA II nun zur alleinigen Zyklone ALANA wurde.

Die bereits erwähnte Okklusion hatte am 16. Juni die Britischen Inseln überquert und sorgte dort verbreitet für leichte Niederschläge. Beispielsweise fielen am Malin Head, dem nördlichsten Punkt auf dem irischen Festland, zwischen 00 Uhr und 12 Uhr UTC des 16. Juni 9,0 l/m2, in Belfast 11,0 l/m2 und an der nordenglischen Station Redesdale maximal 14,8 l/m2 an Niederschlag zwischen 12 Uhr und 18 Uhr UTC. Im Süden Englands dagegen blieb es meist trocken. Über der Biskaya wurde die schwach ausgeprägte Warmfront von der nahen Kaltfront eingeholt, bevor der äußerste Zipfel der Bretagne erreicht wurde und im Rahmen des Frontdurchgangs gab es auch an den nordwestlichen Küsten Frankreichs Niederschlagsmengen von bis zu 3 l/m2. Dagegen ging bereits am frühen Nachmittag vom Kern der Zyklone ALANA II eine weitere Okklusion mit Okklusionspunkt bei Helgoland aus, die durch ihre Warmfront in Schleswig-Holstein und Dänemark für Gewitter und durch ihre Kaltfront in Nordrhein-Westfalen für schauerartigen Niederschlag sorgte. Diese Kaltfront zog nachts über Norddeutschland und das dazugehörige Regenband verließ zuletzt gegen 07 Uhr UTC die Insel Rügen. In Dänemark wurden durch die gewittrige Okklusionsfront am 16. Juni maximal 17,8 l/m2 zwischen 11 Uhr und 17 Uhr UTC in Billund gemessen, in Schleswig fielen zwischen 10 Uhr UTC und 15 Uhr UTC sogar 24,0 l/m2 an Niederschlag. In der Nacht zum 17. Juni überquerte der kernnächste Teil der vorderen Okklusion das südliche Ende Norwegens und auch dort gab es infolgedessen Niederschläge von etwa 15,9 l/m2 in wenigen Stunden in Hynnekleiv. Wenig später, ebenfalls in der Nacht, wurde auch die südwestliche Küste Schwedens um Göteborg erreicht, an der es bereits am Vorabend begonnen hatte, anhaltend zu regnen. Mit der Front bewegte sich dieses Regenband im Verlauf des 17. Juni langsam über Schweden; die normalerweise feuchtere norwegische Küste war aufgrund der Bewegung des Kerns von Tief ALANA auf der trockenen Rückseite. Besonders nass wurde es mit 55,3 l/m2 an Regen zwischen 00 Uhr UTC am 17. und 18. Juni in Gustavsfors in Zentralschweden, wovon 21 l/m2 innerhalb einer Stunde vor 19 Uhr UTC fielen. Am Flughafen Oslo wurde nach Gewitter mit Hagel um 18 Uhr UTC eine 12-stündige Niederschlagsmenge von 36,3 l/m2 registriert, aber in Stockholm fielen am selben Tag nur 4,7 l/m2. Des Weiteren kam es aufgrund der sich abschwächenden nachlaufenden Front auch am Nachmittag zu leichten Regenfällen in einem Band durch Dänemark und Schleswig-Holstein. Die vordere Okklusion reichte als reine Kaltfront von der Ostsee über Polen und Süddeutschland bis in die Alpen und auch durch diese kam es zu Gewittern, beispielsweise einer größeren Zelle nördlich von Gorzów Wielkopolski am Nachmittag, die aber keine meteorologische Station mit Niederschlagsmessung touchierte. Zudem gab es am Abend in Oberbayern stärkere Gewitter und Schauer durch die sich nur langsam fortbewegende Kaltfront: in Chieming fielen 30 l/m2 in den sechs Stunden bis 00 Uhr UTC und in Freilassing sogar 78,1 l/m2 an Niederschlag Vermehrt kam es dabei zu Temperaturstürzen um 6 Grad in zwei Stunden, was bei Kaltfrontdurchgängen aber absolut üblich ist.

