Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  ALBERT

(getauft am 09.12.2005)

 

 

An der lang gestreckten Kaltfront eines Tiefdruckgebietes südlich von Grönland entwickelte sich am 8. Dezember 2005 auf dem mittleren Atlantik ein kleines Wellentief. Aufgrund der günstigen Höhenströmung konnte sich diese Welle weiter vertiefen und wurde am 9. Dezember 2005 auf den Namen ALBERT getauft. ALBERT wies bei seiner Geburt einen Kerndruck von weniger als 1000 hPa auf und zog gemäß der Höhenströmung nach Osten.

Südlich von ALBERT befanden sich zu dieser Zeit die Reste des ehemaligen Hurrikans EPSILON. ALBERT schluckte den ehemaligen Hurrikan und konnte sich durch die immer noch vorhandene Energie des Ex-Hurrikans am 11.Dezember auf weniger als 995 hPa vertiefen. In den Morgenstunden des 11.Dezembers befand er sich südöstlich von Island und hatte so an nur einem Tag mehr als 500 km zurückgelegt. Seine Kaltfront war genauso impulsant. Sie reichte von Island bis zu den Azoren.

Am 12. Dezember drängte ALBERT, dass bis dahin über Mitteleuropa wetterbestimmende  Hochdruckgebiet ANKE nach Süden ab. Sein Zentrum, das mittlerweile einen Druck von weniger als 975 hPa aufwies, hatte sich nach Nordnorwegen verlagert. Zwischen seiner Warmfront, die schon über Russland lag und seiner Kaltfront, über Norwegen, England und der Nordsee, herrschte in Süddeutschland leichte, in Norddeutschland hingegen hochnebelartige Bewölkung vor. Vor allem im Alpenvorland sanken so die Temperaturen in der Nacht vom 11. Dezember auf den 12. Dezember unter -5°C (z.B. München -9,6°C), direkt an den Alpen war es mit -15°C noch kälter (z.B. Oberstdorf -15°C).

An seiner Kaltfront über Norwegen kam es zu starken Niederschlägen. So meldete Trondheim eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 34 l/qm, im Stau der Norwegischen Gebirge wurden sogar mehr als 50 l/qm gemessen (z.B. Harran 52 l/qm). Im norddeutschen Tiefland waren die Niederschläge eher gering. Sie lagen um 1 l/qm (z.B. Berlin-Dahlem 0,8 l/qm)

In den Morgenstunden des 13. Dezembers hatte ALBERTS Kaltfront Deutschland bereits überquert. Die Regenmengen blieben aber wie bereits am Vortag mit 1 l/qm eher gering. Auf der Rückseite der Kaltfront floss Meeresluft subpolaren Ursprungs nach Deutschland ein. Die Temperaturen gingen jedoch kaum zurück, da diese Meeresluft für die Jahreszeit verhältnismäßig mild war. Sie sorgte lediglich dafür, dass die graue Hochnebeldecke im norddeutschen Tiefland stellenweise auflockerte.

Am 14. Dezember schwächte sich ALBERT langsam ab. Sein Kerndruck war auf 990 gestiegen und seine Fronten brachten dem Norden Russlands leichten bis mäßigen Schneefall. Auf Deutschland hatte er zu diesem Zeitpunkt keinen Einfluss mehr.

Unter weiterer Abschwächung verlagerte sich ALBERT bis zum 16. Dezember 2005 weiter in das arktische Meer. Seine Warm- und Kaltfront waren vollständig okkludiert. Am 17. Dezember 2005 war er von der Wetterkarte verschwunden.

 

Insgesamt legte ALBERT auf seinen Weg vom mittleren Atlantik über Norwegen bis in das arktische Meer mehr als 1500 km zurück. Dabei schluckte er den Ex-Hurrikan EPSILON und konnte sich so innerhalb von 48 Stunden um mehr als 25 hPa vertiefen. Aufgrund der enormen Energie von ALBERT waren die Niederschläge mit mehr als 50 l/qm sehr hoch. Mit acht Tagen lebte ALBERT für ein Tiefdruckgebiet überdurchschnittlich lange.

 


Geschrieben am 21.02.2006 von Thomas Schartner

Wetterkarte: 11.12.2005

Pate: Albert Nagel