Im Laufe des 17. Juni bewegte sich die Kerndruckzone von Tief ALANA über die nördliche Nordsee und lag um 00 Uhr UTC am 18. Juni bei einem Minimum von 1007 hPa an der schwedischen Ostküste nördlich von Stockholm. Sie hatte weiter ein vergleichsweise flaches Druckprofil und wurde von zwei dicht beieinander liegenden und schwach ausgebildeten okkludierten Fronten begleitet. Die nachfolgende Front löste sich auf und nur die vordere war noch auf der Berliner Wetterkarte von 00 Uhr UTC am 18. Juni verzeichnet. Diese Okklusion mit Kaltfrontcharakter reichte über die Ostsee, das Baltikum, Polen, Süddeutschland und Südfrankreich bis nach Korsika, war aber meist schwach ausgebildet und teilweise auch nur in der Höhe aktiv. Dementsprechend kam es in den genannten Orten wenn überhaupt nur zu geringen Niederschlagsmengen von unter 5 l/m2 am gesamten 18. Juni. Länger anhaltenden Regen gab es vor allem im schwedischen Teil Lapplands, mit einem Maximalwert von 19,3 l/m2 in Luleå zwischen 04 Uhr UTC und 10 Uhr UTC am 18. Juni. Dank der starken Höhenströmung im 500-hPa-Bereich, also auf einer Höhe von ca. 5,5km über dem Meeresspiegel, bewegte sich der Kern der Zyklone ALANA, welche man mittlerweile als Randtief des deutlich kräftigeren nachziehenden Islandtiefs BIGI betrachten konnte, rasch nach Norden. Gegen 06 Uhr UTC erreichten die ersten Niederschläge die norwegische Nordküste. Die größte Niederschlagsmenge an diesem Tag wurde mit 22,7 l/m2 größtenteils zwischen 18 Uhr UTC und 06 Uhr UTC am 19. Juni an der abgelegenen norwegischen Station Cuovddatmohkki/Finnmark gemessen, ansonsten fielen in Lappland verbreitet zwischen 10 und 15 l/m2. Bemerkenswert sind dabei auch die zum Teil hohen Temperaturgegensätze: in Rovaniemi beispielsweise, einer Stadt nördlich des Polarkreises, wurden um 09 Uhr UTC 20,9°C gemessen, nur eine Stunde später war der Messwert 14,7°C.

Ebenfalls war am 18. Juni auf der Berliner Wetterkarte eine Konvergenzlinie zu erkennen, die sich vom Schwarzen Meer bei Odessa im Süden bis nach Smolensk im Norden zog. Dieses stationäre Gebilde wurde am frühen Nachmittag eingeholt und sozusagen als zusätzliche Warmfront umfunktioniert. Dadurch kam es lokal zu leichten Gewittern. Beispielsweise fielen in Tichwin, 200km östlich von St. Petersburg, am 18. Juni zwischen 12 und 18 Uhr UTC 8,0 l/m2 aus Gewittern und Schauern, im nur wenig mehr als 50km entfernten Yefimovskaya aber nur 1,0 l/m2.

Um 00 Uhr UTC am 19. Juni lag der Kern von Tief ALANA mit einem wieder etwas verstärkten Kerndruck von unter 995 hPa knapp westlich vom Nordkap, begleitet von einer Front, die zunächst als Okklusion über Murmansk und die Kola-Halbinsel und dann als Kaltfront in einem weiten Bogen über Weißrussland bis nach Warschau reichte. Im Bereich der Okklusion, so zum Beispiel in Archangelsk, kam es zu Gewittern. An dieser Station am Nordmeer wurden an diesem Tag um 09 Uhr UTC, 12 Uhr UTC und 18 Uhr UTC Gewitter gemeldet und im benachbarten Severodvinsk wurden durch Gewitter am Nachmittag 20 l/m2 Niederschlag registriert. Zudem kam es an beiden Orten mit dem Durchzug der Warmfront zu einem sehr warmen Morgen mit einer Höchsttemperatur in Archangelsk von 24,1 °C vor 09 Uhr UTC und, nach Durchzug der Kaltfront, einem Rückgang auf 20,7°C um 09 Uhr und 16,3°C um 12 Uhr UTC. Auch an weiteren Orten entlang der Kaltfront gab es Gewitter, die allerdings zu niedrigeren Niederschlagssummen führten.

Die vom Kern ausgehende okkludierte Front im Bereich des Weißen Meeres blieb am 19. Juni mehr oder weniger stationär. Weiter südlich nach verlagerte sie sich aber nach Osten und sorgte so im Raum Kasan am Abend noch für leichte Gewitter. Der Kern von Zyklone ALANA hingegen bewegte sich nach Norden und lag um 00 Uhr UTC am 20. Juni mit einem Luftdruck von 992 hPa südlich von Spitzbergen. Dort war der Frontdurchgang aber eher unspektakulär mit vereinzelten Regen- und Schneefällen und einem Temperaturanstieg von einem Grad zwischen 19 und 23 Uhr UTC. Im Laufe des Tages verlagert sich der Kern von Tief ALANA unter Abschwächung der Druckgegensätze über Spitzbergen hinweg Richtung Nordpol; die weiterhin stationäre Front wurde von Tief BIGI eingeholt und übernommen. Am 21. Juni war das Tief ALANA folglich von der Berliner Wetterkarte verschwunden.